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313

313

Titel: 313
Autoren: B Tewaag
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Äpfel. Die reinste Goldgrube.
    »Da erwarte ich mir schon, dass du immer mal was für mich abzweigst«, sagt die Schildkröte und lächelt verschlagen.
    Ich denke, so läuft das also hier, und gehe auf meine Zelle. Ich will mich grade ein bisschen hinlegen, da werde ich auf die Hauptzentrale gerufen. Diesmal höre ich es sofort.
    Zwanzig Minuten später steige ich in einen grauen Gefangenentransporter. Es ist ein VW-Bus, aber komplett umgebaut. Alle Fenster vergittert, nur zum Fahrer gibt es einen schmalen Schlitz, ansonsten ist das Auto ausgeräumt bis auf die Sitzbänke. Es gibt nicht einmal einen Griff, mit dem man die Tür öffnen könnte. Wenn wir mit dem Ding von der Straße abkommen und auf der Schiebetür landen, und es fängt an zu brennen, bist du verloren, dann sitzt du im Käfig, denke ich, während die Beamten draußen rauchen und neben mir ein derber Typ sitzt, der an Händen und Füßen gefesselt ist. Er trägt eine graue Hose und ein rotes Oberteil. Die Uniform des geschlossenen Vollzugs.
    Sie bringen uns zur Untersuchung ins Frauengefängnis, Lunge röntgen, auf Tuberkulose. Ich hab die Krankheit eigentlich für ausgestorben gehalten, aber unter Häftlingen ist sie das offenbar nicht. In der Schleuse schauen Beamte mit Spiegeln unters Auto, und wir müssen unsere Schlüssel und Ausweise abgeben.
    »Warum eigentlich?«, frage ich den Gefesselten.
    »Damit du sie draußen nicht kopierst«, sagt er.
    Er ist schon älter, aber gut auftrainiert, hat eine schräge Narbe unter dem Auge und eine eher nervöse Ausstrahlung.
    Als wir auf die Straße rausfahren, erinnere ich mich daran, wie ich gestern mit Jörg hier aus dem Range Rover gestiegen bin. Jetzt sitze ich in einem verdunkelten Bus, wo »Justiz« draufsteht. Die Leute auf der Straße sehen den und denken sich bestimmt, da sitzen Gefangene drin, und ich schaue raus und darf nicht mehr bei ihnen sein.
    Die Frauen- JVA ist ziemlich beeindruckend. Die kommt echt kerkermäßig rüber, uraltes Gefängnis, sechs, sieben Stockwerke, kleine Türmchen, verrostete Gitter, hier ein Kreuz, da eine Glocke, alles total verwinkelt. Sieht aus wie ein böses Kloster.
    »Typisch«, sag ich so, »der Weiberknast ist mal wieder viel romantischer.«
    Der Gefesselte sagt, dass er dort gesessen habe, früher, als es noch ein Männerknast war, vor fünfzehn Jahren. Damals war es noch ein richtiges Schweineloch, lauter Selbstmorde, darum haben sie dann auch den Neubau hochgezogen.
    Er so: »Der Architekt hat sich auch erhängt.«
    »Was?«
    »Hatte sich verrechnet.«
    »Und dann?«
    »Mussten sie ihm das Seil vom Hals nehmen.«
    Bisher war Selbstmord für mich ein Thema, das mit meinem Leben nichts zu tun hatte. Nur einmal habe ich gehört, dass der Freund von ’nem Freund sich umgebracht hat, aber das war’s. Was kann denn noch kommen, dass du so schlecht draufkommst?
    Wir fahren mit unserem Transporter in den Hof der geschlossenen Abteilung, zu den gefährlichen Frauen. Die Ladies machen richtig Radau, stehen an den Gitterstäben, ziehen das Shirt hoch, brüllen rum. Offenbar sperren die Richter vor allem die Hässlichen ein. Jedenfalls sind sensationelle Schabracken dabei.
    »Hey Süßer, komm her«, ruft eine zu mir runter, »ich besorg’s dir, ich lutsch dir schön dein Ding aus.«
    Ein Beamter vor uns, einer hinter uns, so gehen wir ins Haus. Sie versuchen, jeglichen Kontakt zwischen den Frauen und uns zu verhindern, damit es nicht zu Unsinn kommt. Sie sind total angespannt, wir total neugierig. In jedem Stockwerk gibt es riesige Panzertüren aus Glas, durch die du die Mädels in ihren Gängen sehen kannst. Sobald sie uns mitkriegen, kommen sie nach vorne gerannt. Einige gucken nur, aber andere machen sofort ’ne Show, drücken ihre Titten gegen die Scheibe und sonst irgendwas. Die führen sich zehnmal klischeehafter auf als die Typen. Würde eine männliche Station so auf mich reagieren, dann würde ich denken: Heute werde ich hundertprozentig vergewaltigt.
    Der Beamte vor uns fängt auf einmal an zu erzählen, dass er angeblich ’nen Kollegen hat, der im Frauenknast arbeitet.
    »Wenn der da durchgeht und die Ladies einsperrt, fragt jede Zweite: Darf ich dir nicht wenigstens einen lutschen?«
    Und ich so: »Und wie viele Beamte knicken da ein?«
    »Herr Stein, das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Und der Beamte von hinten: »Weitergehen! Weitergehen!«
    Kurz darauf sitzen wir in einer Wartezelle, in der wirklich gar nichts ist. Wir sitzen zu dem Zeitpunkt zu
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