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4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz

Titel: 4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
Autoren: Lucy Gordon
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sprudelten ihm nur so über die Lippen. So viel war Della völlig klar: Seine ganze Liebe galt den Kulturen des Altertums.
    Carlo hatte sich immer gewünscht, etwas zu tun, das seine Fantasie beflügelte. „Ich habe oft die Schule geschwänzt, und meine Lehrer haben mir prophezeit, es würde ein schlimmes Ende mit mir nehmen, ich würde keine einzige Prüfung bestehen. Ich habe aber allen bewiesen, dass sie unrecht hatten.“ Er seufzte bei der Erinnerung. „Ich habe alle Prüfungen, alle Examen glänzend bestanden, und das hat alle immer wieder von Neuem verblüfft.“
    Sie konnte sich gut vorstellen, was für ein rebellischer Schüler er gewesen war, und musste lachen. „Täglich von neun Uhr morgens bis nachmittags um fünf eingesperrt zu sein, egal, ob in der Schule oder im Büro, fand ich schon immer unerträglich“, fuhr er fort. „Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich immer wieder an einem anderen Ort bin. Ich könnte nicht Lehrer, Museumsdirektor oder dergleichen sein.“
    Della nickte verständnisvoll. „Ist es aber nicht bedrückend, von Tod und Vergänglichkeit umgeben zu sein, so wie in Pompeji, wo die Menschen vor beinahe zweitausend Jahren ums Leben kamen?“ „Für mich sind die Menschen nicht tot“, entgegnete er nachdrücklich. „Auf ihre Art reden sie mit mir, und ich höre ihnen zu, weil sie so viel zu erzählen haben.“
    „Was gibt es denn jetzt noch zu entdecken? In Pompeji sind die Ausgrabungen doch längst beendet.“ „Nein, das stimmt nicht“, widersprach er hitzig. „Sie haben kaum angefangen. Ich arbeite da, wo noch niemand gegraben hat.“ Sekundenlang schwieg er und beruhigte sich wieder. „Entschuldigen Sie, wenn ich Sie langweile.“
    „Das tun Sie überhaupt nicht“, erwiderte Della wahrheitsgemäß. Sie fand ihn faszinierend, weil er sich leidenschaftlich für das engagierte, wovon er überzeugt war, und sie wollte mehr über ihn erfahren. „Reden Sie weiter“, bat sie ihn deshalb.
    Carlo ließ sich nicht zweimal bitten und erzählte begeistert von den Ausgrabungen und den Stätten, die er erforscht hatte. Sie meinte alles genau vor sich zu sehen, was er ihr so plastisch schilderte, und fand es ungemein aufregend, dass er ihr einen Einblick in seine Welt gab.
    „Ihr Essen wird kalt“, stellte er plötzlich fest.
    Della war so fasziniert und gefesselt gewesen, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. „Das habe ich völlig vergessen“, sagte sie und war selbst erstaunt darüber.
    „Ich auch“, gab er zu.
    In diesem Moment raunte ihr eine kleine innere Stimme, auf die sie sonst immer hörte, zu: „Sei vorsichtig, er ist ein Charmeur und weiß genau, wie er Frauen behandeln muss.“ Doch dieses Mal schlug Della die Warnung in den Wind. Natürlich wäre es vernünftig gewesen, sich so schnell wie möglich zu verabschieden und sich diesem ganz besonderen Zauber, der von Carlo ausging, zu entziehen.
    Irgendetwas Unerklärliches war mit ihr geschehen, denn sie wollte nicht vernünftig sein, sondern die Zeit mit ihm genießen.
    Als Carlo plötzlich einen Bekannten hereinkommen sah, der auf ihren Tisch zusteuerte, fluchte er insgeheim. Wenn der Bursche einmal anfing zu reden, hörte er nicht mehr auf. Ich muss handeln, sonst verdirbt er uns den Abend, sagte er sich und stand auf.
    „Ich bin gleich wieder da“, entschuldigte er sich und eilte auf den Mann zu. Nachdem er ihn höflich abgewimmelt hatte, kehrte er an den Tisch zurück, wo Della ihr Handy ans Ohr hielt. Sie lächelte glücklich, und er hörte sie liebevoll sagen: „Es war schön, mit dir zu reden, mein Liebling.“

Carlo gab es einen Stich. Du liebe Zeit, ich kenne sie doch erst wenige Stunden, mahnte er sich sogleich. Weshalb störte es ihn, dass sie jemanden mit „mein Liebling“, ansprach?
    „Ich muss jetzt Schluss machen. Bis später, mein Liebling“, beendete sie das Gespräch rasch. „Gehen wir?“, fragte Carlo freundlich, ohne sich anmerken zu lassen, dass er ihre letzten Worte gehört hatte.
    Della nickte. Sie hatte die kleine Szene interessiert beobachtet. Offenbar hatte er verhindern wollen, dass sein Bekannter sich zu ihnen an den Tisch setzte.
    Draußen nahm Carlo ihre Hand, und sie gingen zu seinem Auto zurück. Doch plötzlich blieb er stehen. „Nein, ich weiß etwas viel Besseres. Es ist genau der richtige Zeitpunkt.“
    „Wofür?“
    „Lassen Sie sich überraschen“, antwortete er. Dann drehte er sich um und führte sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie ließen
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