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317 - Die letzten Stunden von Sodom

317 - Die letzten Stunden von Sodom

Titel: 317 - Die letzten Stunden von Sodom
Autoren: Ronald M. Hahn
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recht damit: Es war ihnen schon im Flächenräumer nicht gelungen, diese Wesen zu vernichten. Erst war es ein einziges großes Exemplar gewesen – das sich nach einem Lasertreffer dutzendfach aufgeteilt hatte.
    Von Grao’sil’aana, der sich erhoben hatte und nach allen Seiten blickte, kam kein Kommentar. Kein Wunder: Er hatte den Vorfall im Flächenräumer nicht miterlebt.
    Auch Xij stand nun auf und sah sich um. Das Beben hatte aufgehört. Sie waren auf einer felsigen Ebene gelandet. Rechter Hand ragte üppiges Grün auf, und zwischen Büschen und Palmen glitzerte es silbern; offenbar ein See. Es war früher Abend und sah nach Regen aus. Am Himmel brauten sich dunkle Wolken zusammen. Es wehte ein warmer Wind.
    »Diese verdammten Viecher!«, fuhr Matt fort. »Er trat an eine der Spalten und blickte vorsichtig hinein. »Mussten wir ausgerechnet hier landen?«
    »Welche Viecher?« Grao verzog keine Miene. Auch nicht, nachdem Matt Drax ihn aufgeklärt hatte.
    Xij beschäftigte mehr die Frage, wo dieses »hier« überhaupt war und in welcher Epoche es lag. Der Südpol war das jedenfalls nicht.
    »Eines verstehe ich nicht.« Graos Stirn furchte sich nun doch. »Wieso waren diese Asseln überhaupt noch hier, wenn sie doch schon vor einigen Tage durch die Zeitblase gegangen sind? Haben sie etwa auf uns gewartet?«
    »Man kommt immer zu dem Zeitpunkt an, an dem das Portal entstanden ist«, erklärte Matt.
    »Und warum sind wir nicht im Flächenräumer gelandet?«, schaltete sich Xij ein und trat vorsichtshalber von den Bodenrissen zurück.
    Matt zuckte die Schultern. »Das kann ich nur vermuten. Es sieht als, als hätten sich die Portale irgendwie... miteinander verknüpft. Das könnte an der besonderen Zeitblase liegen, die durch den zweigeteilten Schuss auf den Streiter entstanden ist. Oder...« Er stockte.
    »Ja?«, fragte Grao lauernd.
    »Oder der Streiter hat das Portal im Flächenräumer zerstört«, führte Matt den Satz zu Ende.
    »Ist ein Zurück dann überhaupt noch möglich?«, fragte Xij.
    »Wenn ich das wüsste.« Matt hob erneut die Schultern. »Aber lasst uns die Spekulationen auf später verschieben. Wir müssen herausfinden, wo wir sind.«
    Wohin Xij auch blickte: Die Landschaft sah maghrebinisch aus. Der Boden: sandig, gelbbraun. Die Vegetation: kleinwüchsig, eher karg als saftig. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Das Glitzern rechter Hand schien ein See zu sein, vielleicht auch ein Meer. Sie sah Uferschilf und Schatten spendende Palmen. »Wenn mich nicht alles irrt, ist das da hinten eine Stadt«, sagte Matt. Er stand seitlich des Felsens und spähte in die seeabgewandte Richtung. Xij trat zu ihm und schmälte die Augen. Tatsächlich ragten in der Ferne die hohen Mauern einer befestigten Stadt auf.
    »Sieht ziemlich altertümlich aus«, sagte Xij.
    »Was noch kein Gradmesser ist«, meinte der Mann aus der Vergangenheit – oder Zukunft, je nachdem. »Im Nahen Osten oder Nordafrika sahen viele historische Städte auch zu meiner Zeit noch so aus.« Er grinste kurz. »Vielleicht klebt ja irgendwo ein Schild ›Weltkulturerbe‹ dran.«
    »Süßwasser!«, klang hinter ihnen Graos Stimme auf. Sie wandten sich um. Der Daa’mure hatte, anstatt in die Ferne zu schauen, das Nächstliegende erforscht: das Gewässer. Nun stand er zwischen zwei Palmen und winkte zu ihnen herüber.
    Zwei Minuten später hockten auch Matt und sie auf den Knien am Ufer und schöpften Wasser. Es war tatsächlich trinkbar. Xij nutzte die Gelegenheit und sprang kurzerhand in voller Montur in die Fluten, um sich zu waschen. Der Dreck von Venedig klebte noch an ihr. Der warme Wind würde ihre Sachen binnen Minuten wieder trocknen.
    Sie begruben den toten Marsianer. Grao schritt derweil das Seeufer ab. Xij hatte das Empfinden, dass er sich absichtlich von ihnen absonderte. Welchen Gedanken mochte der Daa’mure wohl nachhängen? Für ihn war die Mission, den Streiter durch eine Änderung der Geschichte zu vernichten, ebenso wichtig wie für die gesamte Menschheit.
    Die kosmische Entität war hinter dem Wesen her, das die Daa’muren einst geschaffen hatte: dem Wandler. Der die Erde verlassen und weiter ins All geflohen war, und mit ihm sein gesamtes Volk. Grao’sil’aana war einer der letzten – oder vielleicht sogar der letzte Daa’mure auf Erden. Ihm allein oblag es, die Verfolgung des Wandlers zu verhindern.
    Matt fasste unterdessen das knapp fünfzig Meter vom Ufer entfernte Zeitportal ins Auge; vermutlich, um sich den
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