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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit
Autoren: Sergej Lukianenko
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gesagt-. Nein, ich fahre nirgendwo allein hin, ich brauche einen Partner, gib mir Semjon mit …«
    »Woher sollte ich denn wissen, dass du Schottland so liebst?«
    »Wie, woher?«, empörte sich Semjon. »Schließlich habe ich dir doch erzählt, wie wir im Krieg in Sewastopol gegen die Schotten gekämpft haben!«
    »Nicht vielleicht gegen die Deutschen?«, korrigierte ich ihn unsicher.
    »Nein, die Deutschen kamen erst später«, meinte Semjon lakonisch. »Ja, dazumal gab es noch Recken … die blauen Bohnen zischten uns um die Ohren, die Kanonenkugeln flogen, an der Sechsten Bastion gab es einen Nahkampf … und wir beide haben uns wie die Idioten mit Magie beballert. Zwei Lichte, nur war er mit der englischen Armee eingetroffen … Wie der meine Schulter erwischt hat! Mit der Lanze der Qual … Da hab ich ihm mit dem Freeze geantwortet, hab ihn vom Kopf bis zu den Zehen eingefroren!« Er nickte zufrieden.
    »Und wer hat gewonnen?«, fragte ich.
    »Weißt du nicht einmal, wer den Krimkrieg gewonnen hat, oder was?«, ereiferte sich Semjon. »Wir natürlich. Ich habe Kevin gefangen genommen. Später habe ich ihn in Schottland besucht. Das war allerdings schon im 20. Jahrhundert … 1907? Oder 08?«
    Er riss das Lenkrad herum und überholte einen sportlichen Jaguar. »Selber Schnecke, du Arsch!«, schrie er durchs offene Fenster. »Und dann noch rumpöbeln …«
    »Du blamierst ihn vor seiner Freundin«, erklärte ich, während ich auf den hinter uns entschwindenden Jaguar achtete. »So ein oller Wolga hängt ihn ab!«
    »Seiner Freundin gegenüber soll er nicht im Auto den tollen Mann markieren«, brachte Semjon weltmännisch hervor, »sondern im Bett. Da ist es zwar noch peinlicher, wenn er versagt, aber weniger tragisch … Na, egal. Pass auf … wenn du Schwierigkeiten hast, ruf Geser an und bitte ihn, mich dir zu Hilfe zu schicken. Schließlich sind wir Kumpel. Dann gehen wir zu Kevin, sitzen gemütlich zusammen und trinken Whisky. Aus seiner eigenen Brennerei übrigens!«
    »Gut«, versprach ich. »Sobald was passiert, lasse ich dich kommen.«
    Hinterm Ring wurde es ruhiger. Semjon gab Gas (nie im Leben würde ich glauben, dass unter der Motorhaube unseres Streifenwolgas wirklich der serienmäßige SMS-406 steckte), und fünfzehn Minuten später fuhren wir auf Domodedowo zu.
    »Ach, was hatte ich heute für einen wunderbaren Traum!«, meinte Semjon, während er auf den Parkplatz fuhr. »Ich zuckel durch Moskau, aus irgendeinem Grund in einem schrottreifen Laster, neben mir sitzt einer von unseren Leuten … Und plötzlich sehe ich, dass Sebulon auf der Straße steht. Der, warum auch immer, wie ein Penner aussah. Ich geb Gas und versuch, ihn über den Haufen zu fahren! Aber er hustet mir eins! Und stellt eine Barriere auf! Etwas hebt uns in die Luft, wir machen einen Salto und springen über Sebulon rüber. Dann fahren wir weiter.«
    »Hast du denn nicht gewendet?«, fragte ich.
    »Wir hatten es eilig«, seufzte Semjon.
    »Du solltest weniger trinken, damit du nicht solche Sachen träumst.«
    »Aber diese Träume machen mir nichts aus«, meinte Semjon beleidigt. »Im Gegenteil, sie gefallen mir. Wie eine Szene aus einer Parallelwelt … Teufel auch!«
    Er trat scharf auf die Bremse.
    »Wohl eher sein bevollmächtigter Vertreter …«, meinte ich, während ich dem Chef der Tagwache ins Gesicht blickte. Sebulon stand auf dem Parkplatz – und zwar genau dort, wo Semjon hinfahren wollte. Einladend winkte er uns zu. »Sollen wir deinen Traum Wirklichkeit werden lassen?«, fragte ich. »Was meinst du?«
    Aber Semjon stand der Sinn nicht nach Experimenten. Langsam fuhr er weiter, Sebulon wich zur Seite aus, wartete, bis wir zwischen einem dreckigen Shiguli und einem alten Nissan geparkt hatten, öffnete dann die Tür und nahm im Fond Platz.
    Dass die Blockierung der Tür nicht funktionierte, erstaunte uns nicht.
    »Guten Abend, Wächter«, sagte der Hohe Dunkle leise.
    Semjon und ich sahen einander an. Um dann den Blick wieder auf den Rücksitz zu lenken.
    »Wohl eher gute Nacht«, bemerkte ich. Selbst wenn Semjon tausendmal mehr Erfahrung hatte als ich – das Gespräch musste ich führen. Als derjenige, der über mehr Kraft verfügte.
    »Richtig«, pflichtete Sebulon mir bei. »Das ist Ihre Zeit. Sie fliegen nach Edinburgh?«
    »Nach London.«
    »Und dann nach Edinburgh. Um den Fall Viktor Prochorow zu untersuchen.«
    Zu lügen hätte mir nichts gebracht. Das brachte überhaupt nie etwas.
    »Ja, natürlich«,
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