Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
hochstehende Zwillingssonne ließ die Schatten nicht sehr weit reichen. Als Hintergrund zu den Personen, die da diskutierten, entdeckte ich eine Menschenmenge; von ihr ging jene befriedigte Sensationsgier aus, die für Zeugen großer Brände typisch ist.
    Der Brandgeruch überlagerte alles mit einem trockenen Geschmack nach Asche. Die Augen brannten mir. Wieviel Haut ich mir versengt hatte, wollte ich so schnell gar nicht herausfinden. Nun meldete sich eine weitere Stimme, die das Kommandieren gewöhnt war, eine Frauenstimme: »Ich stehe in seiner Schuld, denn er hat mich in Sicherheit geschleppt. Ich könnte ihm das Leben wünschen, um ihn belohnen zu können.«
    »Ich«, sagte das Mädchen aus dem Feuer, »könnte ihn mir auch am Leben wünschen!«
    Die scharfe Zurechtweisung, die in ihrem Tonfall zum Ausdruck kam, entging mir nicht.
    Während ich den Kopf drehte und die betäubte Leere zwischen den Ohren nicht beachtete, sah ich die Frau auf der anderen Seite stehen. Ja, sie war offenkundig eine wichtige Persönlichkeit – von einer Wichtigkeit, die sie sich nicht nur selbst einbildete. Gehüllt in ein grüngelb kariertes Gewand, dessen reiche goldene Verzierung ihren Stand erkennen ließ, wies ihre Figur die Spuren eines gesättigten Lebens auf. Ihrem Gesicht fehlte diese Rundlichkeit, statt dessen zeugte es von Schärfe wie ihre Stimme, nicht zuletzt durch den grausamen Mund und die schmale Nase, die zwar nicht unbedingt so stark gekrümmt war wie bei einer Hexe, doch zu diesem Gesamteindruck beitrug.
    Einige brennende Lumpen zu ihren Füßen und zwei in der Nähe wartende Sklavinnen erklärten die Frische und Sauberkeit ihres Kleides.
    Im Namen Opaz' – was war hier vorgefallen? Der Tote im Gebäude hatte diese Menschen gerettet. Soweit ich hatte ausmachen können, befand sich sonst niemand im Inneren, warum war er also wieder hineingegangen und hatte die mutige junge Dame veranlaßt, ihr Leben zu riskieren, um ihn herauszuholen? Er mußte der Kregoinye sein, der seine Aufgabe nicht gelöst hatte, und das befreundete Mädchen war in die Flammen gestürzt, um ihn zu retten; woraufhin die Herren der Sterne mich zu Hilfe riefen. Nun ja, das paßte.
    Die Zuschauer traten von einem Bein auf das andere und blieben vorwiegend stumm. Niemand versuchte den Brand zu löschen, denn das Bauwerk war schon nicht mehr zu retten. Es stand für sich auf staubigem Terrain, so daß die Flammen sich nicht ausbreiten konnten. Vier breite Straßen trafen hier aufeinander, flankiert von weißen Flachdachhäusern. Überall erhoben sich Bäume, hellgrün, doch ohne das satte dichte Laub der Bäume in Vallia oder Valka. Ich begann mir eine erste Meinung darüber zu bilden, wo die Everoinye mich abgesetzt hatten. Kregen ist eine große Welt.
    Der bedeutsame Mann sagte zu der bedeutsamen Frau: »Mach dir keine Sorgen, Dame Floria ...«
    »O nein, das tue ich nicht, Oberherr Nanji«, unterbrach sie ihn energisch. »Obwohl man doch wahrlich ein bißchen pikiert sein kann, wenn einem auf einer langen unangenehmen Reise ein abendliches Vergnügen so brutal verdorben wird, sus?« *
    Trotz der Nebelschwaden, die sich in meinem Kopf ausbreiteten, lieferten mir die Worte der Frau die Bestätigung, daß das brennende Gebäude einen Tanzsaal beherbergt hatte. Das war leicht zu verstehen; aber die lange unangenehme Reise? Das klang vielversprechend.
    »Und ob!« Mit seiner reifen, vollen Stimme machte Oberherr Nanji aus den Worten förmlich einen verbalen Squish-Kuchen. »Ich geleite dich zu deiner Unterkunft.«
    Ihr hartes Gesicht versteifte sich noch mehr.
    »Wohl eher nicht, Nanji. Es hat auf dieser verflixten Reise nur wenige Freuden gegeben. Ich gedenke jede Gelegenheit zu nutzen, ehe die Laternen angezündet werden.«
    »Na schön. Dann werde ich dich begleiten ...«
    »Wenn du willst.«
    Sie wandte sich an ihre Sklavinnen, die ordentliche graue Jacken trugen und deren Gesichter sauber waren und nicht allzu viele blaue Flecken aufwiesen. »Folgt!« befahl sie.
    Oberherr Nanji geriet in mein Blickfeld. Er hatte einen Stolzierschritt. Nun ja, damit mußte man rechnen. Hinter ihm schlenderten zwei stämmige, schwer bewaffnete Wächter, als fänden sie die Szene langweilig.
    In der kurzen Zeit, während ich hier war, hatte ich schon etliche interessante Informationen gewinnen können. Als von einem abendlichen Vergnügen die Rede war, während es nach der Stellung der Sonnen noch Nachmittag war, die Erwähnung von Lampen, dazu die lange Reise
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher