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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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und ihm die reiche Erbschaft unbedenklich zugesprochen hätte. Die Untersuchung aber hatte ergeben, daß er normale Füße besaß, während die Bekannten des echten Hunter dort wußten, daß dieser zwölf Zehen besessen hatte.
    Das schrieb mir der Anwalt. Zugleich bat er mich um Zusendung der Dokumente, welche sich in meiner Hand befanden und zur völligen Überführung der beiden Betrüger nötig waren. Er meinte, wir drei Zeugen könnten noch lange verhindert sein, hinüber zu kommen, und es läge im Interesse der eigentlichen Erben, die Sache so bald wie möglich zum Austrag zu bringen.
    Ich mußte zugeben, daß er da recht hatte, und doch gab es eine Stimme in mir, welche mich warnte, auf dieses Begehren einzugehen. In einer Seestadt, wie Southampton ist, werden alle hervorragenden ausländischen Blätter gelesen. Es standen mir drei der gelesensten Zeitungen aus New Orleans zur Verfügung, und keine gedachte der Angelegenheit auch nur mit einem Wort. Das fiel mir auf.
    „Die Behörde wird die Sache geheim halten“, meinte Emery, um das Schweigen zu erklären.
    „Warum?“ fragte ich.
    „Hm! Weiß auch keinen Grund.“
    „Ich kann mir noch weniger einen denken, zumal man drüben selbst in anderen Angelegenheiten sich nicht scheut, vor die Öffentlichkeit zu treten. Der Yankee ist selbst als Jurist, als Kriminalist kein Geheimniskrämer, und in unserem Fall würde die Veröffentlichung mehr als geraten sein, da durch sie ganz gewiß ein niederschmetterndes Material gegen die Meltons zusammenkäme; davon bin ich überzeugt.“
    „Well; ich auch.“
    „Also verstehe ich die Heimlichkeit nicht; ja, sie kommt mir sogar bedenklich vor.“
    „So willst du die Dokumente nicht hinüberschicken?“
    „Nein. Ich werde das dem Advokaten schreiben. Ich werde ihm sagen, daß die Papiere von zu großer Wichtigkeit seien, als daß ich sie den Zu- und Unfällen des Seeverkehrs anvertrauen möchte; und wenn er, was zu bezweifeln ich bis jetzt noch keine Ursache habe, ein ebenso tüchtiger wie vorsichtiger Gesetzeskundiger ist, so kann er das nur loben.“
    Ich schrieb also und bekam nach abermals fast drei Wochen wieder einen Brief, in welchem Fred Murphy meine Zurückhaltung zwar vollkommen anerkannte, mich aber bat, ihm die Dokumente durch einen sicheren Mann zu schicken. Auch das unterließ ich, da sogar bis jetzt die Blätter von New Orleans geschwiegen hatten. Ich antwortete nicht, und er schwieg auch. Darum nahm ich an, daß er mir meine Vorsicht zwar wohl übelgenommen habe, aber nun auf meine Ankunft warten wolle.
    Einen zweiten Brief hatte ich geschrieben, nämlich an Frau Werner und ihren Bruder Franz, den Violinisten. Auch ihnen erzählte ich ausführlich das Resultat unserer Nachforschung nach Small Hunter und gab ihnen die Versicherung, daß sie ganz gewiß in den Besitz der Erbschaft kommen würden, welche die beiden Meltons für sich ergaunern wollten. Ich freute mich königlich darüber, ihnen eine so frohe Nachricht senden zu können, bekam jedoch keine Antwort, was mich aber nicht stören konnte. Bis San Francisco war es weiter als bis New Orleans, und die Adressaten konnten die Wohnung, ja sogar den Aufenthalt in dieser Stadt mit dem an einem anderen Ort gewechselt haben. Sie erhielten mein Schreiben sicher, da Franz mir die richtige Adresse gegeben und auch jedenfalls dafür gesorgt hatte, daß der Brief ihnen auf alle Fälle nachgeschickt wurde.
    Als Winnetous Genesung soweit vorgeschritten war, daß er sich nun im Freien ergehen durfte, machte ich ihm den Vorschlag, noch bis zu seiner völligen Herstellung hier zu bleiben, ich aber wolle einstweilen allein nach New Orleans gehen. Er sah mich mit verwunderten Augen an und fragte:
    „Hat mein Bruder im Ernst gesprochen? Hat mein Bruder vergessen, daß Old Shatterhand und Winnetou zusammengehören?“
    „Hier ist eine Ausnahme notwendig. Die Sache eilt, und du bist aber noch nicht ganz gesund.“
    „Winnetou wird auf dem großen Wasser schneller gesund werden als hier in dem großen Haus. Er wird mit dir reisen. Wann fährst du ab?“
    „Nun, höchstwahrscheinlich noch nicht. Du läßt mich ohne dich nicht fort, und ich will dich keinem Rückfall aussetzen, welcher viel gefährlicher sein würde als die ausgestandene Krankheit.“
    „Und doch werden wir fahren; ich will es so! Mein Bruder mag sich erkundigen, wann das nächste Schiff nach New Orleans geht; dieses werden wir besteigen. Howgh!“
    Wenn er das Wort aussprach, so war es das Zeichen,
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