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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer
Autoren: Kate Pepper
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schrecklicher Furcht einen langsamen und qualvollen Tod starb, mit ihm sterben würde. Und das taten die Mütter auch, die ersten ganz konkret, die anderen dann nur mental, als Snow sein Folterszenario perfektioniert hatte. Er raubte ihnen den Verstand, indem er sie dem Horror unaufhörlichen Miterleidens aussetzte. Er stellte ihre Liebe auf die Probe, sah zu, wie sie sich in Qualen wanden. Er konnte es.
    Wie sich herausstellte, war Snow durchaus nicht so einfältig, wie er aussah. Er war scharfsinnig, einfallsreich und extrem gefährlich.
    »Roger« – Geary war unwohl dabei, aber es musste gesagt werden –, »es tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe.«
    Bell sah ihn mit seinem gesunden Auge scheel an. »Ertappt, nicht wahr?«
    »Damit wirst du mich bis in alle Ewigkeit aufziehen.«
    Bell lachte. »Ja, und das lass ich mir nicht mehr nehmen.«
    »Nur zu. Ich bin bereit zu büßen.«
    »So ganz verstehe ich nicht, wie du ausgerechnet mich im Verdacht haben konntest, alter Freund.« Bell richtete den Blick geradeaus, als sie den Kanal ansteuerten.
    »Wegen der Corvette. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du sie kaufen wolltest?«
    Bell stoppte den Motor, und der Sundancer kam im Marschland zu einem Halt. Hohes Schilf warf seinen Schatten über das Boot. Bell stand auf und kramte in der Tasche seiner Shorts. Dann zog er einen Schlüssel mit einem runden Plastikanhänger, auf dem in Rot STEGNER MOTORS stand, heraus. Geary war nicht erstaunt. Vera Ragnatelli hatte schon bestätigt, dass Ragnatelli’s Vintage Automobiles seit Jahren schon keine Corvette mehr verkauft hatte.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, John.«
    Die Geste bestürzte Geary; es war zu viel, zu schnell, zu spät. »Mein Geburtstag war im Juni.«
    »Besser spät als nie.«
    Geary sah wie gebannt auf den Schlüssel in Bells Hand.
    »Nimm ihn.«
    »Warum?«
    »Du stehst am Anfang deines zweiten Lebens.« Bell grinste und ließ dabei wie immer seine gelben Zähne sehen. Geary fühlte sich augenblicklich noch etwas schlechter als zuvor. »Ich dachte, das könnte dir den Weg versüßen.«
    »Nein danke«, sagte Geary. »Ich hätte das Gefühl, mich an deiner Altersversorgung zu vergreifen.«
    Bell schüttelte den Kopf. »Ich hatte jahrzehntelang gute Jobs, habe Bestseller geschrieben und Honorare als Berater eingestrichen. Dabei ist mehr herausgekommen, als ich in meiner Alterskasse brauche. Ich habe immer allein gelebt, und es macht mir Freude, dir dies Geschenk zu machen, John. Du bist mein engster Freund, und du schuldest mir jetzt auch was. Also nimm ihn an.«
    Aber Geary konnte es nicht. Er hatte für das wenige, was er besaß, sein Leben lang gearbeitet. Dies hier wäre ein Lottogewinn mit dem Schein eines Freundes. »Ich habe mich ja nicht als besonders zuverlässiger Freund erwiesen.«
    »Du hast auf die Tatsachen geschaut«, sagte Bell. »Ich hätte dasselbe gemacht.«
    »Du wärest also auch zu der Überzeugung gekommen, dass ich ein mordender Psychopath bin?«
    »Allerdings.« Bell ließ den Autoschlüssel in Gearys Hosentasche gleiten. »Nebenbei gesagt, er ist vollständig bezahlt.«
    Der Schlüssel brannte in Gearys Hosentasche wie glühende Kohle. Er wollte ihn dort nicht spüren, hatte aber Angst, ihn zu berühren. Doch wenn es Roger so viel bedeutete, würde er den Wagen wohl tatsächlich annehmen müssen. Er musste das Thema wechseln, denn sonst würde er rührselig werden, und das war nicht sein Stil.
    »Also, Roger, nimmst du an, dass Snow dich bei der Auto-Ausstellung mit dem Wagen gesehen hat? Es war ein schlauer Schachzug, das in seine Story einzuarbeiten.«
    »Mich gesehen? Ich habe ihn mitfahren lassen. Er war begeistert. Hat sich gefreut wie ein Junge, der zum ersten Mal auf einem Pony reiten darf. Ich weiß noch, dass ich ihn für einen schlechten Detective und ganz gewiss einen einfältigen Mann hielt.« Roger schüttelte den Kopf. »Ich vermute, dasselbe hat er wohl auch von mir gedacht.«
    »Er hat ein wenig Zeit herausgeschunden und zugeschaut, wie wir rotierten«, sagte Geary. »Hat uns alle zum Narren gehalten.«
    »Also, John, was denkst du nach all diesen Jahren? Wird man als psychotischer Soziopath geboren, oder züchten wir sie heran?«
    »Wenn ich das nur wüsste. Ich würde das Gen patentieren lassen und in ein Gegenmittel investieren.«
    »Du würdest ein reicher Mann werden.«
    »Weißt du, dass er eine weiße Perücke getragen hat?«, fragte Geary.
    »Mister Snow?«
    »Cardoza hat sie heute
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