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319 - Paris - verbotene Stadt

319 - Paris - verbotene Stadt

Titel: 319 - Paris - verbotene Stadt
Autoren: Jo Zybell
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die anderen feindlichen Fahrzeuge. Etwa zweihundert chinesische Soldaten gerieten in Gefangenschaft, viele davon verwundet. Das Gros der Infanteristen jedoch starb im Wald oder zwischen den Gebäuden des alten Schulkomplexes.
    Mit harter Miene nahm Jeanne die Meldungen der beiden Obristen entgegen. Mehr als dreißig eigene Kämpfer waren ums Leben gekommen, über fünfzig verletzt worden.
    »Schau dir in Ruhe die Gefangenen an, Rudy«, sprach sie in ihren Mobilport. »Suche dir die vielversprechendsten aus und verhöre sie. Wir müssen herausfinden, ob die Gelbärsche die Lage unseres neuen Hauptquartiers kennen!«
    ***
    Sie hatten Grandfather vollständig im Griff – Biggest Daddy konnte sich mit eigenen Augen und Ohren davon überzeugen, als er mit der jungen Chinesin am kleinen Konferenztisch seines Regierungsoffice saß. Vor den Schnittstellen des Zentralrechners an der Langseite des Office beugten sich chinesische Wissenschaftler über Tastfelder und Hologramme. Der Big-Daddies-Council war ausgeschaltet, nun begannen die Chinesen die unteren Ebenen der APU-Verwaltung zu übernehmen. Sie arbeiteten schnell und effektiv.
    Im Hologramm des staatlichen Nachrichtensenders der APU lächelte eine chinesische Kommentatorin und berichtete von der unblutigen Einnahme jenes Regierungsturms, in dem bis gestern der Big Daddy für Verteidigung residiert hatte. Auch sämtliche Kampfgleiterträger im Atlantik und Pazifik standen bereits unter chinesischem Kommando. In den Vorstandsetagen der wichtigsten Konzerne verliefen die Verhandlungen über die Ablösung der Vorstandsvorsitzenden durch chinesische Manager »außerordentlich konstruktiv und vor allem harmonisch«, wie die Grazie im Hologramm lächelnd verkündete.
    Tief sog Biggest Daddy die Luft durch die Nase ein. Vorbei. Es war endgültig vorbei.
    Das Ende war ja unausweichlich gewesen: In einem Dutzend Rechenprozessen hatte Grandfather die Wahrscheinlichkeit eines militärisch-wirtschaftlichen Sieges gegen die Chinesen selbst in der günstigen Variante mit weniger als acht Prozent prognostiziert. Biggest Daddy hatte das Ende der APU also nur stark beschleunigt und dadurch eine Menge wirtschaftlichen Schaden vermieden; ganz zu schweigen von den Blutströmen, die der Welt auf diese Weise erspart worden waren.
    Dennoch erfüllte es ihn mit Bitterkeit, die neuen Herren nun mit größter Selbstverständlichkeit an den Schalthebeln der Macht hantieren zu sehen.
    Er starrte auf den Papierbogen, den die Generalsekretärin ihm am Morgen hatte zukommen lassen. Die Rede, mit der er die Regierungsübergabe an die Chinesen offiziell verkünden sollte. In wenigen Minuten würde sich Biggest Daddy mit der Ansprache an die Konsumenten der APU wenden.
    Diesen letzten Regierungsakt wollte Smythe so schnell wie möglich hinter sich bringen. Und dann weg hier. Weg aus New York City, weg aus der APU, weg von der Erde. Und noch einmal ganz neu anfangen.
    Er ließ das Papier sinken und hob den Blick. Die Generalsekretärin beobachtete ihn. Lächelnd, wie meist, und ihre grünen Eisaugen funkelten.
    »Noch sechs Minuten, Silvester.« Sie trug den gleichen grauen Hosenanzug, in dem er sie vor Monaten kennengelernt hatte. Diese Frau brauchte keine Luxusgarderobe, um eine Wirkung auf Männer zu erzielen; sie war ein Naturtalent.
    »Sind Sie vorbereitet?«, fragte sie. Er nickte. »Sehr gut«, fuhr sie fort. »Ich bin froh, in dieser historischen Stunde auf einen Mann Ihres Formats getroffen zu sein. Das erspart allen Beteiligten eine Vielzahl von Problemen.« Ihr Lächeln wurde noch um eine Spur entzückender. »Und nicht jeder von uns hätte sie überlebt, diese Probleme.«
    Biggest Daddy erwiderte ihr Lächeln nicht. »Wann startet das Generationenraumschiff?«
    »In einer Woche.«
    Die Antwort überraschte ihn; einen derart frühen Abschied hätte er nicht erwartet. »Und wie gelangt meine Familie nach China zu Ihrem Raumhafen?«
    »In einem Überseegleiter.« Sie schlug die Beine übereinander. »Sie können ganz unbesorgt sein, Silvester. Es ist für alles gesorgt. Die Transfermaschine wird gerade reisefertig gemacht. Übermorgen können Sie und Ihre Familie an Bord gehen.« Sie musterte ihn aufmerksam, und etwas Lauerndes mischte sich in ihren Blick. »Dylan McNamara«, sagte sie um eine Spur leiser, »bis vor wenigen Tagen noch Dylan Eternal Seventeen Gold – Sie kennen ihn, Silvester?«
    Smythe schüttelte den Kopf. »Nie gehört, Frau Generalsekretär. Wer ist das?«
    »Der Sohn des
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