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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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nicht mehr hinein. Ein Wassereinbruch hat damals große Schäden angerichtet.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Xij. »Das Phänomen, von dem Sie sprechen, begann vor ungefähr sieben Jahren, dauerte einundzwanzig Monate und hörte dann ebenso plötzlich wieder auf.«
    Inscher Roch staunte nicht schlecht. »Ja, aber...«
    »Das Phänomen, ein anhaltender Elektromagnetischer Impuls, war weltweit zu beobachten«, sagte Xij. »Es kostete viele Menschenleben, wahrscheinlich auch hier.« [4]
    Die Frau nickte. »Unsere Gemeinschaft stand kurz vor dem Kollaps. Wenn uns die Indios damals angegriffen hätten, hätten sie leichtes Spiel gehabt.«
    ***
    »Was wissen Sie über das Jahr 2012, Monsieur Drax? Ist Ihnen seine Bedeutung für uns alle bekannt?« Comm’deur Serpon wartete die Antwort seines Gegenübers nicht ab. Leider – denn er wäre erstaunt gewesen über Matts Antwort. »In die Annalen der BASTILLE jedenfalls hat sich 2012 unauslöschlich als das Jahr eingebrannt, in dem die Welt Feuer fing«, fuhr der Alte fort. »Ich meine die ganze Welt . So ist es uns überliefert. Ein Komet stürzte auf die Erde, setzte sie erst in Brand, um sie bald darauf einzufrieren. Die aufgewirbelte Materie – Staub und Asche – bildete in der oberen Atmosphäre ein Leichentuch, das die Sonnenstrahlen nicht mehr durchließ. Dabei kam der Komet, der all das anrichtete, nicht aus heiterem Himmel. Man hatte ihn lange zuvor entdeckt und schmiedete Pläne, ihn zu zerstören.«
    Matt dachte nicht daran, den alten Mann zu unterbrechen – obwohl er das, was Serpon gerade zum Besten gab, sehr viel detaillierter hätte schildern können. Aus erster Hand quasi, während sich Benedict Serpons Wissen aus Überlieferungen nährte. Dafür, das musste er zugeben, war es erstaunlich detailliert.
    Über die Zeit nach dem Kometeneinschlag hatte Matt dagegen wenige Erkenntnisse. Er hatte das nächste halbe Jahrtausend übersprungen und war erst im Jahr 2516 wieder zu sich gekommen. Von daher war das, was Serpon jetzt erzählte, auch für ihn interessant.
    »Kourou war 2012 ein Weltraumbahnhof – es gab andere, bedeutendere. Cap Canaveral... Baikonur... Dort gab es Bemühungen, den Killerkometen abzufangen. Die damalige französische Regierung hatte aber offenbar nicht viel Vertrauen in diese Unternehmen, denn sie startete eine eigene Initiative, in deren Verlauf Kourou binnen weniger Monate mit einer beachtlichen Zahl nuklear bestückter Raketen ausgerüstet wurde, die, in unterirdischen Silos gelagert, »Christopher-Floyd« ebenfalls entgegengeschickt werden sollten, falls die Maßnahmen der internationalen Allianz versagen sollten.«
    Davon hörte Matt zum ersten Mal. Die französische Regierung musste das Projekt damals im Geheimen betrieben haben.
    »Nun, die Maßnahmen versagten«, berichtete Serpon weiter, »aber leider auch die Technik hier in Kourou. Es gab Probleme mit den Computern, die auch ein Heer eilends berufener Ingenieure – wir nennen sie heute Inschers – nicht rechtzeitig lösen konnten. Die bereits stationierten Abfangraketen konnten nicht mehr gestartet und ins Ziel gelenkt werden.«
    Matt fragte sich, was geschehen wäre, wenn die Franzosen Erfolg gehabt hätten. In irgendeiner Parallelwelt – sogar mehreren – war das ja tatsächlich geschehen, teils sogar ohne menschliches Eingreifen.
    Serpon senkte die Stimme. »Der Komet schlug ein, und das Leben, wie man es bis dahin gekannt hatte, änderte sich von Grund auf. Erst nach Jahrhunderten entkam die Erde dem Würgegriff der nuklearen Eiszeit. Die damals in Kourou versammelten Techniker überlebten die Apokalypse in den Bunkern der Anlage, zusammen mit den Angehörigen der Fremdenlegion, die das Projekt im Auftrag der französischen Regierung sichern sollten. Auf diese Weise konnten letztlich gut zweihundert Männer und Frauen, Mitarbeiter des Weltraumbahnhofs und Soldaten die kritische Phase nach dem Einschlag überstehen.«
    »Und aus dieser Keimzelle entwickelte sich dann die Gemeinschaft von heute?«
    Der Comm’deur nickte. »Die Überlebenden begannen bald schon damit, die fehlerhaften Programme umzuschreiben und den Abwehrschild nachträglich doch noch funktionsfähig zu machen.«
    »Warum?«, fragte Matt im Affekt, bevor er selbst auf die einfache Antwort kam, die Serpon ihm postwendend bestätigte.
    »Erst einmal, um überhaupt etwas zu tun zu haben. Für Generationen in Bunkern festzusitzen, muss grausam gewesen sein. Aber natürlich wollten sie ihrem Leben auch
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