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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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jetzt stets zur Verfügung der Behörde bereit zu halten. Trotzdem aber waren wir entschlossen, New Orleans zu verlassen, sobald wir das für nötig halten sollten.
    Kaum waren wir in unsere gemeinsame Wohnung zurückgekehrt, so brachte der Kellner uns einen Mann, welcher uns zu sprechen verlangt hatte. Es war ein sehr sorgfältig gekleideter und pfiffig aussehender Master bei guten Jahren. Er setzte sich ohne Umstände auf den ihm nächststehenden Stuhl, betrachtete uns der Reihe nach sehr aufmerksam, spuckte einmal tüchtig aus, schob sein Priemchen in den anderen Backen und fragte Emery:
    „Ich schätze, in Euch den sehr honorablen Mister Bothwell vor mir zu sehen?“
    „Ich heiße Bothwell“, nickte der Gefragte kurz.
    „Und Ihr seid der bekannte Präriemann, den man Old Shatterhand nennt?“ wurde ich gefragt.
    „Ja.“
    „Und Ihr seid ein Redman namens Winnetou?“ wendete er sich an den Apachen.
    Winnetou gab trotz der etwas unhöflichen Ausdrucksweise des Fragers eine Antwort, indem er nickte.
    „Well! So bin ich bei den richtigen Leuten“, fuhr der Fremde fort, „und ich hoffe, daß ihr mir die nötige Auskunft geben werdet.“
    „Wollt Ihr uns wohl zunächst sagen, wer Ihr seid, Master?“ forderte Emery ihn auf. „Oder seid Ihr vielleicht gar nichts und habt auch keinen Namen?“
    „Ich bin alles und habe alle Namen“, lautete die selbstbewußte Antwort. „Wie ich heiße, kann Euch gleichgültig sein. Es genügt, Euch zu sagen, daß wir die drei Meltons suchen wollen. Ich habe die unter mir stehenden Detektive von allem zu unterrichten und möchte Euch vor allen Dingen ersuchen, die Hand dabei aus dem Spiel zu lassen.“
    „Das werden wir außerordentlich gern tun“, erklärte Emery. „Erinnert Euch nur so oft wie möglich an die Weisung, die Ihr uns damit so freundlich erteilt!“
    „Also nun meine Fragen! Ihr kennt doch die Meltons genau?“
    Wir antworteten dem eingebildeten Patron kaum, so daß er endlich zornig sich empfahl. Dann meinte Emery:
    „Wir müssen die Meltons unbedingt selbst finden. Aber wo haben wir sie zu suchen? Glaubst du, daß Jonathan mit dem Schiff fort ist?“
    „Fällt ihm nicht ein. Er ist an Bord gegangen, nur um den Advokaten irre zu führen“, antwortete ich.
    „Und sein Onkel Harry?“
    „Ist nicht nach St. Louis. Nach Europa sind sie nicht, denn sie wissen, daß die Telegraphen spielen werden. Nach Afrika und so weiter gehen sie auch nicht, da sie dort Pfefferkörner unter den Rosinen gefunden haben. Es ist am klügsten für sie, zunächst in die Verborgenheit zu gehen und Gras über die Gegenwart wachsen zu lassen, ehe sie es wagen können, sich, ob hier oder dort, unter Menschen zu zeigen. Und wo finden sie die Zurückgezogenheit am schnellsten und besten? Hier in den westlichen Staaten. Ich möchte wetten, daß sie irgendwo droben in den Felsenbergen stecken. Geld haben sie genug, um Vorräte zu kaufen. Sie können da ein ganzes Jahr und noch länger ungesehen stecken.“
    „Möchte dasselbe behaupten. Hoffentlich haben sie eine Spur zurückgelassen!“
    „Kein Ereignis und keine Tat bleiben ohne Spuren. Es gilt nur, sie aufzufinden. Ich werde jetzt zunächst einmal nach den beiden Wohnungen, gehen. Vielleicht bemerke ich da den Anfang eines Fadens, den wir aufwickeln können.“
    Ich machte mich zu Mrs. Elias auf den Weg, ging aber nicht direkt zu ihr, sondern trat vorher in eine Trinkstube, welche ihrer Wohnung gegenüberlag. Ich wollte versuchen, da etwas zu erfahren. Leider wurde ich von einem alten, schläfrigen Neger bedient, welcher sich erst seit einigen Tagen in dieser Stellung befand; ich richtete also gar keine weitere Frage an ihn. Dennoch freute ich mich nachher, hier eingekehrt zu sein, denn ich saß noch gar nicht lange da, so sah ich unseren Detektiv und ‚Gentleman‘ drüben aus dem Haus kommen. Er hatte Mrs. Elias gewiß einen Besuch abgestattet, um sich nach Jonathan Melton zu erkundigen.
    Ich wartete noch eine Viertelstunde und ging dann hinüber. Die Inschrift eines kleinen Schildes sagte mir, daß die Wohnung wieder oder vielmehr noch zu vermieten sei. Als ich klingelte, öffnete eine ziemlich alte und sehr dicke Mulattin, die mit ihrer undurchsichtigen Gestalt unter der Tür stehen blieb und mich forschend betrachtete. Ich wußte diese Art von Dienstboten zu behandeln, zog den Hut sehr tief und fragte:
    „Bitte, Mylady, bin ich so glücklich, Mrs. Elias zu sehen?“
    Sie fühlte sich unendlich geschmeichelt, für ihre
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