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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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runzelte die Stirn. »So etwas kommt immer mal vor, möchte man annehmen  ...gerade jetzt. Die Leute haben Angst.«
    »Ja, Herr Präsident, und normalerweise würde ich nichts darauf geben. Ich bekomme jeden Tag Hunderte Beschwerden und Klageandrohungen, die ich umgehend in den Konverter schicke.« Gingkoson erlaubte sich ein kurzes boshaftes Grinsen, bevor er ernst fortfuhr. »Aber wenn sich derartige Vorfälle häufen, ist das ein alarmierendes Zeichen.« Er las den nächsten Bericht vor.
    »In einer Firma gehen die Kollegen wie jeden Mittag zusammen essen, alles scheint in bester Ordnung. Bis eine gewisse Afra S. plötzlich zum Messer greift und anfängt, auf ihre Tischnachbarn einzustechen. Sie schreit dabei, dass allen die Haut abziehen würde, um zu beweisen, dass die Bevölkerung von Dämonen übernommen wird, die sich die leere Haut ihrer Opfer überstülpen. Sie sagt auch, dass diese Invasion mit uns beiden anfing und wir in Wirklichkeit ebenfalls Dämonen sind. Fünf Leute werden zum Teil schwer verletzt, bis die tobende Frau endlich ruhiggestellt werden kann. Sie wird derzeit in unserer Spezialklinik untersucht, und da ist sie nicht die Einzige, neben den anderen beiden Personen, von denen ich zuvor berichtete.«
    »Und wer noch?« Leto sah auf, als sein Assistent mit einem Tablett Gläser, einer Karaffe mit einer gelblichen Flüssigkeit und kleinen Snacks hereinkam, alles am Rand des Arbeitstisches abstellte und lautlos wieder verschwand.
    »Eine bis dahin glückliche Familie A. fängt statt des Frühstücks einen Streit an und versucht sich gegenseitig umzubringen. Selbst die kleine Tochter, die noch in den Kindergarten geht, ist derart tobsüchtig, dass sie ruhiggestellt werden muss. Keiner ist bisher ansprechbar, sie befinden sich alle in Sicherheitsverwahrung. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel und hegen die Befürchtung, dass die gesamte Familie dauerhaft verrückt geworden ist.«
    Neronus goss in beide Gläser ein und trank einen Schluck. »Ein weiteres tragisches Unglück hat sich erst heute Morgen ereignet. Eine sonst lebensfrohe und gesellige junge Frau weigert sich auf einmal, ihre Wohnung zu verlassen. Auch sie spricht von Dämonen, und dass alle unsere Legenden wahr seien. Sie steigert sich so sehr in ihren Wahn hinein, dass sie mit einem Gewaltakt die Sicherheitssperre ihrer Terrasse außer Kraft setzt und von der Brüstung springt – aus dem hundertachtundzwanzigsten Stockwerk.«
    Neronus trank den zweiten Schluck. Obwohl er sich nichts anmerken ließ, hatte Leto den Eindruck, dass ihm diese Geschichten an die Nieren gingen. Ganz so kaltschnäuzig und gleichgültig war er also doch nicht. Er hatte ein Herz für Unschuldige, Schwache und Hilflose.
    »Ihr Freund und eine Nachbarin erlitten einen Schock; der Rettungsdienst war gerade eingetroffen, doch sie kamen zu spät in die Wohnung. Oder vielmehr: Als sie sich gewaltsam Zutritt verschafften, drehte die junge Frau wohl endgültig durch und glaubte, von Dämonen angegriffen zu werden. Sie geriet so in Panik, dass sie lieber in den Tod stürzte.«
    Der Sicherheitschef deaktivierte den PAC. »Es gibt Hunderte solcher Berichte, Sir. Der genaue Beginn war vor drei Tagen.«
    Letos Miene verdüsterte sich. »Das  ...ist mehr als alarmierend, Neronus«, murmelte er und trommelte mit Zeige- und Mittelfinger auf die Tischplatte. »Wir hatten schon einmal eine Seuche...«
    »Sie tippen auf einen Krankheitserreger?«
    »Worauf denn sonst? Wenn derart viele Leute unmotiviert durchdrehen, muss das eine körperliche Ursache haben.«
    »Aber körperlich sind sie in guter Verfassung...«
    »Abgesehen vom Gehirn, nicht wahr? Ein Virus, Pilzsporen, Gift  ...was auch immer. Ordnen Sie sofort intensive medizinische Untersuchungen an und verstärken Sie die Kontrollen. Lassen Sie die Klinik entsprechend vorbereiten, es können schnell Tausende werden. Das hat jetzt höchste Priorität.« Grübelnd rieb er sich das Kinn. »Wenn es in dem Tempo weitergeht, muss ich eine Meldepflicht einführen. Die Leute werden sich aus Angst vor Ansteckungsgefahr daran halten.«
    »Und unliebsame Nachbarn loswerden«, brummte Neronus.
    »Normale Aggression kann ja wohl unterschieden werden. Warten wir erst einmal noch einen oder zwei Tage ab. Und dann...«
    Ein schriller Meldeton unterbrach den Präsidenten; ein Zeichen, dass er den Anruf sofort entgegennehmen musste. Er stellte den Empfang auf laut, damit sein Geheimdienstchef mithören konnte.
    Es war die Raumüberwachung.
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