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326 - Schlangenmenschen

326 - Schlangenmenschen

Titel: 326 - Schlangenmenschen
Autoren: Manfred Weinland
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vernichten werden! Gelangt genügend Staub in die Atmosphäre, wird sich die Temperatur weltweit um mehrere Grade abkühlen. Mit etwas Pech ist das der Startschuss zu einer neuen Eiszeit! Das wirft die Entwicklung der Menschheit um Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte zurück! Und das Schlimmste daran: Es wäre unnötig ! Wenn Ihre so genannte Himmelswacht auch nur halb so gut ist, wie Sie glauben, können wir das Schlimmste verhindern!«
    Matt hielt inne und rang nach Luft. Adrenalin pumpte durch seine Adern und ließ ihn zittern. Was soll ich noch sagen?, fragte er sich. Wenn dieser Greis jetzt nicht einlenkt, können wir einpacken.
    Doch dann geschah, womit er schon nicht mehr gerechnet hatte. Plötzlich straffte sich Serpons Gestalt, als hätte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen.
    Doch leider war es nur die Entscheidung, Matt und Xij reinen Wein einzuschenken.
    »Es... tut mir leid«, brachte er mit brüchiger Stimme hervor. »Aber die Wahrheit ist, dass die erste Rakete ganz ohne unser Zutun gestartet ist. Wir... wir wissen nicht, wie es funktioniert. Dieses Wissen ging längst verloren.«
    Benedict Serpon brach ab, und Matt schluckte schwer. Doch er war nicht gewillt, die Flinte ins Korn zu werfen. Er erhob sich und stand auf wackligen Beinen da. »Dann überlassen sie uns die Kontrolle«, sagte er. »Wir kennen uns mit der Technik aus, die der BASTILLE zugrunde liegt. Oder vielmehr: Wir haben einen Experten dabei, der sich damit auskennt. Geben Sie ihm die Chance, sich zu rehabilitieren und den Planeten zu retten! Springen Sie über Ihren gottverdammten Schatten, alter Mann!«
    Serpon sah ihn erst unwissend an, dann ereilte ihn die Erkenntnis. »Sie meinen Ihren Freund, den Hochverräter!«
    »Er heißt Miki Takeo«, mischte sich nun auch Xij ein. Sie war neben Matt getreten und stützte ihn. »Ich weiß nicht, warum er den Indios die Waffen gegeben hat, aber entweder wurde er dazu gezwungen oder hat sich etwas dabei gedacht. Sie müssen ihm die Chance geben, sich zu erklären! Bevor der nächste Brocken einschlägt und hier alles zum Teufel geht.«
    Serpon schien seine Verbohrtheit nicht aufgeben zu wollen. Er schwieg verbissen – bis Matt und Xij Schützenhilfe von unerwarteter Seite bekamen. Inscher Roch trat zu dem Comm’deur und legte in einer seltsam vertraut anmutenden Geste die Hand auf seine Schulter.
    »Vertrauen wir ihnen«, sagte sie zu Matthews Verblüffung entschlossen. »Ich fürchte, uns bleibt keine Alternative.«
    ***
    An Inscher Rochs Seite drangen Miki Takeo und Xij zum eigentlichen Herz der BASTILLE vor, dem Bereich, in dem sich die Hardware der Himmelswacht drängte: ein unterirdischer Komplex, nur über ein in trübes Neonlicht getauchtes Treppenhaus zu erreichen.
    »Wie tief geht es?«, fragte Xij.
    »Rund zwanzig Meter«, antwortete Inscher Roch und strauchelte kurz auf den feucht glänzenden Stufen, konnte sich aber an der ebenso feucht glänzenden Wand abfangen. Es roch nach Mief und Moder.
    Wenn das keine prima Voraussetzungen waren... Xij rümpfte die Nase nicht nur wegen des Geruchs.
    »Früher gab es einen funktionierenden Aufzug. Doch die Probleme waren schon ein, zwei Generationen vor mir nicht mehr in den Griff zu bekommen«, berichtete die Assistentin des heutigen Kourou-Leiters. »Ein Armutszeugnis, ich weiß. Aber es ging so viel... Wissen verloren, auch so viele persönliche Fähigkeiten...« Inscher Roch verstummte, als hätte sie einen Kloß im Hals.
    Xij, die dicht hinter ihr lief, gefolgt von dem Androiden, hätte Inscher Roch darüber aufklären können: dass sie die schleichende Degenerierung ihrer Gehirne den Daa’muren und der CF-Strahlung zu verdanken hatten. Dass nur jene, die tief unter der Erde lebten, von der Synapsenblockade verschont geblieben waren. Und dass es ein Fehler der gelobten Vorfahren gewesen war, die schützenden Bunker irgendwann zu verlassen und sich unwissentlich der Strahlung auszusetzen. Das war der Anfang vom Ende für Kourou gewesen.
    Doch all das sagte sie nicht. Weil es nur Zeit gekostet und ohnehin nichts gebracht hätte. Etwas anderes interessiert sie jedoch:
    »Sagen Sie... was ist eigentlich mit den Wissenschaftlern von Kourou passiert?«
    Inscher Roch drehte sich irritiert um. »Wissenschaftler?«
    »Nun, hier gab es doch nicht immer nur Soldaten. Ursprünglich war der Weltraumbahnhof eine zivile Behörde. Wo also sind die Techniker hin?«
    Rochs Miene war ein großes Fragezeichen. »Aber so ist es doch auch heute noch«,
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