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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit
Autoren: Sergej Lukianenko
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hinzugezogen wurden die besten Mitarbeiter … wenn die Moskauer Wache es für notwendig erachtet, jemanden zu schicken … die herzlichsten Grüße an Olga, ich freue mich sehr für dich, du alter Wei …«
    Der Rest des Faxes fehlte. Offenbar folgte nun nur noch Persönliches. Deshalb kriegte ich auch keine Unterschrift zu sehen.
    »Foma Lermont«, teilte Geser mir mit. »Der Chef der schottischen Wache. Ein alter Freund.«
    »Hmm.« In Gedanken versunken zog ich die Silbe in die Länge. »Also …«
    Abermals trafen sich unsere Blicke.
    »Ob er ein Verwandter von Michail Jurjewitsch ist, musst du ihn schon selbst fragen«, sagte Geser.
    »Das meine ich gar nicht. Wei – steht das für Weiser?«
    »Wei steht für …« Geser stockte und schielte mit offenkundigem Missfallen auf das Blatt. »Wei heißt Wei. Das geht dich nichts an.«
    Ich schaute mir die Fotos an. Ein junger Mann, der Unglücksrabe Viktor. Und eine blutjunge Frau. Seine Freundin, da gab es keinen Zweifel. Schließlich noch ein älterer Mann. Viktors Vater?
    »Indirekte Fakten lassen auf einen Überfall von einem Vampir schließen. Aber warum sollen wir uns damit befassen?«, fragte ich. »Es sterben doch immer wieder Landsleute im Ausland. Auch durch Vampire. Haben Sie kein Vertrauen zu Foma und seinen Leuten?«
    »Doch. Aber sie haben wenig Erfahrung. Schottland ist ein friedliches, gemütliches und ruhiges Land. Sie können das nicht schaffen. Und du hast schon oft mit Vampiren zu tun gehabt.«
    »Hab ich. Aber trotzdem – liegt es daran, dass sein Vater ein Politiker ist?«
    »Was ist der denn schon für ein Politiker?« Geser verzog das Gesicht. »Ein Geschäftsmann, der es zum Abgeordneten gebracht hat, indem er bei Wahlen still und heimlich ein paar Hebel in Bewegung gesetzt hat.«
    »Klipp und klar. Aber ich glaube nicht, dass es keine besonderen Gründe gibt.«
    Geser seufzte. »Der Vater des Jungen ist vor zwanzig Jahren als potenzieller Lichter identifiziert worden. Als ein recht starker sogar. Von einer Initiierung hat er jedoch mit der Begründung abgesehen, er wolle ein Mensch bleiben. Die Dunklen hat er gleich weggejagt. Mit uns ist er jedoch in Kontakt geblieben. Manchmal hat er uns sogar geholfen.«
    Ich nickte. Sicher, ein seltener Fall. Menschen verzichteten nicht oft auf die Möglichkeiten, die sich uns Anderen eröffneten.
    »Man kann also sagen, dass ich mich Prochorow senior gegenüber schuldig fühle«, meinte Geser. »Und wenn ich schon seinem Sohn nicht mehr helfen kann … dann werde ich wenigstens dafür sorgen, dass der Mörder nicht ungestraft davonkommt. Du fährst nach Edinburgh, findest den verrückten Blutsauger und machst ihn fertig.«
    Das war ein Befehl. Aber auch sonst hätte ich mich nicht gegen den Auftrag gesträubt.
    »Wei …« Unwillkürlich geriet ich ins Stocken. »Weiß man schon, wann ich fliege?«
    »Nein, geh in die Internationale Abteilung. Du musst erst noch die notwendigen Papiere vorbereiten lassen, dir die Flugtickets und Geld abholen. Und eine Legende.«
    »Eine Legende? Für mich?«
    »Ja. Du wirst inoffiziell ermitteln.«
    »Weitere Weisungen?«
    »Keine. Kontakt unterhältst du nur mit Foma …« Aus irgendeinem Grund runzelte Geser die Stirn und betrachtete mich mit unbegreiflichem Misstrauen. »Hör auf, dich über mich lustig zu machen, Anton!«
    Verständnislos starrte ich Geser an.
    »Wei steht für Weiberheld«, murmelte Geser. »Du weißt schon, die Jugend … die freien Sitten der Renaissance … Schluss jetzt, geh! Sieh zu, dass du den nächsten Flug kriegst.« Einen Moment zögerte er, dann fügte er jedoch hinzu: »Falls Swetlana nicht dagegen ist. Wenn doch, gib mir Bescheid, dann versuche ich, sie zu überzeugen.«
    »Sie wird dagegen sein«, behauptete ich im Brustton der Überzeugung.
    Was nahm Geser mir eigentlich krumm? Und warum hatte er mir erklärt, was es mit dem Weiberhelden auf sich hatte? Swetlana stellte einen Teller vor mich hin, auf dem sich Bratkartoffeln und Pilze türmten. Danach legte sie Messer und Gabel hin, stellte den Salzstreuer, einen Teller mit eingesalzenen Gurken, ein Glas und ein kleines, gerade mal hundert Gramm fassendes Fläschchen mit Wodka auf den Tisch. Die Flasche kam direkt aus dem Kühlschrank und begann in der Wärme sofort zu schwitzen.
    Was für ein Idyll!
    Der Traum eines jeden Mannes, der von der Arbeit nach Hause kommt. Die Gattin, die am Herd hantiert und nicht nur schmackhafte, sondern auch ungesunde Sachen auf den Tisch bringt. Ob
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