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322 - Götterdämmerung

322 - Götterdämmerung

Titel: 322 - Götterdämmerung
Autoren: Mia Zorn
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sich wortkarg und teilnahmslos. Vielleicht litt sie auch nur unter den ungewohnten Temperaturen.
    Aber eigentlich interessierte ihn weder das Befinden der Frau noch das von Mefju’drex. Nachdenklich fixierte Grao’sil’aana das Superior Magtron in Mefju’drex’ Schoß. Was aussah wie ein tellergroßes X aus Chrom, war ein technisches Wunderwerk, das ihnen die Archivare aus dem zeitlosen Raum mitgegeben hatten. Ein Supermagnet mit einer kugelförmigen Erhebung oben und einem Schlüsselloch unten.
    Mefju’drex hoffte damit den Flächenräumer in Minuten aufladen zu können, sodass der Schuss auf den Streiter kein Rohrkrepierer wie beim ersten Mal werden würde. Doch der Flächenräumer schien im Augenblick unerreichbar zu sein. Solange sie in Parallelwelten unterwegs waren, nutzte ihnen das Wundergerät gar nichts.
    Und in ihre eigene Realität gelangten sie nur zu dritt; so wie sie aufgebrochen waren. Das war es, was den Daa’muren am meisten fuchste. Grao wäre längst seine eigenen Wege gegangen, aber er war an seine beiden Begleiter gebunden. Ob er es wollte oder nicht: Sie mussten die Zeitblasen jedes Mal gemeinsam passieren.
    In diesem Bewusstsein hatte Grao auch nicht gezögert, die beiden schwachen Menschen vor der niedergehenden Lawine zu retten. Selbst wenn er sich als Lohn nun Mefju’drex’ Gerede anhören musste.
    Ohne die beiden weiter zu beachten, drehte er dem Feuer den Rücken zu und schloss die Augen. Der Mann aus der Vergangenheit senkte freundlicherweise die Stimme und Grao dämmerte in den Schlaf hinüber.
     
    Beim Erwachen am Morgen empfand der Daa’mure dann doch so etwas wie Dankbarkeit gegenüber seinen Begleitern. Weil Mefju’drex und Xij die Nacht über das Feuer in Gang gehalten hatten, herrschten in der Felsenbehausung erträgliche Temperaturen. Der Schnee, der sich vor dem Höhleneingang türmte, tat ein Übriges, die Wärme im Inneren zu halten. So war Grao’sil’aanas Beweglichkeit weniger eingeschränkt als befürchtet.
    Während die Gefährten nun mit vereinten Kräften den Höhlenzugang vom Schnee befreiten, stieg ihre Stimmung: Der Sturm war zu einem schwachen Wind abgeflaut. Auch wenn noch immer dichte Flocken fielen, wollten sie sich draußen umsehen. Grao machte deutlich, dass er hier auf ihre Rückkehr warten würde.
    Also nahmen die beiden ein schnelles Frühstück ein und machten sich, in dicke Felle gehüllt, auf den Weg. Mefju’drex und Xij hatten die Felsenbehausung noch keine Minute verlassen, als Grao alarmierende Geräusche vernahm: Hundegebell und laute Stimmen.
    Mit eiligen Schritten war er beim Eingang und spähte nach draußen. Er sah, wie seine Gefährten in Deckung gingen, als Pfeile über ihre Köpfe schwirrten und Wurfspieße neben ihnen im Schnee landeten. Im Zickzacklauf retteten sie sich zurück in die Höhle.
    »Offensichtlich hat uns der Junge, den du bei unserer Ankunft gesehen hast, seine Horde auf den Hals gehetzt.« Fluchend lief Mefju’drex zum Depot und griff sich eine Axt und einen Spieß. »Sie machen nicht den Eindruck, als ließe sich mit ihnen reden.«
    »Wie viele sind es?«, wollte Grao wissen.
    »Ungefähr ein halbes Dutzend und ihre Hunde.« Mit grimmiger Miene reichte der Mann aus der Vergangenheit Xij den Spieß. Sie würde ihn als Kampfstock nutzen, ihre bevorzugte Waffe.
    Dem Daa’muren missfiel die Vorstellung, kostbare Zeit in einem Kampf zu verschwenden. Schon gar nicht wollte er riskieren, dass Mefju’drex oder Xij verwundet oder gar getötet wurden und er bis ans Ende seiner Tage in dieser Eishölle festsaß. Warum also die Situation kompliziert machen, wenn es auch einfacher ging?
    »Überlasst sie mir.« Schnell befreite sich Grao von den Fellen. »Ich werde sie vertreiben und euch einen Vorsprung verschaffen. Wir treffen uns an der Schlucht bei den kuppelförmigen Felsen. Dort suchen wir das Portal und verschwinden von hier.«
    ***
    Der Häuptling von Jotunheimen kauerte neben seinem Sohn Hamskarpur und dem Schmied Snorri hinter einem großen Findling. Sie befanden sich auf dem Plateau, auf dem der Zwerg Glymjandi am Tag zuvor noch getanzt hatte. Angespannt blickte Efstur hinüber zu der Stelle, wo der Pfad zur Schutzhöhle in den Aufstieg zu Ymirs Schulter mündete. Noch war nichts zu sehen. Doch bei den sich nähernden Geräuschen stellte sich jedes einzelne Nackenhaar des Häuptlings auf: Entsetzliche Schreie waren zu hören.
    Eigentlich hatte er erwartet, die Wesen aus der Unterwelt in Widdas heiliger Stätte zu
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