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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
Autoren: Karl May
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ob er nach dem Fluß ritt?“
    „Nein. Wir haben uns nicht stören lassen und sind liegen geblieben. Bevor er sich entfernte, bedankte er sich für die Freundlichkeit, welche er bei uns gefunden hat. Er sagte, er würde möglichst dafür sorgen, daß uns nichts Böses geschehe.“
    „Ich vermute, was er meinte. Wir werden auch baldigst aufbrechen. Halten Sie sich bereit dazu!“
    Kapitän Turnerstick und sein Steuermann waren mit unserem Vorsatz einverstanden. Sie waren entschlossen, mit uns zu gehen, wohin es uns beliebe.
    Zunächst ließen wir den Oberst wecken. Als wir ihm unser Anliegen vortrugen, meinte er:
    „Da brauchen Sie den Platzkommandanten gar nicht zu bemühen. Er hat sich ja doch nur nach meinen Wünschen zu richten. Es tut mir leid, Sie so schnell zu verlieren; aber Ihr eigenes Interesse verbietet mir, Sie um ein längeres Verweilen zu ersuchen. Ich werde Sie schnell mit guten Vorräten und einigen Packpferden versehen und auch für ein oder mehrere Fahrzeuge sorgen, auf denen Sie die Fahrt bis in den Paraná machen können.“
    Er gab sofort die nötigen Befehle, und wir beide hatten nun zunächst uns bei Antonio Gomarra zu erkundigen, ob er imstande sei, uns ohne Umwege nach den Ansiedlungen zu bringen.
    „Ganz gut!“ sagte er. „Ich war schon öfter dort.“
    „Kennen Sie die Aripones?“
    „Ich verstehe ihre Sprache leidlich. Was das betrifft, so können Sie sich auf mich verlassen. Also der Sendador ist noch dort? Bin begierig, ihn baldigst einzuholen!“
    Unser Aufbruch ging doch nicht ganz still vonstatten. Der Kommandant war erwacht und hatte sich nach der Ursache des Geräusches erkundigt. Er kam, um uns zu verabschieden. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir, daß Geronimo Sabuco wirklich der erwähnte Führer sei.
    „Ich habe den Leuten abgeraten, diesen Mann zu engagieren“, fügte er hinzu.
    „Warum?“ fragte ich.
    „Es hat keinen bestimmten Grund. Aber sein Auge ist falsch. Übrigens lassen verschiedene Gerüchte vermuten, daß er es mit den Indianern hält.“
    „Das kann doch nicht befremden, Señor! Ein Mann, welcher sich so oft und so lange im Gran Chaco befindet, muß vor allen Dingen darauf sehen, mit den Roten in Frieden zu leben!“
    „Das ist wahr; aber ich hörte einigemal munkeln, daß er höchst wahrscheinlich bei verschiedenen Teufeleien der Indianer seine Hand im Spiel gehabt habe.“
    „Sollte er Leute verraten haben, welche sich seiner Führung anvertraut hatten?“
    „Ja. Man muß ihm auf die Finger sehen.“
    „Haben Sie ihn Ihr Mißtrauen merken lassen?“
    „Nicht nur das; ich habe es ihm sogar in sehr deutlichen Worten gesagt. Ich drohte ihm, ihn erschießen zu lassen, falls der Expedition ein Unglück geschehe. Er zuckte lächelnd die Achsel und sagte kein Wort.“
    „Ist die Expedition gut ausgerüstet?“
    „Mit allem Nötigen im reichlichsten Maße. Besonders an Waffen und Munition fehlt es den Leuten nicht.“
    „Das wird die Indianer gerade anlocken.“
    „Pah! Sie können nichts machen. Denken Sie nur, daß die Gesellschaft aus zwanzig rüstigen Männern besteht. Und jenseits des Waldes werden Sie auf dem Rio Salado von einer ebenso zahlreichen Truppe erwartet.“
    „Zwanzig sind nicht allzuviel gegen einen ganzen Indianerstamm!“
    „Die Zahl der Roten tut nichts. Sie reißen vor den Gewehren aus, und es ist höchst selten, daß sie sich auf einen wirklichen Kampf einlassen.“
    „Ich hörte, daß man auch Frauen mitgenommen hat?“
    „Es sind fünf Männer dabei, welche ihre Familien bei sich haben. Die alten Ansiedlungen sollen wieder instandgesetzt und bewohnbar gemacht werden. Dazu sind Frauen erforderlich. Ist der Anfang einmal gemacht und hat man damit bewiesen, daß man dort gut und ohne Fährnis wohnen und leben kann, so werden sehr bald andere nachfolgen.“
    „Aber dieser erste Versuch ist eben gefährlich, denn es steht nicht zu erwarten, daß sich die Indianer zu demselben ruhig verhalten werden.“
    „Nun, dann werden sie einfach niedergeschossen, zumal ja Sie nachfolgen und der Expedition beistehen können.“
    Damit war die Sache, welche er sehr leicht nahm, erledigt. Desto sorgfältiger aber verfuhr er in der Sorge für uns. Er und der Oberst begaben sich persönlich nach dem Fluß, um sich zu überzeugen, daß man die Befehle des letzteren auch vollständig ausgeführt habe. Wir erhielten zwei lange Boote, welche Raum genug für uns und unsere Pferde hatten, und wurden mit allem versehen, was wir brauchten, ohne
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