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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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kollidierte gerade mit einem blinkenden, aufwärts strebenden Licht.
    »Volltreffer!«, kommentierte Serpon. »So war es auch, als die erste Rakete aufstieg und auf dem Killerfragment einschlug... Da, ein weiterer Treffer! Und dort, der nächste!«
    Von nun an ging es Schlag auf Schlag. Und die Erleichterung in Matt, so verfrüht sie auch sein mochte, kannte keine Grenzen. Fast unbewusst schickte er ein Dankgebet zum Himmel. Und fragte sich im nächsten Moment, an wen er es richten sollte: Gott oder Wudan.
    Der Gedanke brachte Aruula zurück in seine Erinnerung. Wo sie jetzt wohl sein mochte? Immer noch auf Canduly Castle, bei Rulfan und Myrial? Oder war sie weitergezogen zu den Dreizehn Inseln, um ihrer Pflicht als Königin nachzukommen?
    Mir kann es egal sein, dachte Matt, während er weitere digitale Raketen mit schematischen Trümmern kollidieren und sich gegenseitig auslöschen sah. Sie geht ihren eigenen Weg, so wie Xij und ich auch. Seien wir dankbar, dass wir ihn überhaupt gehen können. Dass uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt.
    Hätte Matthew Drax zu diesem Zeitpunkt geahnt, was bald schon geschehen würde, wäre ihm der launige Gedanke wie blanker Hohn erschienen.
    ***
    Miki Takeo schottete sich völlig gegen alle Einflüsse ab, die nichts mit seiner aktuellen Tätigkeit zu tun hatten. Er ging förmlich in den uralten Anlagen der BASTILLE-Gründer auf, schaute der Automatik quasi »über die Schulter«, während sie sich Zielobjekt um Zielobjekt vornahm und Raketen darauf einjustierte.
    Der Android stellte derweil Berechnungen an, wo auf der Erde die mutmaßlichen Einschlagpunkte gelegen hätten, wären die Geschosse aus dem All nicht rechtzeitig unschädlich gemacht worden.
    Bei zwei Koordinaten brach ihm der sinnbildlich kalte Schweiß aus: zum einen die nördliche Region von Amraka, wo sie sich gerade befanden, und zum anderen das schottische Hochland – wo Canduly Castle lag.
    Er überlegte, ob er Einfluss auf die Automatik nehmen und in der Reihenfolge der Zielabarbeitung diese beide Koordinaten vorziehen sollte – aber er musste alles vermeiden, was das System durcheinanderbringen und zu dessen Absturz führen konnte.
    Er tauchte aus seiner tranceartigen Verbindung mit der Himmelswacht-Maschinerie auf und informierte Xij über seine Berechnungen.
    Auch sie war sichtlich geschockt. »Logg dich wieder ein«, forderte sie den Androiden auf. »Sollte es kritisch werden, kannst du immer noch versuchen, die Notbremse zu ziehen.«
    Miki Takeo bestätigte.
    ***
    Canduly Castle, Britana
    Aruula fand keinen Schlaf. Ihre Welt lag auch ohne die sich anbahnenden Einschläge von Geschossen aus dem All schon in Trümmern.
    Seit das Mondshuttle wieder vom Hort des Wissens gestartet und in der Ferne verschwunden war, fühlte sich die Kriegerin der Dreizehn Inseln wie eine Entwurzelte. Und das erschreckte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte.
    Maddrax war schon seit fast einem Jahr nicht mehr an ihrer Seite. Warum traf sie der Verlust also erst jetzt mit voller Wucht?
    Weil es jetzt erst endgültig geworden ist, gab sie sich selbst die Antwort. Bislang hatte sie, wenn auch unterschwellig, immer noch auf eine Versöhnung gehofft. Schon allein, weil es doch Wudans Wille war, dass sie und Maddrax zusammen waren. Weil sie nur so seinen großen Plan – den sie selbst nicht kannte – erfüllen konnten.
    Doch Maddrax hatte sich gegen das Schicksal und gegen Wudan entschieden. Das konnte sie ihm nicht verzeihen. Und doch... zerriss es ihr das Herz, während es sie bis in die tiefsten Schichten ihrer Seele und Emotionalität aufwühlte und unfassbar wütend machte.
    Konnte ein Gott sich so sehr täuschen? Oder war dies nur eine schmerzliche Prüfung, die einer umso glanzvolleren Wiedervereinigung vorausging?
    Ich mache mir etwas vor!, dachte sie zornig. Es ist vorbei. Ich habe ihn verloren. An eine schmalbrüstige Göre!
    Ohne es beeinflussen zu können, weitete sich ihr Zorn auf Maddrax immer stärker aus.
    Wie hatte er den Verführungskünsten dieser uralten Geistwanderin, die ursprünglich nicht mal ein Mensch gewesen war, sondern ein glitschiges Fischwesen, überhaupt erliegen können? Lange Zeit hatte sie Xij Hamlet nicht als ernsthafte Rivalin wahrgenommen. Sie schien so gar nicht dem Phänotyp zu entsprechen, auf den Maddrax stand. Und doch...
    All die Leidenschaft und Zärtlichkeit der vergangenen Jahre erschienen Aruula plötzlich wie ein riesengroßes Lügengebilde. Noch vor verhältnismäßig kurzer
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