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319 - Paris - verbotene Stadt

319 - Paris - verbotene Stadt

Titel: 319 - Paris - verbotene Stadt
Autoren: Jo Zybell
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Sender und dem Ortungsgerät her. Danach ging er auf die Frequenz der Raumstation und setzte den codierten Feuerbefehl ab, den er sorgfältig vorbereitet hatte.
    »Und jetzt nichts wie weg hier!«, rief er dem Mongolen zu. Seite an Seite sprangen sie die Düne hinunter, holten den dritten Mann aus seiner Deckung und rannten dann zurück zu dem Ort, an dem sie ihren Gleiter verborgen hatten. Etwa zwei Stunden Zeit blieben ihnen noch.
    ***
    Eine Rauchwolke stand über den herbstbunten Buchenwipfeln, hier und da züngelten Flammen aus dem Unterholz. »Es soll mal eine Zeit ohne Krieg gegeben haben«, hörte Jeanne hinter sich Laurent murmeln, den jüngeren ihrer beiden Adjutanten. Sie hielt den Atem an und setzte den Feldstecher ab.
    »Hab davon gehört«, hörte sie Nikolas sagen, den Älteren. Wie immer klang er ein wenig sarkastisch. »Ob wir so was auch mal selbst erleben werden?«
    »The answer, my friend, is blowin’ in the wind«, murmelte Laurent.
    »Vergiss es einfach«, hörte sie Nikolas sagen. »Wir würden uns doch nur langweilen.«
    Jeanne schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. »Hör auf, so zynisch daherzureden!«, zischte sie. Hoffnungslosigkeit überfiel sie plötzlich: Vergeblich hatte sie vor dem Aufbruch versucht, mit Dylan zu sprechen. Er aktivierte seinen Mobilport nicht. Konnte er nicht? Hatte er ihren Rat befolgt, sich gegen die Tyrannei zu wehren, und war er womöglich dabei umgekommen?
    Sie verscheuchte die finsteren Gedanken, räusperte sich und setzte den Feldstecher wieder an die Augen. Zwischen den Flammenherden im Wald unten hielten Soldaten die Düsen ihrer Feuerlöscher auf das brennende Führerhaus des Truppentransporters. »Wir kämpfen nicht um des Kämpfens willen, Nikolas, wir kämpfen, um eines Tages den Frieden und die Freiheit zu gewinnen. Burschen wie du werden sich keineswegs langweilen, wenn es so weit ist.«
    Jeanne richtete das Objektiv ihres Feldstechers auf die anderen Fahrzeuge. Insgeheim war sie stolz auf Laurent, weil er Verse ihres Lieblingsdichters auswendig konnte; und auf sich selbst, weil sie ihren Jungens mehr also nur Kämpfen beigebracht hatte.
    Einige Einheiten der Zweiten Kompanie hatten den Fahrzeugkonvoi der Chinesen angegriffen, den Transporter in Brand geschossen und sich nach kurzem Schusswechsel in das größte Gebäude eines halb zerfallenen Schulkomplexes zurückgezogen. Die chinesischen Truppentransporter und Panzergleiter formierten einen Ring um den Komplex. Am nahen Seine-Ufer eilten chinesische Infanteristen in Zweierkolonnen von Bord der Lastkähne und liefen in den Wald hinein.
    Auch wenn Jeannes Leute lediglich einen Transporter zerstören konnten – das erste strategische Ziel war erreicht und die Aufmerksamkeit der Chinesen zunächst einmal gefesselt: Sie konzentrierten sich auf den alten Schulkomplex und rückten nicht weiter nach Südosten vor.
    Die Schule war schon während der ersten chinesischen Offensive vor fünf Jahren teilweise zerstört und danach von den Eroberern vergessen worden. Jeannes Zweite Kompanie benutzte die Bauten als Lebensmittel- und Materiallager. Außerdem gab es einen Schacht zum Tunnelsystem in den Kellerräumen. Nun würde man die Gebäude räumen müssen. Kein geringer Verlust. Wie viele Kämpfer und Kämpferinnen sich momentan in dem Schulkomplex oder in seiner Umgebung aufhielten, wusste Jeanne nicht genau. Mindestens hundertfünfzig, schätzte sie.
    Auch zwei Capitaines waren mit ihr und ihren beiden persönlichen Adjutanten auf den zusammengerosteten Containerkran eines alten Güterbahnhofs geklettert, der einmal zum Flusshafen gehört hatte. Im Schutz seines Führerhauses beobachteten sie mit dem Feldstecher die Gebäude und den Wald, der sie umgab. Weit und breit keine Kämpfer zu sehen.
    Genau wie Jeanne trugen die Capitaines und die beiden Burschen graue Mäntel aus Hundeleder; die meisten St. Germains trugen graue, dunkelgrüne oder erdfarbene Kleidung. Aus Gründen des Tarnschutzes hatte Jeanne verboten, Kleider in den Farben St. Germains zu tragen – rot und blau. Nur die Schulterstücke der Offiziere zeugten noch von der Zugehörigkeit zu den alten Fußballclubs, aus denen die Widerstandsarmee hervorgegangen war; und die dezente Kriegsbemalung, die viele Kämpfer und Kämpferinnen auflegten.
    Von den Fahrzeugen der Chinesen sprangen jetzt Soldaten ins Unterholz, etwa vierhundert insgesamt. Sie rannten ein Stück in Richtung Schulkomplex und warfen sich dann hinter Mauern, Buschwerk und
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