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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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und dafür werden sie besoldet. Übrigens werde auch ich sofort nach der Fährte der drei Meltons suchen, und, sobald ich sie gefunden habe, derselben folgen.“
    „Möchtet Ihr das nicht lieber der Geheimpolizei überlassen? Ihr könntet leicht Fehler begehen, welche den Polizisten zum Schaden gereichen.“
    „Meint Ihr?“
    „Ja. Ihr seid ein vorzüglicher Präriejäger; aber ein Wild aufsuchen oder drei so raffinierte Verbrecher verfolgen, das ist zweierlei.“
    „Hm! Eure Belehrung wirkt so erdrückend, daß ich mir allerdings vornehme, den Herren Geheimpolizisten keine Störung zu bereiten. Wann ist der vermeintliche Small Hunter denn eigentlich abgereist?“
    „Vor fast zwei Wochen.“
    „Also ungefähr an demselben Tag, an welchem Euer Vorstand des Offices seinen Urlaub angetreten hat. In welchem Hotel hat er gewohnt?“
    „In keinem. Er hatte ein sehr hübsches Privatlogis bei einer Witwe hier in meiner Nähe. Er ging fast gar nicht aus und besuchte mich auch nur dann, wenn es notwendig war.“
    „Womit begründete er diese Zurückgezogenheit?“
    „Mit dem Studium der indischen Sprache, welche ihn ganz in Anspruch nahm.“
    „So hat er mit niemandem sonst Verkehr gehegt?“
    „Mit keinem Menschen. Die Witwe, Mrs. Elias, bewohnt ein Parterre fünf Häuser aufwärts von hier. Ich bin einigemal dort gewesen, fand ihn aber so in seine fremden Bücher vertieft, daß ich nur das Notwendigste mit ihm besprechen konnte.“
    „Und da behauptet Ihr vorhin, daß ein Betrüger Gefahr liefe, von Euch schon in der ersten Stunde durchschaut zu werden?!“
    „Ihr habt recht. Nun Ihr mir die Augen geöffnet habt, mache ich mir sein Verhalten erst klar und komme da allerdings zu der Überzeugung, daß er sich außerordentlich in acht genommen hat, in ein intimes Gespräch mit mir zu geraten.“
    „Und wo hat Euer wackerer Vorstand des Offices gewohnt?“
    „Im Parterre des Hofes rechts nebenan.“
    „Wer ist sein Wirt?“
    „Ein Händler, ich weiß nicht, womit. Hudson wohnte in Aftermiete. Wollt Ihr noch mehr über ihn wissen? Vielleicht den Polizisten doch noch in das Handwerk pfuschen? Tut das doch ja nicht; Ihr könntet vieles, vielleicht sogar alles verderben!“
    Ich will aufrichtig gestehen, daß mich diese wiederholte Warnung ärgerte. Ich war früher auch als Detektiv tätig gewesen und hatte meine Aufgabe zur Zufriedenheit gelöst. Vorhin hatte er meine Erzählung gehört, und wenn ich auch nur so wenig wie möglich mich dabei in Erwähnung gebracht hatte, so mußte er doch aus dem Bericht ersehen, daß wir wenigstens keine Hohlköpfe waren. Daß er dennoch meinte, ich könne leicht alles in Frage stellen, verdarb mir vollends die Laune, die schon vorher keine gute gewesen war. Ich machte also kurzen Prozeß, nannte ihm das Hotel, in welchem wir zu finden waren, und ließ ihn mit dem Bewußtsein allein, das zu sein, was ich nicht war, nämlich ein guter Jurist, trotzdem aber doch die beiden Meltons nicht durchschaut zu haben.
    Wie staunten Emery und Winnetou, als ich ihnen erzählte, was ich bei dem Advokaten erfahren hatte! Der erstere schlug mit der Faust auf den Tisch, daß es dröhnte, und rief zornig aus:
    „Hat man so etwas für möglich gehalten! Jetzt können wir nun anfangen, von neuem hinter den Halunken herzulaufen, nämlich, wenn sie so gütig gewesen sind, eine Spur zu hinterlassen. Und dabei steht noch gar zu erwarten, daß trotz der Mühe, die wir uns dabei geben, und trotz aller Gefahren, die wir laufen, das Geld deiner Schützlinge doch verloren ist! Und das ist ein Jurist! Und der redet davon, daß man ein Wild leichter fängt als einen Menschen! Der Kerl sollte mir mal einen Grizzlybären fangen! Fliegen, ja, aber keinen Bären! Hält einen fremden Schwindler für seinen Busenfreund, stellt einen zehnfachen Räuber und Mörder in seiner Expedition als Vorstand an und will uns – uns – uns gute Lehren geben! Er mag Gott danken, daß er sich nicht jetzt in diesem Zimmer befindet; ich würde ihn –!“
    Er sprach seine Drohung nicht aus, versetzte dafür aber dem Tisch einen zweiten Hieb, daß die Platte auseinander sprang. Winnetou sagte kein Wort. Wenn er ja eine Art von Ärger fühlte, so verbot ihm sein Indianerstolz, ihn sehen oder hören zu lassen.
    Es waren noch nicht zwei Stunden vergangen, so erschien ein Bote, um uns in das Verhör zu rufen. Als wir unsere Aussagen gemacht hatten, mußten wir sie beeiden. Winnetou bekam den Eid erlassen. Dann wurden wir ermahnt, uns
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