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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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unterwegs zu Vogler, flog ihr Blick hinauf zur Gewölbedecke.
    Im nächsten Moment sah sie das Unheil hereinbrechen – im wahrsten Wortsinn.
    Erst rieselte Staub, dann rutschten erster kleine Steine herab. Und schließlich...
    Einer der Stützbalken, die das Gewölbe trugen, löste sich aus dem Verbund. Mörtel regnete herab. Das Knirschen im Stein vermengte sich mit dem reißenden Ton zeitlupenhaft langsam brechenden Holzes.
    »Vorsicht!« Aruula merkte kaum, dass sie es war, die die Warnung schrie.
    Aber als sie es begriff, dämmerte ihr zugleich auch, dass jede Warnung zu spät kam. Denn im selben Moment brach der Balken vollends aus der Decke, schwang herum – und stürzte wie eine titanische Keule auf Menschen herab, die an dieser Stelle des Gewölbes und dicht an der Wand kauerten.
    Aruula schrie erneut auf, aber nicht vor Angst, sondern vor Wut. Unbändige Wut über das Schicksal, mochte es nun von Wudan gewollt sein oder nicht, das eine glückliche Familie auslöschen wollte. Denn unter dem Balken niedergeduckt saßen Rulfan, Myrial und die beiden Kinder!
    Aruula handelte rein instinktiv. Es war Selbstmord, dem Verhängnis entgegen zu springen, anstatt selbst in Deckung zu gehen. Aber sie konnte und wollte nicht tatenlos zusehen, wie diese unschuldigen leben ausgelöscht wurden.
    Aruula sprang vor, entschlossen, dem Schicksal in die Suppe zu spucken. Sie landete exakt an dem Punkt, an dem das Balkenende mit seinem vollen Gewicht und zermalmendem Schwung herunterkommen würde, und stemmte sich mit eingezogenem Kopf breitbeinig gegen die Wand, schützte so die Menschen unter ihr.
    Statt Rulfan und seine Lieben traf die Keule Aruulas Rücken. Ein mörderischer Schlag ging durch ihren Körper. Die gestreckten Arme knickten ein wie Streichhölzer, vermochten die Last nicht annähernd zu stemmen, geschweige denn ihr die Wucht zu nehmen.
    Der Balken stauchte sie regelrecht zusammen. Sie hatte das Gefühl, in der Mitte durchzubrechen. Haltlos stürzte sie auf die Leiber der Menschen, die sie mit ihrer Wahnsinnstat gerettet hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Rulfan den Kopf hob. In seinen rötlichen Augen stand ein stummer Schrei.
    Das war das Letzte, was Aruula wahrnahm, bevor es dunkel um sie wurde.
    Nein, nicht ganz. Die allerletzte Empfindung war ein Laut, den sie zu hören glaubte. Ein Krächzen, von dem sie sicher war, dass es nur eines sein konnte: der Schrei des Totenvogels Krahac, der sie zu sich in sein Reich rief.
    ***
    Kourou
    Der Himmel über der BASTILLE gebar an diesem Tag nicht nur Schrecken – im späteren Verlauf erbarmte er sich auch derer, die das Land bewohnten. Einsetzender Regen unterstützte die Löscheinsätze, half vor allem, die kleineren Brände schon im Ansatz zu ersticken und sich gar nicht erst ausweiten zu lassen.
    Den Rest erledigten die Inschers und Leschoneers mit der beherzten Unterstützung von Xij Hamlet und Miki Takeo. Vor allem der Android spielte sich mehr und mehr in die Herzen der Bewohner des einstigen Kourou.
    Als Takeo und Xij schließlich in das umzäunte Territorium zurückkehrten, gab es kaum mehr Vorbehalte gegen die nur zufällig zeitgleich mit den bewaffneten Aggressoren aufgetauchten Besucher.
    Nach einer Dusche und dem Überstreifen von Ersatzkleidung – bis ihre eigene wieder frisch gereinigt zur Verfügung stand – begab sich Xij zu Matt, der in der Zwischenzeit noch weitere Details über die Entstehungsgeschichte der BASTILLE erfahren hatte und seine neue Lebensgefährtin sofort mit Informationen versorgen wollte.
    Die aber bremste ihn. »Wo ist Miki? Ich dachte, er sei mir vorausgegangen...?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Hier war er noch nicht. Dabei muss ich mich dringend mit ihm unterhalten. Bislang war ja keine Gelegenheit dafür.«
    Sie erfuhren, dass Inscher Roch ihn abgefangen und noch einmal ins Kontrollzentrum der Himmelswacht gelotst hatte. Erhoffte sie sich von ihm ein paar Tipps, wie sie die Anlage künftig besser beherrschen konnte? Oder wartete sie genau wie Matt auf die Beantwortung einiger ungeklärter Fragen?
    »Sind denn überhaupt noch Raketen übrig?«, fragte Xij. »Mir kam es vor, als hätten wir alles rausgeschickt, was die Abschussrampen hergaben.«
    Auch darüber hatte sich Matt schon informiert. »Es gab einige Ausfälle«, sagte er. »Die Zahl der Raketen, die nicht gezündet haben, beläuft sich auf ein gutes Dutzend. Wenn es Miki gelingt, sie zu reparieren, bleibt uns die Himmelswacht auch weiterhin erhalten. Mit
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