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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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Advokaten. Er sah Hunters Diener außerordentlich ähnlich.“
    „Hatte Hunter einen Diener?“
    „Nur so lange, als er hier in New Orleans blieb. Er hat ihn erst hier engagiert und vor seiner Abreise wieder entlassen.“
    „Hm! Was für eine Persönlichkeit war der Diener? Könnt Ihr mir eine genaue Beschreibung von ihm geben?“
    Sie folgte dem Wunsch, und ich gelangte dadurch zu der Überzeugung, daß dieser sogenannte Diener kein anderer als sein Vater gewesen war.
    „Habt Ihr vielleicht gehört, was er mit dem Diener gesprochen hat?“ erkundigte ich mich weiter.
    „Was ich da gehört habe, waren ganz alltägliche Dinge. Sie flüsterten aber sehr viel miteinander; sie mußten Heimlichkeiten haben, die niemand hören sollte.“
    „Womit beschäftigte sich Small Hunter? Da er fast gar nicht ausging, stand ihm viel Zeit zur Verfügung. Hat er diese denn nicht auf irgendeine nützliche Weise verbracht?“
    „Nein. Er saß immer am Fenster.“
    „Mir aber wurde gesagt, er habe sich mit Studien beschäftigt?“
    „Das ist nicht wahr. Nur wenn der Advokat kam, wurden Bücher zur Hand genommen.“
    „Ah, dachte es mir! Was hattet Ihr eigentlich für eine Ansicht über den Mann? Es muß Euch doch aufgefallen sein, daß er sich nicht beschäftigte.“
    „Ich hielt ihn für krank, für tiefsinnig. Diese Ansicht aber änderte sich dann, als wir bemerkten, daß er nach oben ging, zu der Dame, welche sich über uns eingemietet hat.“
    „Wohnt sie allein?“
    „Nein. Sie hat zwei Dienerinnen bei sich, welche ich für Indianerinnen halte.“
    „Ist sie jung?“
    „Ja, und schön.“
    „Wie heißt sie?“
    „Silverhill.“
    „Das ist ein englischer Name.“
    „Ja. Doch glaube ich kaum, daß ihre Eltern und Verwandten Yankees oder Engländer sind. Wir hören sie zuweilen mit ihren Dienerinnen sprechen; das ist immer spanisch.“
    „Hm! Und bei dieser Dame verkehrte Euer Mietwohner?“
    „Erst nach der ersten Woche. Da er stets am Fenster saß, ist sie ihm bei ihren Ausgängen und wenn sie heimkehrte aufgefallen. Er erkundigte sich bei mir nach ihr; dann machte er ihr seinen Besuch, und von da an war er oft bei ihr.“
    „Wußte Advokat Murphy davon?“
    „Ich weiß es nicht, glaube es aber auch nicht.“
    „Gäbe es sonst vielleicht noch irgendeine Bemerkung oder Mitteilung, welche Ihr mir über den falschen Hunter machen könnt?“
    „Wohl nicht. Wenigstens könnte ich mich auf nichts besinnen, was für Euch von Wert sein könnte. Wenn Ihr mich aber noch einmal besuchen wollt, werde ich Euch gern sagen, ob mir noch etwas eingefallen ist.“
    „Eurer freundlichen Einladung werde ich wahrscheinlich einmal Folge leisten, falls ich nicht fürchten muß, Euch allzusehr zu belästigen.“
    „Oh, Ihr belästigt mich nicht; Ihr seid mir sogar willkommen. Ich freue mich darüber, daß Ihr aus einem Mann, der die Unwahrheit sagen wollte, zu einem ehrlichen geworden seid.“
    „Aber nur durch Euch, Madame“, antwortete ich, auf ihren Scherz eingehend. „Wißt Ihr vielleicht etwas über die Verhältnisse der Dame da oben?“
    „Sehr wenig. Sie ist reich. Meine Köchin hat einigemal mit den Indianerinnen gesprochen. Die Dame spielt leidenschaftlich, und dabei stets mit Glück. Sie lud Herren zu sich ein, welche ebenso leidenschaftliche Spieler sind. Das ist alles. Übrigens nehme ich an, daß sie Witwe ist. Eine der Indianerinnen hat einmal eine darauf bezügliche Äußerung fallen lassen. Und ihr Mann scheint nicht von gewöhnlichem Stand gewesen zu sein.“
    „Wohl gar ein Indianerhäuptling!“
    Ich sagte das im Scherz, und sie lachte auch darüber; aber in demselben Augenblick kam mir ein sehr ernster Gedanke, dem ich auch gleich Ausdruck gab:
    „Habt Ihr schon früher einmal ein indianisches Dienstmädchen gesehen?“
    „Nein.“
    „Eine freie Indianerin wird sich niemals erniedrigen, einer Weißen häusliche Dienste zu erweisen. Es müssen hier ganz besondere Verhältnisse vorliegen. Ich kenne da einen Fall, daß eine Weiße einen Indianerhäuptling geheiratet hat. Ist die Dame da oben blond?“
    „Nein, tiefschwarz. Ich halte sie für eine Jüdin.“
    „Jüdin? Ah! Kennt Ihr ihren Vornamen?“
    „Ja, es wurde einmal ein Brief gebracht und meiner Mulattin übergeben. Diese kann nicht lesen und brachte ihn mir. Ich sah die Adresse. Die Dame heißt Judith Silverhill.“
    „Meine Ahnung, meine Ahnung! Silverhill ist zu Deutsch Silberberg, und so hieß die Jüdin, welche den Indianerhäuptling zum
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