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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
Autoren: Karl May
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aus unserem Revier zu vertreiben. Sollen wir gehen, ohne uns gewehrt zu haben?“
    „Was wollen diese Leute dort? Es gibt doch anderwärts Land genug, welches bequemer liegt und weit fruchtbarer ist. Warum ziehen sie gerade jene Gegend vor, welche zu dem wilden Gran Chaco gehört?“
    „Dasselbe sagen und fragen auch wir. Es gibt so viel Platz, daß man uns in Ruhe lassen kann.“
    „Was für Leute sind denn diejenigen, von denen Sie sprechen?“
    „Sie sind teils aus Buenos Aires herauf- und aus Corrientes heruntergekommen. Ihre Anführer sind ein nordamerikanischer Ingenieur und der Bevollmächtigte eines Bankiers in Buenos. Sie wollen den Rio Salado tiefer und breiter machen, damit Dampfer denselben befahren können. Ist das geschehen, so wollen sie in dem dichten Wald, welcher sich weit, weit am linken Ufer des Flusses hinzieht, Bäume fällen und Yerba (Paraguaytee, Mate) sammeln lassen, um beides auf dem Salado in den Paraná gehen zu lassen und sich viel Geld zu verdienen.“
    „Haben sie Konzession dazu?“
    „Das weiß ich nicht. Die beiden Anführer sind hier in Palmar gewesen, weil der Führer, den sie haben wollten, sich hier befand. Die anderen Leute, welche zu dieser Expedition gehörten, blieben an der Mündung des Flusses zurück, um ihre Rückkehr dort zu erwarten.“
    „Ist die Gesellschaft zahlreich?“
    „Ja. Eine Anzahl Männer sind mit Booten den Rio Salado hinauf, um die anderen dort zu erwarten, welche mit zahlreichen Ochsenwagen nach den alten Ansiedlungen gehen.“
    „Ist es denn möglich, mit solchen Wagen dieses Ziel zu erreichen?“
    „Ja. Nur in der Nähe des Paraná bieten sich solche Schwierigkeiten, daß die Wagen zerlegt werden müssen. Die Teile derselben werden ebenso wie das Gepäck von den Ochsen so weit getragen, bis man freien Camp findet. Dann setzt man die Wagen wieder zusammen und kann bis zu den Ansiedlungen fahren. Man scheint zu denken, daß diese Schwierigkeiten nicht schwer zu überwinden seien, denn mehrere der Männer haben ihre Frauen und Kinder mitgenommen.“
    „Dann ist es allerdings auf einen längeren, wohl gar bleibenden Aufenthalt abgesehen.“
    „Jedenfalls. Da aber mein Stamm in der Nähe der alten Ansiedlungen wohnt und das Land für sein Eigentum hält, so wird es ganz gewiß zu einem Zusammenstoß kommen. Ich muß also schleunigst hin, Señor. Auch kenne ich die Bräuche der Weißen besser als meine Genossen, und da ich gut spanisch spreche, kann ich auch als Dolmetscher von großem Nutzen sein, obgleich der Führer der Weißen unsere Sprache so genau versteht, als ob er zu uns gehörte. Er ist der berühmteste weiße Kenner des Gran Chaco.“
    „Wie heißt er?“
    „Geronimo Sabuco.“
    „Ah! Ist's etwa der, welcher gewöhnlich nur el Sendador genannt wird?“
    „Ja. Kennen Sie ihn?“
    „Persönlich nicht. Aber Sie müssen doch wohl gehört haben, daß ich mit meinen Gefährten oft von ihm gesprochen habe?“
    „Sie haben von einem Sendador gesprochen; aber es gibt deren so viele, daß ich nicht wissen konnte, welchen Sie meinen.“
    „Vielleicht irren Sie sich, und es ist ein anderer. Wir waren überzeugt, ihn weit nördlicher zu finden.“
    „Es ist Sabuco, kein anderer. Suchen Sie ihn?“
    „Ja. Wir wollen zu ihm, um ihn als Führer zu engagieren.“
    „Da kommen Sie nun zu spät. Er ist schon engagiert.“
    „Aber wir wollen und müssen ihn haben. Wir sind nur deshalb hierher gekommen, um ihn im Gran Chaco aufzusuchen.“
    „Wenn dies der Fall ist, Señor, so freue ich mich, weil Sie dann jedenfalls mit mir gehen werden, denn anders können Sie ihn nicht finden.“
    „Das ist richtig. Ich werde mich mit meinen Gefährten besprechen.“
    „So tun Sie das bald, da ich noch vor Anbruch des Morgens fort will. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Je schneller ich reise, desto eher kann ich meinen Stamm warnen.“
    „Es fragt sich, ob Ihnen das noch zur rechten Zeit möglich ist. Können Sie die Expedition denn nicht einholen?“
    „Ja, denn sie ist vor fünf Tagen von hier aufgebrochen, aber diese Leute reisen mit Ochsenkarren, also sehr langsam, während ich aber reiten werde.“
    „Wie lange reitet man bis zu den alten Ansiedlungen?“
    „Vom Paraná aus ungefähr zehn Tage, während man zu Wagen wenigstens fünfzehn braucht. Ich muß diese Leute also erreichen, bevor sie an ihr Ziel kommen, werde mich aber nicht vor ihnen sehen lassen, da sie nicht zu wissen brauchen, daß ich meinen Stamm benachrichtigen will. Sie würden
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