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328 - Flucht aus dem Sanktuarium

328 - Flucht aus dem Sanktuarium

Titel: 328 - Flucht aus dem Sanktuarium
Autoren: Mia Zorn
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wurde, wuchs ihr Hass ins Unermessliche: Angelina kündigte darin ihren baldigen Besuch an. Sie hatte erfahren, dass ihr Angebeteter Hartmut Müller in Wirklichkeit Kenneth Clark hieß und Sohn des Clarkistenführers war. Ob nun Spion oder Wahnsinniger, ging aus den Zeilen nicht hervor. Nur dass dieser Kenneth offensichtlich das ganze Antarktis-Terrain in die Luft sprengen wollte.
    Dies wollte Angelina verhindern. Und war dabei offenbar ums Leben gekommen!
    Der Gedanke daran ging July nicht mehr aus dem Kopf. Er quälte sie bei Nacht und am Tage.
    Die beiden Schwestern hatte mehr als nur Verwandtschaft miteinander verbunden. Auch mehr als Freundschaft. Ein Jahr und drei Tage Altersunterschied lagen zwischen ihnen. July war die Ältere. Sie war sieben gewesen, als Fran, die dritte Schwester, geboren wurde. Dieser Umstand hatte sie und Angelina noch mehr zusammengeschweißt. In diesem Jahr war es auch gewesen, dass sie ihre Gabe entdeckten. Die Gabe, ihren Geist auf Reisen zu schicken. Herumzuspazieren, während ihre kleinen Körper im Bett lagen.
    Ihre Fähigkeiten wuchsen mit zunehmendem Alter. Sie fanden heraus, wie sie Kontakt mit dem Geist anderer aufnehmen konnten. Und schließlich schafften sie es sogar, unbemerkt in den Geist anderer einzudringen, ihn zu beeinflussen, ihn zu belauschen.
    Aufregend war das. Aber auch verwirrend. Und manchmal hatte July das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Als sie sich ihrer Mutter anvertraute, wollte diese darüber nichts hören. »Das ist nicht normal«, schalt sie July und beschwor sie, niemals mit irgendjemandem darüber zu sprechen.
    Auch das schweißte die beiden Schwestern zusammen – und schließlich der frühe Tod ihrer Mutter. Erst viel später erfuhren sie, dass auch sie über mentale Fähigkeiten verfügt haben musste.
    Angelina, die sich gerne mit der Geschichte ihrer Vorfahren beschäftigte, stieß irgendwann auf eine Ahnin namens Lilly Rayna. Aus deren Aufzeichnungen ging hervor, dass die Vorfahren ihre mentalen Fähigkeiten im Laufe der Jahrhunderte immer weiter entwickelt hatten und diese von Generation zu Generation wuchsen. Gesegnet mit einem besonders starken »Id«, wie die Ahnin es nannte, war es Lilly Rayna sogar möglich gewesen, mühelos Materie zu durchdringen.
    Diese Informationen brachten die Schwestern dazu, mit ihrem Id auch Pflanzen und Tiere zu manipulieren. Während Angelina scheiterte, gelang es July. Der bissige Nachbarsdogger trollte sich mit eingezogenem Schwanz, und scheue Vögel pickten ihr Körner aus der Hand.
    Mit diesem Hintergrund war es kein Wunder, dass beide Frauen einen wissenschaftlichen Beruf wählten. Irgendwann verschlug ein Forschungsprojekt July nach Antarktisch-Daanmark, wo sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte. Als klar war, dass sie nicht mehr nach Meeraka zurückkehren würde, folgte ihr Angelina auf den sechsten Kontinent. Auch wenn sie im entfernten Georgshütte stationiert war, sahen sich die Schwestern regelmäßig und hielten Briefkontakt miteinander.
    Mit Angelinas Tod war das alles vorbei. Halb wahnsinnig vor Trauer und Zorn beschloss July, den Tod ihrer Schwester zu rächen. Sie brach ihre Zelte in Antarktisch-Daanmark ab und erreichte mit ihren Töchtern im Mai 2525 Clarktown II. Dort gab sich die Halbmeerakanerin als clarkistische Patriotin aus, die nach dem Tod ihres Mannes nichts mehr in Antarktisch-Daanmark hielt. Sie bot ihre Arbeit als Biologin an und trumpfte mit ihrem Spezialgebiet Genforschung.
    Damit rannte sie offene Türen ein. Es gab ein wissenschaftliches Projekt, bei dem ihre Kenntnisse gefragt waren: »Bio-Storm«.
    Ein Überfall, der Clarktown viele Wochen zuvor erschütterte, hatte dieses Projekt ins Leben gerufen. Einzelheiten darüber erfuhr July erst später. Auch das Sanktuarium hielten die Clarkisten erst einmal vor ihr geheim. Zunächst wurde sie tagelang auf Herz und Nieren geprüft, musste unzählige Verhöre über sich ergehen lassen. Dabei zeigte sich Sweeny, der Chefwissenschaftler von Clarktown II, besonders hartnäckig. [4]
    Doch mit ihren mentalen Fähigkeiten gelang es der Biologin, selbst ihn von ihrer vermeintlichen Arglosigkeit zu überzeugen. So gelangte sie schließlich in die Hohlwelt. Hier erfuhr sie alles über »Bio-Storm« und die Kreaturen außerhalb der Forts, die angeblich aus einer fernen Zukunft der Erde stammen sollten. Sie eroberte das Herz des Laborchiefs Brown und war mit ihren Kindern nach kürzester Zeit beliebt und gern gesehen bei den Bewohnern der
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