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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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allerlei entflammte Säulen mit sich in den Abgrund zog. Ich kniff die Augen zusammen, um in dem höllischen Durcheinander etwas zu erkennen; Tränen verzerrten das Bild vor meinen Augen und versahen es am Rand mit lichtbrechenden Regenbogenfarben. Der verdammte Fußboden hatte sich drei oder vier Schritte vor mir geöffnet, und wenn ich recht hatte, war dort von dem eigentlichen Feuerschlund nur Rauch zu sehen.
    Es gab nur eine Möglichkeit, diese Theorie auf die Probe zu stellen.
    Ich umfaßte den schlaffen Körper des Mädchens fester, tat die nötigen dreieinhalb Schritte und sprang.
    Noch während ich in das rauchige Loch hinabsegelte, brach über mir ein Deckenbalken und ließ stechende Funken auf mich herabregnen. Ich traf nicht allzu ungeschickt auf und rollte zur Seite, um das Mädchen abzuschirmen. Rauch wogte. Vor mir versperrten brennende Bruchstücke, die von oben stammten, den Weg in dieser Richtung; voller Dankbarkeit aber schaute ich in die andere Richtung, die vom Feuerschein bestens ausgeleuchtet wurde: Hier schien der Weg – zunächst – klar zu sein.
    Die Decke über uns saugte Rauch durch die Dielenritzen, zarte Bahnen orangeroten Feuers strichen unter den Brettern dahin. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Boden, auf dem ich eben noch gestanden hatte, sich in einem Inferno auflösen würde. Ich senkte den Kopf und hetzte durch den dünner werdenden Rauch zum Ende des Gebäudes.
    Eine schmale Gasse führte zwischen riesigen Steinbecken hindurch, die im Widerschein des Feuers rund funkelten. Ein satter Geruch nach Wein, ein reifes, volles Aroma, lag in der Luft. Weiter hinten entdeckte ich eine Schubkarre mit einem Schnabeldeckel und verschiedenen Maßkellen und Krügen – und wußte endlich, wozu dieser Ort diente.
    Die Luft war hier etwas klarer, und ich hielt kurz inne, um durchzuatmen. Dann war ich an der Schubkarre vorbei und eilte die schmale Steintreppe hinauf, die durch eine Falltür in der Decke führte. Die Luft wurde wieder heißer, das Brausen des Feuers kam näher. Umkehren kam aber nicht in Frage. Ich mußte weitersteigen.
    Die Treppe machte eine Biegung nach links und endete vor einer geschlossenen Tür.
    Diese trat ich auf und stürmte hindurch; dabei durchquerte ich eine Flammenwand und schützte das Mädchen so gut wie möglich. Aufschreiend stürmte ich weiter und erreichte einen Korridor, der bald ebenfalls in Flammen aufgehen würde. Wie ein Wahnsinniger lief ich auf das andere Ende los. Eine Doppeltür stand halb offen. Dahinter schimmerte ein kränklich weißes Licht. Die Decke brach in einer Lawine von Funken und wirbelnden glühenden Brocken ein und veranlaßte mich, auf die Doppeltür förmlich zuzuhechten. Das Mädchen in meinen Armen wurde munter und setzte sich plötzlich mit überraschender Kraft zur Wehr. Einen Moment lang war ich abgelenkt, denn ich fürchtete, daß sie verletzt sein könnte – und schon traf mich etwas unangenehm Hartes (und Heißes) am Ohr.
    Ich ging zu Boden.
    Die Umnachtung konnte nicht lange gedauert haben. Ich spürte Hitze und Hände, die mich fortzerrten, und meinen Rücken, der über einen rauhen Holzboden gezerrt wurde und sich dabei einige unschöne Splitter einfing. Meine Umgebung war frei von Rauch, auch in meinen Lungen biß kein Qualm mehr. Die Hitze ließ spürbar nach. Mein Rücken rutschte über Stein, dann über Gras. Als ich wieder sehen konnte, dehnte sich über mir ein hoher blauer Himmel ohne jede Wolke.
    Ich war dem Inferno entkommen – und jemand hatte mich ins Freie gezerrt.
    Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er gar nicht vorhanden – oder er wäre an jemanden ausgeliehen worden, der ihn mit Federn ausgestopft und zum Trocknen aufgehängt hätte.
    Als ich den Kopf schüttelte, hörte ich nicht das vertraute Dröhnen der Glocken Beng-Kishis; vielmehr war lediglich ein mattes leeres Rauschen zu vernehmen.
    Eine volltönende Stimme fragte: »Und dein Freund?«
    »Der ist tot«, antwortete eine Mädchenstimme energisch.
    Ich drehte meine leere Mitte, um zu sehen, was es da zu sehen gab.
    Das Mädchen, das ich aus dem brennenden Gebäude getragen hatte und das dann vermutlich mich weitergezerrt hatte, schaute mit einem nicht zu deutenden Ausdruck auf ein gedrungenes, rotgesichtiges, wichtig erscheinendes Individuum, dessen Hüfte mit allerlei goldenen Tüchern gegürtet war. Das Gesicht leuchtete, doch ich spürte trotz meines angeschlagenen Zustands, daß mit diesem Mann nicht gut Kirschen essen war.
    Die
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