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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III
Autoren: Karl May
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zweifelte nicht, daß Jonathan Melton gemeint war.
    „Es kommt gar nicht zu früh, dieses Glück“, fuhr sie fort. „Ich habe zwar gesagt, daß ich fast nie verliere; aber ich verbrauche viel, und das Gold des Häuptlings ist alle geworden. Ich habe das Haus in Frisco verkauft, und wenn die dafür gelöste Summe zur Neige geht, bleibt mir nur der alte Aztekenbau in der Wildnis übrig, für welchen niemand einen Dollar zahlt.“
    „Ist es denn gewiß, daß er Ihnen gehört? Haben Sie einen Besitztitel darüber?“
    „Nein, doch ist mir das gleichgültig. Ich brauche nur zu wollen, so wird Mr. Hunter mein Mann, und ich kann mich zu den Millionärinnen rechnen. Was gebe ich da auf den alten Felsenbau in der Wildnis!“
    „Ist der Señor, von welchem Sie sprechen, vielleicht jener so sehr interessante Small Hunter, dem vor einigen Tagen durch den Advokaten Murphy einige Millionen ausgezahlt worden sind?“
    „Ja, derselbe. Kennen Sie ihn vielleicht?“
    „Nein; ich habe von ihm gehört. Sie können es sich doch denken, daß von einem Millionenerben gesprochen wird. Man sagt, er sei nach Indien gegangen.“
    „Das ist nicht wahr.“
    „Ich habe es überall gehört. Man hat ihn doch auf das Schiff steigen sehen. Sein Advokat ist bei ihm gewesen.“
    „Das ist richtig; aber er hat sich unterhalb der Stadt per Boot wieder abholen lassen. Ich selbst habe in dem Boot gesessen. Wir sind dann, als es Abend war, hierher gegangen und haben gespielt bis nach Mitternacht, wo erst seine eigentliche Abreise erfolgte.“
    „Das interessiert mich ungemein. Warum hat er denn den Leuten weisgemacht, daß er mit dem Schiff nach England und von da nach Indien will?“
    „Das ist ein Geheimnis, welches ich nur Ihnen verraten will. An dieser Täuschung trage nämlich nur ich die Schuld.“
    „Sie? Wieso?“
    „Sein Vater, der alte Hunter, ist früher oft in Indien gewesen und hat das Land so liebgewonnen, daß er auf die Idee gekommen ist, daß sein Sohn vom Empfang des Erbes an zehn Jahre lang in Indien leben soll. Fehlt nur ein einziger Tag an den zehn Jahren, so wird ihm das Vermögen wieder abgenommen. Auch soll er während der zehn Jahre nicht heiraten dürfen. Er ist auf die Bedingungen eingegangen und hat sie unterschrieben. Zwei Tage später lernte er mich kennen. Was das heißt, können Sie sich denken. Mich sehen und mich zu seiner Frau begehren, war für ihn ganz dasselbe. Sagen Sie, kann er da nach Indien? Kann er die Bedingungen erfüllen, auf welche er eingegangen ist?“
    „Warum denn nicht? Wer oder was soll ihn denn hindern, auf die an ihn gestellte Bedingungen einzugehen?“
    „Ich natürlich, ich.“
    „Wieso? Wenn Sie beide so sehr aneinander hängen, kann er Sie doch mit nach Indien nehmen.“
    „Ha, ha“, lachte sie. „Es kann mir nicht einfallen, eines Mannes wegen, und wenn ich ihn auch über die Maßen lieben sollte, in ein wildfremdes Land zu gehen. Ich habe schon einmal die Heimat verlassen, nämlich damals, als ich nach Amerika ging; Sie selbst wissen, wie es mir da ergangen ist. Nun ich eine zweite Heimat hier gefunden habe, fällt es mir gar nicht ein, sie wieder zu opfern.“
    „Aber von ihm verlangen Sie das Opfer, hier zu bleiben!“
    „Es ist kein Opfer, denn er müßte in Indien ledig bleiben, hier aber kann ich seine Frau werden.“
    „Würde man es denn in Indien erfahren, daß er verheiratet ist, und dies hierher melden?“
    „Höchstwahrscheinlich. Wenigstens behauptete er dies.“
    „Und hier? Meinen Sie, daß die Entdeckung hier nicht nur viel wahrscheinlicher, sondern beinahe ganz sicher ist?“
    „Da irren Sie. Wir werden uns heimlich verbinden und dann verborgen wohnen. Mein Schloß liegt so versteckt, daß es noch nie von dem Fuß eines Weißen betreten worden ist, mich und meinen Vater natürlich ausgenommen.“
    „Und der befindet sich dort?“
    „Ja.“
    „Da muß ihm die Einsamkeit ja schrecklich vorkommen!“
    „Gar nicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß damals eine ganze Anzahl von Indianern mit ihren Frauen und Kindern mit uns gezogen ist. Die wohnen noch dort und bilden eine kleine Kolonie, in welcher es trotz der großen Abgeschiedenheit keine Langeweile gibt.“
    „Aber zum Leben gehört sehr vieles, was Sie dort nicht erhalten können.“
    „Wir beziehen vieles durch die benachbarten Mogollon- und Zuni-Indianer.“
    „Haben sie die so nahe?“
    Die Frage war von größter Wichtigkeit für mich, und ich wartete mit großer Spannung auf die Antwort,
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