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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom
Autoren: Ronald M. Hahn
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Bezeichnungen und Urväter«, gab Grao zurück. »Aber der Irrglaube der Primärrassenvertreter hat mich nie sonderlich interessiert.«
    »Kein Wunder, wo doch der eigene Gott in einem Felsbrocken im Kratersee hauste«, murmelte Matt. Der Regentropfen, der im selben Moment auf seine Nase klatschte, war erheblich dicker als der erste. Der Wind, der vom See her kam, wurde kälter.
    Matt hatte nicht vor, sich mit einem Außerirdischen über Theologie zu unterhalten. Sie brauchten ein Dach über dem Kopf und eine Mahlzeit. Dann mussten sie sich überlegen, wie sie die verfluchten Seesternmonster vernichten konnten.
    Dass sie sich der Sache annehmen mussten, war ihm gleich bewusst gewesen. Falls sich die Viecher unterirdisch in die Stadt durchgruben und ihre Bewohner zu Zombies machten, war dies ein irreparabler Eingriff in die Geschichte. Das mussten sie verhindern.
    »Dann los.« Xij wandte sich um und ging voraus. Matt warf sich die Kutte über die Schulter. Sie folgten dem Hirten und seiner Herde, die inzwischen die halbe Strecke zur Stadtmauer zurückgelegt hatten.
    »Was hat dich so an dem Namen der Stadt erschreckt?«, fragte Grao, als die Felsen ein Stück hinter ihnen lagen. »Irgendetwas ist dort passiert, oder irre mich?«
    »Ganz und gar nicht.« Matt schüttelte den Kopf. Aber wie sollte er als nicht sehr bibelfester Erdbewohner einer außerirdischen Intelligenz erklären, was er mit der Stadt Sodom verband? Er versuchte es wenigstens: »Die Stadt soll vier- bis fünftausend Jahre vor unserer Zeitrechnung existiert haben und von Gott wegen der Sünden ihrer Bewohner vernichtet worden sein. Sie wird zwar in alten Schriften erwähnt, doch nie richtig beschrieben. So weit ich weiß, hat man nie einen Beweis für ihre Existenz gefunden; sie kann also durchaus ein Mythos gewesen sein. Möglicherweise ist sie nur ein Gleichnis, das den Menschen als Negativbeispiel dienen soll.«
    »Wofür?«
    Matt grinste. »Zum Beispiel, dass Gott einem in den Arsch tritt, wenn man sich nicht an seine Regeln hält.«
    »Dieser Gott hat also seine Anhänger getötet, wenn sie ungehorsam waren?«, hakte Grao nach. »Das klingt nicht nach einer guten Strategie.«
    »Wie gesagt, es ist wohl mehr ein Gleichnis...« Matt hatte ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, was sie dort erwarten könnte. Um Xij machte er sich dabei die meisten Sorgen. Grao würde auf sich aufpassen können, aber wenn man Xij als junge Frau erkannte, konnte wer weiß was passieren.
    Es fing nun an zu nieseln. Die Luft kühlte sich deutlich ab. Matt fröstelte trotz des Umhangs. Um sich selbst abzulenken, fuhr er fort: »Es ist wohl eher so, dass ein Erdbeben Sodom vernichtet hat – oder ein Meteoritenschwarm. Oder ein Großbrand. Zu meiner Zeit war jedenfalls kein Stein mehr von der Stadt erhalten.«
    Er schaute nach vorn. In fünf Minuten würden sie die Stadt erreicht haben. Der Hirte und seine Ziegen waren nicht mehr zu sehen. Vor ihnen ragte eine mehrere hundert Meter breite Stadtmauer aus rötlichem Quadergestein auf. Nur wenige Gebäude ragten darüber hinaus. Matt registrierte einige Zwiebeltürme orientalischen Typs. Auf dem Wehrgang schritten weiß gewandete Soldaten mit angespitzten Helmen und Lanzen daher.
    Es wurde nun rasch dunkel. Matt zog den Umhang enger um sich. Er wollte nicht schon am Stadttor auffallen. Um sich ihm anzugleichen, bildete Grao einen passenden Umhang. Und er verlieh seiner Hermon-Gestalt einen etwas dunkleren Teint.
    Die Konversation würde Xij übernehmen müssen. Matt hoffte, dass sie – wie schon so oft – als Knabe durchging. Das würde vieles leichter machen.
    Das Wichtigste war es nun, ein Quartier vor dem Unwetter zu finden. Waren sie erst einmal in der Stadt, würde sich alles Weitere schon finden.
    Matt musste wieder an die Seesternmonster denken. Wie hatte Grao sie genannt? Asseln. Eine ganz passende Bezeichnung eigentlich. Vielleicht würde man in der Stadt eine brennbare Flüssigkeit bekommen können. Er wollte zumindest versuchen, sie an ihrem Landepunkt in die Erdbebenspalten zu kippen und anzuzünden.
    Falls die Biester überhaupt noch dort waren. Die Vorstellung, dass sie sich unter der Stadtmauer her nach Sodom durchgruben, behagte ihm ganz und gar nicht.
    Matt riss sich zusammen. Angesichts der hartgesichtigen Torwachen, die nun auf sie aufmerksam wurden, stellte er alle anderen Überlegungen erst mal in den Hintergrund...
    ***
    Bis zu seinem elften Lebensjahr hatte Hauptmann Melchior geglaubt, dass man als
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