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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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– dies alles wies darauf hin, daß diese Menschen einer Karawane angehörten und sich früh niederlegen würden, um früh aufzustehen. Das Problem war nur: Welche kregische Gegend durchwanderte diese Karawane?
    Die Bewaffnung der Wächter lieferte mir weitere Hinweise. Sie trugen Speere mit breiten Klingen, eine Waffe, die oft bei Söldnerwächtern von Karawanen anzutreffen ist. Schilde besaßen sie nicht; aber schließlich verzichteten die meisten Kreger in zivilisierten Städten auf diese Schutzwaffen. Die Schwerter steckten ordentlich in den Scheiden – der eine besaß einen Thraxter, der andere einen Lynxter.
    Die Harnische bestanden aus Leder, das mit Messing beschlagen war, die Helme waren mit Eisenstreifen verstärkte Lederkappen. Eine weitverbreitete Aufmachung.
    Respektvoll teilte sich die Menge vor den Kämpfern. Die Tanzhalle würde noch eine Zeitlang brennen. Die Menschen warteten vermutlich auf den Einsturz des Daches – stets ein Höhepunkt bei der Brandbeobachtung.
    Ich versuchte mich aufzurichten – aber vergeblich.
    Die hohle Leere meines Schädels fand ihren Widerhall in meinen Knochen und Muskeln – wenn ich ehrlich sein will, spürte ich in diesem Augenblick überhaupt nur sehr wenig von mir.
    Nun meldete sich eine neue Stimme, ein sanfteres Organ, das sich allerdings ohne Zögern meldete, eine Stimme, die es gewöhnt war, wohldurchdachte Äußerungen zu tun.
    »Ich füge dem Dank deines Freundes den meinen hinzu, meine Dame ...«
    »Ich bin keine hohe Dame. Ich heiße Mevancy.«
    »Mevancy.« Lag in der Stimme ein Anflug erfreuter Ironie? »Er hat mich herausgeholt. Er war ein mutiger Mann. Es bekümmert mich, wenn die Welt auch nur einen einzigen Menschen verliert, der nicht Tsung-Tans ist. Ich werde mich in meinen Gebeten für ihn einsetzen. Vielleicht lächelt Tsung-Tan in seiner Gnade und gewährt deinem Freund Zugang ins Paradies. Wie hieß er?« Ein Hüsteln. »Ich heiße Tuong Mishuro.«
    »Rafael«, sagte sie. »Rafael, nichts weiter.«
    »Und du kanntest ihn gut?«
    »Einigermaßen. Wir sind zusammen gereist. Es ist zu schlimm ...«
    Inzwischen war es mir gelungen, den Kopf auf die andere Seite zu rollen, so daß ich die beiden sehen konnte. Mevancy hatte die Hand an die Augen gelegt. Es ist kein schöner Moment, wenn ein Freund stirbt, kein schöner Moment.
    Taktvoll schwieg der alte Knabe. Er trug ein ganz ordentliches dunkelbraunes Gewand, am Hals offen, darunter reinweißen Leinenstoff, der vom Rauch befleckt war. Die Füße steckten in hochgewölbten Pantoffeln aus rotem Samt, eine Fußkleidung, die mir in jenem gar nicht so fröhlichen Augenblick eine große Freude bereitete. Sein Gesicht war von der Art, wie man es tausendfach an Buddhastatuen in Tempeln unserer Erde sehen kann. Er trug keinen Schmuck und keine Kopfbedeckung; letztere war wohl verlorengegangen, als Rafael ihn vom Brandherd fortschleppte. Rafael, ein Kregoinye der Herren der Sterne, in ihrem Dienst gestorben.
    Nicht zum erstenmal kam mir der Gedanke, daß die Everoinye sich vielleicht endlich einmal auf ihre humanen Wurzeln besannen. Rafael war gestorben, und seine Begleiterin Mevancy hatte sich in den Brand gewagt, um ihn zu retten, drohte aber den Flammen zum Opfer zu fallen. Nachdem Rafaels Werk getan war, hatte eigentlich für die Herren der Sterne kein Anlaß bestanden, sich weiter einzuschalten. Ich war davon überzeugt, daß sich niemand sonst in der Tanzhalle aufhielt und Rafael sein Leben durch die verzweifelte Suche nach anderen verloren hatte, die er noch retten wollte. Ich konnte mir vorstellen, wie ihm zumute gewesen war. Auch ich hatte bei so manchem Fall die Person oder Personen suchen müssen, die die Herren der Sterne durch mich retten lassen wollten. Ich fragte mich, ob sie sich die Mühe gemacht hätten, Delia einen zweiten Kregoinye zu schicken, wenn sie dabei gescheitert wäre, mich zu retten. Ich gab mir die Antwort, daß sie das vielleicht getan hätten, ja. Vielleicht erinnerten sich die Everoinye endlich der Humanität, die sie vor so langer Zeit verloren hatten.
    Während diese tiefschürfenden Meditationen im Vakuum meines Gehirns ersten lockeren Halt fanden, konzentrierte ich mich wieder auf die Ereignisse ringsum. Neben dem alten Mann, der sich Tuong Mishuro nannte, stand ein Jüngling in zerlumpter brauner Robe, die von einer Schnur zusammengehalten wurde. Er ging barfuß. Sein Haar war frei von Stroh; ich fand, eigentlich hätte es davon gespickt sein müssen. Sein Gesicht war
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