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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
Autoren: Karl May
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daß man uns eine Bezahlung dafür abverlangte. Dann verabschiedeten wir uns von den Leuten, mit denen wir uns so schnell befreundet hatten, und stiegen in die Boote. Der Wind war uns sehr günstig, und wenn der Rio Corrientes auch kein starkes Gefälle hat, so gelangten wir doch mit Hilfe der kräftigen Ruderer, welche man uns mitgegeben hatte, schon nach vier Stunden in den Rio Paraná.
    Ich hatte Gomarra gefragt, ob er von der Bucht etwas wisse, von welcher der Indianer gesprochen hatte. Er antwortete:
    „Es gibt mehrere solcher toter Arme, welche weit in das Land treten. Wir werden keinen von ihnen benutzen, denn ich weiß ein kleines Flüßchen, welches von Westen her in den Paraná tritt. Es ist breit genug für unsere Boote, und wir rudern also in demselben so weit wie möglich aufwärts. Auf diese Weise gelangen wir aus der Region der Sümpfe am schnellsten und leichtesten auf trockenen Camposboden.“
    „Wäre es nicht geraten, zunächst die Fährte der Gesellschaft aufzusuchen, welcher wir folgen wollen?“
    „Wozu? Diese Fährte ist jetzt über fünf Tage alt und also nur schwer zu erkennen. Mit ihren Ochsenwagen haben die Leute nicht den geradesten Weg einschlagen können. Es gibt Wasserläufe, denen sie mühsam folgen müssen, bis sie eine Stelle finden, an welcher sie hinüber können. Das haben aber doch wir nicht nötig.“
    „Gut! Wir verlassen uns auf Sie. Können Sie uns die Ansiedlungen beschreiben?“
    „Sehr leicht. In diesen Gegenden baut einer wie der andere, und sodann hat die Natur alles getan, sie einander ähnlich zu machen, indem sie alles mit Pflanzen überwucherte.“
    „Also sind die Häuser unbewohnbar geworden?“
    „Vollständig; sie sind zerfallen. In Zeit von einigen Jahren ist alles verfault und zerbröckelt, und die Schlingpflanzen legen ihre dicke Decke darüber hin.“
    „Hatten diese Ansiedlungen ihre bestimmten Namen?“
    „Das versteht sich ja von selbst. Man läßt hier keinen einzelnen Rancho ohne Namen, viel weniger aber eine ganze Siedlung. Sie lagen nicht weit voneinander in der Nähe des Lago Honda und hießen, glaube ich, Pozo de Sixto, Pozo de Quinti, Pozo de Campi, Pozo Olumpa und Pozo Antonio. Es sind noch andere da, deren Namen ich aber vergessen habe. Es ist ein ganz eigenartiger Eindruck, den so ein verlassener und von blühenden Schlinggewächsen überwucherter Ort auf den Menschen macht. Man meint, vor einem riesenhaften Grab zu stehen, und trotz des Duftes, welcher den Blumen entströmt, hat man den Geruch von Fäulnis und Moder in der Nase. Warum die Glieder der Expedition gerade dorthin wollen, das kann ich nicht begreifen. Beabsichtigen sie, dort zu wohnen, so können sie monatelang arbeiten, bevor es ihnen gelingt, den Schutt hinwegzuräumen.“
    „Vielleicht haben sie sich für diese Gegend entschlossen, weil es dort gutes Wasser gibt.“
    „O, in der Gegend des Rio Salado ist überall Wasser vorhanden, Wasser mehr als genug. Sie werden das vielleicht kennenlernen.“
    „Schwerlich, denn wir beabsichtigen ja nicht, uns lange am Rio Salado aufzuhalten.“
    „Aber Sie wollen ja nach Tucuman, und da tun Sie am klügsten, wenn Sie dem Lauf des Salado bis ungefähr dahin folgen, wo Matara liegt. Von dort führt ein Weg über Santiago nach Tucuman. Das ist die beste Richtung, welche Sie einschlagen können.“
    „Ich werde leider nicht über mich selbst bestimmen können, denn wenn wir den Sendador treffen, wird es nur auf ihn ankommen, in welcher Richtung ich nach Tucuman gehe.“
    „Wenn er nun überhaupt nicht mit dorthin will?“
    „Warum sollte er nicht wollen?“
    „Weil es doch seine Absicht ist, Ihnen die Pläne zu zeigen und dann hinauf in die Berge zu gehen.“
    „So wird er dennoch vorher mit mir nach Tucuman müssen. Ich kann meinen Besuch in dieser Stadt nicht aufgeben, da ich einen Bekannten dort treffen will. Verlangt der Sendador, daß ich mit ihm gehe, so kann ich auch fordern, daß er mich vorher nach Tucuman geleite.“
    Während dieses Gesprächs waren wir in den Paraná gelaufen und hielten quer abwärts über denselben hinüber. Auch weiter oben mußte es außerordentliche Regengüsse gegeben haben, denn die Fluten des Stromes waren noch gelber und dicker als gewöhnlich. Dieser Fluß ist sehr fischreich, aber wegen seines schlammigen Wassers ist es unmöglich, jemals einen schwimmenden Fisch zu sehen. Auch hier wurde er durch einige langgestreckte Inseln in mehrere Arme geteilt, was die Überfahrt wesentlich
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