Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
schlagendsten Beweise zur Verfügung stehen, Konzessionen machen, und ich glaube also, daß keiner von uns beiden den anderen zu fürchten hat. Kommen Sie! Ich höre die Baronin sprechen, und wir müssen ihr das Vergnügen unserer Gesellschaft gönnen.“ –
    Niemand zweifelte mehr daran, daß das Schicksal des Kommissars auch die anderen Insassen des Ballons erreicht habe, und da durch diese Ansicht die Ungewißheit beseitigt war, so legte sich bald die Aufregung, und man schritt nun endlich zur Fortfeier des Festes.
    Nachdem der Umzug durch die Straßen beendet war, begann das Konzert auf dem Festplatz, zu welchem sich eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden hatte. Arm in Arm gingen auch Winter und Säumen auf und ab, und während scheinbar ihre Aufmerksamkeit den Tönen zugelenkt war, richteten sie dieselben auf ganz andere Dinge.
    Säumen war überzeugt, daß sein Anschlag gegen die Luftfahrer gelungen sei; aber die Absicht, deren Ausführung er damit bezweckt hatte, war damit noch nicht erreicht worden, denn von allen Seiten wuchsen ihm neue Feinde und Mitwisser seiner Vergangenheit heran. Das einzige, was ihm übrig blieb, war die Flucht. Zwar hatte er die nötigen Mittel in den Händen; aber sein Begleiter bewachte jede seiner Bewegungen mit scharfem Auge, daß ein Entkommen zu den Unmöglichkeiten gehörte. Aus diesen Gedanken wurde er geweckt durch eine Hand, welche sich auf seine Schulter legte.
    „Endlich ist mir geworden das Glück, zu treffen den Herrn Baron.“
    Es war der Jude, mit welchem er am Vormittag den Kauf abgeschlossen hatte. Ohne Winter zu beachten, fuhr der ängstliche Geschäftsmann fort:
    „Ich habe vernommen, daß verunglückt ist der Herr von der Polizei, welchem ich habe vorgeschossen grausam viel Geld. Was soll ich nun tun mit die Papierchens, welche er hat ausgestellt und die nun sind ohne Wert? Ich werde mir nehmen den Kauf, den er wird haben zu Hause und ihn lassen umschreiben auf meinen Namen.“
    Säumen war es um die Erhaltung seines Geldes zu tun, welches er bei sich führte, und schon hatte er deshalb eine zustimmende Antwort auf den Lippen, als ihm Winter zuvorkam.
    „Das wird nicht leicht möglich sein, mein Lieber. Der Kauf befindet sich bereits wieder in den Händen des Herrn Barons, welcher seine Besitzungen behalten und Ihnen Ihr Geld zurückerstatten wird. Es befindet sich in seiner Tasche, und Sie können es gegen Quittung sofort in Empfang nehmen.“
    Säumen wollte Widerspruch erheben; aber der Jude ließ ihn nicht dazu kommen.
    „Ich habe zu sprechen mit dem Herrn Baron und nicht mit Ihnen. Auch werde ich nicht zurücknehmen das Geld, sondern behalten die Schlösser und Dörfer, welche nun nicht kann besitzen der Herr von Hagen.“
    „Ganz wie Sie wollen! Der Herr Baron hat mich mit der Ordnung dieser Angelegenheit betraut, und Sie werden mich morgen am Vormittage in seiner Wohnung finden. Guten Abend!“
    „Ist das die Meinung auch von dem gnädigen Herrn Baron?“
    „Ja“, antwortete Säumen, „kommen Sie morgen früh zu mir.“ Er war froh, auf diese Weise Zeit gewonnen zu haben, und schritt rasch am Arm Winters weiter. Eben wollten sie nach dem Hotel einbiegen, als sie von weitem angerufen wurden.
    „Halt, heda, Herr Winter! Endlich kriege ich Sie zu sehen. Hab' mich mein Seel' ganz außer Atem geloofen, um Sie zu finden und dabei den Juden aus den Augen lassen müssen. Wissen Sie was Neues und Gutes?“
    „Was denn?“ fragte der Angerufene den Schmied; denn er war es.
    „Ihr Bruder und Wanda sind glücklich davongekommen; aber der Professor ist tot.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Es is vor een paar Minuten 'ne telegraphische Depesche angekommen. Mit dem letzten Zuge werden die beeden wohl da sein. Gehn Sie nur gleich zur Baronin; ich weeß nich, ob die's schon erfahren hat. Die Depesche ist natürlich an das hiesige Telegraphenamt gerichtet gewesen, da Ihr Bruder nicht wissen konnte, wo Sie hier abgestiegen sind. Ich will derweile den Blumenkranz oder Blumentopf, oder wie er heeßt, wieder off suchen.“
    „Das ist nicht notwendig. Er wird selbst kommen, und für jetzt brauchen wir ihn nicht. Kommen Sie mit uns?“
    „Nee, da habe ich noch was Besseres zu tun.“
    „Was denn?“
    „Des werden Sie alleweile schon spüren, wenn es Zeit is!“ Bei diesen Worten sprang er davon, und die Nachblickenden sahen, daß er rechts und links den Begegnenden die frohe Botschaft mitteilte.
    Bei Frau von Chlowicki angekommen, fanden sie dieselbe schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher