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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium
Autoren: Mia Zorn
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dem vorderen Floß die Crodactuse inzwischen von dem Wassergefährt vertrieben hatten. Allerdings sammelten sich die wakudagroßen Tiere bereits für einen neuen Angriff. Einen Steinwurf flussaufwärts ragten zwei Dutzend Reptilienschädel drohend aus dem Wasser und an beiden Seiten des Ufers lauerten noch einmal so viele. Während die Crodactuse auf die Chance warteten, ein saftiges Stück Fleisch zwischen die Zähne zu bekommen, drängten sich die Menschen ängstlich auf den Flößen zusammen.
    Matt senkte das Raumschiff so weit ab, dass es nur wenige Meter über der Wasseroberfläche hing. Die Schubdüsen wühlten das Wasser aus und verdarben den Raubechsen gründlich den Appetit. Sie zogen sich mit peitschenden Schwänzen zurück. Der alte Juan hatte alle Mühe, seine mutierten Seekühe im Zaum zu halten.
    Binnen Minuten war der Weg frei. Der Jubel auf den Flößen war grenzenlos. Als dann auch noch Pedró nahte und schließlich seine Salma in die Arme schloss, schien die Welt fast in Ordnung zu sein.
    Doch Miki Takeo dämpfte die Freude. »Ich gebe ungern den Unheilsverkünder«, sagte er mit einem Blick auf die Instrumente des Shuttles, »aber laut den aktuellen Daten werden sie es nicht schaffen.«
    Xijs Miene vereiste. »Du meinst... die Flutwelle erwischt sie?«
    Takeo nickte. »Es sei denn... aber das ist riskant und ich kann den Erfolg nicht garantieren.«
    »Erzähl mir nie, wie meine Chancen stehen«, zitierte Matt einen bekannten Weltraumschmuggler. »Was schlägst du vor?«
    »Wir ziehen die Flöße aufs Meer hinaus.«
    »Der Flutwelle entgegen?« Xij blinzelte. »Das ist nicht dein Ernst.«
    Matt hob die Hand. Er hatte begriffen, worauf der Android spekulierte. »Die Welle baut sich erst in Landnähe auf«, erinnerte er sich daran, was er über Tsunamis wusste.
    »Korrekt«, antwortete Takeo. »Nach meinen Berechnungen auf über vierzig Meter Höhe. Aber bis sie auf den ansteigenden Meeresboden trifft, ist sie nur wenige Meter hoch. Mit etwas Glück können die Flöße diesen Anstieg meistern. Wir müssen sie nur mit dem Shuttle über den kritischen Punkt hinweg schleppen.«
    »Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, sagte Matt entschlossen. »Das wird ein verdammter Wettlauf gegen die Zeit.«
    ***
    Sanktuarium, Februar 2528
    Auf dem Platz bei der Aufzugstation beobachtete July Svenson ihre Jüngste und den Echsenmann: Grao’sil’aana. Oder Grao, wie Trudy ihn nannte. Die beiden hockten auf einem Baumstamm und wickelten die Nylonschnüre von den Trommeln. July hatte dem Echsenmann gezeigt, wie sie das abgerissene Stahltau von der Rolle in der Aufzughalle holen wollte: Sie hatte einen Schwarm Batbears dazu gebracht, einen Ast zweihundert Meter in Richtung Deckenöffnung zu bringen.
    Grao schien begriffen zu haben, dass sie dazu Telepathie einsetzte – auch wenn er damit nicht ganz richtig lag; es war weit mehr als das. Doch July konnte es ihm nicht erklären, denn die Stimmbänder, derer sie sich bediente, konnten keine menschlichen Laute formen.
    Immerhin wusste er nun, dass der Plan funktionierte. So saß er also neben der vergnügten Trudy und knotete das Ende der ersten Seilrolle mit dem Anfang der nächsten zusammen. Hin und wieder blickte er argwöhnisch zu July herüber. Argwöhnisch, aber auch neugierig.
    Kein Wunder: Er sah einen Deary!
    Ob er wohl ahnte, dass die Identität von July Svenson in diesem verfluchten Monstervogelkörper steckte?
    Als hätte Grao ihre Gedanken vernommen, hob er den Kopf und schaute in ihre Richtung. Doch diesmal galten seine Blicke Maggy, die damit beschäftigt war, die Tragegurte am Vogelkörper ihrer Mutter zu befestigen.
    Bald würde sie frei sein. Endlich frei zu tun, wonach es sie mit jedem verfluchten Tag in dieser verfluchten Hohlkugel mehr verlangte. Bei diesem Gedanken wurde July Svenson ganz warm ums Herz. Schon bald würde sie vollenden, weswegen sie überhaupt nach Clarktown II gekommen war...
     
    Rückblick
    Im April 2525 erhielt July Svenson aus Georgshütte die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Schwester Angelina Schultz. Die Boten, die ihr die Habseligkeiten ihrer Schwester nach Antarktisch-Daanmark brachten, behaupteten, die Clarkisten hätten Angelinas Tod verschuldet. [3] Schon da mischte sich Hass in Julys Trauer. Denn auch ihr Ehemann und Vater ihrer Töchter hatte im Kampf der Allianz gegen die Clarkisten sein Leben gelassen.
    Als sie dann im Nachlass ihrer Schwester einen Brief fand, der Ende Februar von Angelina an sie geschrieben
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