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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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Android endlich heraus. »Das Signal orte ich mit einem internen Empfänger. Wie gesagt: Es kommt aktuell von einer Position auf dem offenen Meer, weit vor der Küste Amrakas. Und es bewegt sich kontinuierlich weiter nach Nordosten, in Richtung Mexiko.«
    Es war einer der seltenen Momente, in denen Matt das Bedürfnis hatte, einen Roboter zu knutschen.

Epilog
    Canduly Castle
    Wie lange sie ohnmächtig gewesen war oder einfach nur geschlafen hatte, wusste Aruula nicht, als sie zu sich kam.
    Es war Nacht. Durch das offene Fenster und einen breiten Riss, der sich diagonal durch die Außenwand zog, drang kühle Luft herein. Eine Kerzenflamme kämpfte gegen das Verlöschen an. Auf der dem Wind abgewandten Seite hatte Wachs einen dicken Wulst entstehen lassen, der wie ein Geschwür aussah.
    Aruula atmete minutenlang ruhig ein und aus, bevor sie allen Mut zusammennahm und ihre Finger zu bewegen versuchte.
    Ihre letzte Erinnerung war die, dass sie keinerlei Kontrolle mehr über ihre Muskulatur unterhalb des Halses gehabt hatte, und schwärzer als die Nacht schwebte der Schatten der Angst über ihr, die Rettung der Freunde damit erkauft zu haben, bis ans Ende ihres Lebens als Krüppel dahinsiechen zu müssen.
    Der bloße Gedanke trieb ihr den Schweiß aus den Poren. Ihr Körper war bis zum Hals mit Fellen zugedeckt. Sie glaubte zu dampfen.
    Die Hand, auf die sie sich konzentrierte, reagierte nicht sofort, und eine Panikwelle jagte durch sie hindurch. Sie schrie auf und – keilte aus wie ein bis aufs Blut gereizter Stier.
    Die Felle flogen davon.
    Und Aruula konnte nicht an sich halten, einen Freudenschrei auszustoßen. Mein Bein hat sich bewegt! Ich bin nicht gelähmt!
    Die Tür öffnete sich. Myrial kam herein, dicht gefolgt von Rulfan. »Du bist wach...«
    Während seine Frau die Decken vom Boden klaubte, trat Rulfan neben Aruula und legte ihr die Hand auf die Stirn. »Das Fieber ist zurückgegangen.«
    »Ich hatte Fieber?«
    Er nickte.
    »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Sechsunddreißig Stunden.«
    »Sechsunddreißig...« Sie wollte sich schütteln, aber nur ihr Kopf machte die Bewegung mit. Der Rest ihres Körpers blieb reglos liegen. Aber da war doch eine Reaktion!, dachte sie entsetzt. Das kann kein Irrtum gewesen sein. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte die Finger beider Hände zu bewegen – was ihr nach wenigen Sekunden auch gelang. Erleichterung schlug über ihr zusammen wie eine Woge.
    Rulfan hatte ihr wechselndes Mienenspiel beobachtet, aber auch die Bewegungen ihrer Finger. »Wie geht es dir?«, fragte er besorgt. »Als ich dich hier heraufgetragen hatte, befürchtete ich schon...« Den Rest ließ er unausgesprochen.
    »Ich dachte das auch, mein Freund«, antwortete sie, »und glaub mir, ich hatte eine Scheißangst, mein restliches Leben von dir gefüttert werden zu müssen!«
    Ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht. »Davor hätte ich auch Angst.«
    Aruula bewegte demonstrativ Arme, Hände, Beine und Füße. Es fiel ihr nicht leicht, und im Schulterbereich wütete ein fast unerträglicher Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Aber alles war besser als das Damoklesschwert, das eben noch über ihr gehangen hatte. Nein, das sich schon halb in sie gebohrt hatte, dort unten im Keller, als der herabstürzende Balken ihr fast das Lebenslicht ausgeblasen hätte.
    »Wir stehen tief in deiner Schuld, Aruula!« Myrial trat neben das Bett und deckte sie mit einer Hingabe zu, dass Aruula eine Zeitlang vergaß, wie übel ihr auch ohne diesen Unfall mitgespielt worden war.
    Doch ewig ließ sich der Gedanke an Maddrax nicht unterdrücken.
    Die folgenden Tage und Wochen brachte sie damit zu, sich von Myrial pflegen und von Rulfan dabei helfen zu lassen, ihren lädierten Körper wieder auf Trab zu bringen.
    Sie trainierte hart und gönnte sich keine Schonung.
    Denn sie hatte ein Ziel: Sie wollten zurück zu den Dreizehn Inseln. Zurück in die Heimat, die sie für einen Mann aufgegeben hatte, der es nicht wert war.
    Sie würde alles tun, um ihren Schwestern eine gute Königin zu sein.
    Und sie würde nicht eher ruhen, bis die Dreizehn Inseln einen Ruf wie Donnerhall erworben hatten – weit über ihre heutigen Grenzen hinaus.
    ENDE
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