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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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hören. Es betrifft auch dich, Wimpa, uns alle. Geht nach Hause und versperrt eure Türen, dann kann er nicht herein. Und euch nichts antun.«
    »Jetzt lass uns erst mal rein, und dann reden wir in Ruhe über alles«, schlug Wimpa vor und wippte ungeduldig mit den Füßen auf und ab.
    »Ich kann euch nicht weiter aufmachen«, flüsterte Amrit. »Versteht doch, er sucht überall einen Zugang und ihr könntet ihn mit hereinbringen...«
    »Wen, Amrit? Wer will zu dir hinein, vor dem du solche Angst hast?«, drängte Hagmund. »Hat dich jemand bedroht? Soll ich die Ordnungskräfte holen?«
    »Du verstehst das nicht, aber ich habe es gesehen.« Amrits Gesicht kam ein Stück näher, der Spalt wurde um ein paar Zentimeter weiter. »Es ist die Wahrheit.«
    Sie sprach hektisch und eindringlich und ohne innezuhalten, als wäre es ein auswendig gelernter Text.
    »Es ist alles wahr, nichts ist erfunden, die Visionäre von damals haben es bereits vorhergesehen und uns gewarnt. Was wir unseren Kindern erzählen, sind keine Märchen und Schauergeschichten, sondern Warnungen. Amarlahotep aus den Tiefen Abgründen, und Ennafra die Furie, Sirion der Rote Sandteufel, Nyxantes, der All-Finstere, sie alle sind Vorboten und Anhänger zugleich, Wartende seit langer Zeit, deren Tage nun angebrochen sind. Sie werden aus der Wüste kommen, aus der Dunkelheit und aus den Tiefen der Berge und uns heimsuchen, und sie werden uns vernichten, um Ihm zu huldigen.«
    Hagmund brachte es kaum hervor. » Ihm? «
    »Seid ihr denn blind? Habt ihr den Himmel nicht gesehen? Er zieht an uns vorüber, und mehr als seinen Schatten könnt ihr nicht erkennen, doch Er ist riesenhaft. Größer als der Abstand zwischen den Planeten, und mächtiger als die Strahlung der Sonne. Er verdüstert den Himmel, und das ist das erste Zeichen. Sie machen euch weis, dass nichts passiert ist, doch das ist nicht wahr. Und sie kommen. Sie sind schon ganz nahe...«
    Amrit schloss die Tür und verriegelte sie. Alles Hämmern und Klopfen, Flehen und Drohen brachte nichts.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass ich das mal sagen würde«, sagte Wimpa schließlich gleichermaßen außer Atem wie außer Fassung, »aber deine Freundin ist eindeutig übergeschnappt. Wir müssen den Rettungsdienst benachrichtigen, bevor sie irgendeine Dummheit begeht, und jemanden holen, der die Tür für uns öffnet.«
    »Ja...« Hagmund stand mit leerem Blick da, schien abgeschaltet zu haben, war völlig überfordert. Es würde demnach alles an Wimpa liegen.
    »Aber...«, fuhr er dann fort und brachte Wimpa dazu, sich zu überlegen, ob er am besten auch gleich mit eingeliefert werden sollte, »...was sie gesagt hat, das mit dem Himmel  ...das stimmt. Er  ...er verdüstert sich, und irgendwie  ...habe ich geglaubt, dort oben etwas vorüberziehen zu sehen  ...und  ...und ich hatte Alpträume letzte Nacht, die...«
    Er redete immer noch weiter, aber Wimpa war schon lange gegangen.
    ***
    »Leto, wir müssen reden.« Neronus Gingkoson stiefelte ohne vorherige Anmeldung in das Büro des Militärpräsidenten. Wie immer war er schlicht, aber perfekt gekleidet. Er besaß nur Durchschnittsgröße und war feingliedrig; man hätte eher einen Schöngeist in ihm vermutet. Was zu früheren Zeiten gewissermaßen gestimmt hatte, da er einst grafisch aufwändige Horrornovellen verfasst hatte.
    Das hatte er jetzt vermutlich nicht mehr nötig, denn er erlebte selbst genug Horror. Und verbreitete ihn.
    Gingkoson war Perfektionist und absolut zuverlässig. Und knallhart; sein Äußeres täuschte über seinen Charakter hinweg. Es machte ihm nichts aus, im Dienst der Regierung jemanden umzubringen, wenn er eine Bedrohung darstellte und nicht anders ausgeschaltet werden konnte.
    Machtambitionen hegte Neronus keine, doch er tat alles für das marsianische Volk. Er kannte sich sehr gut in der Historie und der menschlichen Psychologie aus, sein Verstand war scharf und kombinationsfähig.
    Zwischen ihm und Leto bestand ein unverbrüchliches Vertrauensverhältnis, allerdings keine Freundschaft, dazu waren sie beide zu distanziert und auch zu verschieden. Leto Jolar Angelis, ein seinerseits höchst korrekter und konsequenter Mann, konnte sich auf seinen Sicherheitschef verlassen. Sollte der Militärpräsident allerdings auch nur den Gedanken hegen, einmal gegen das Volk zu handeln, aus welchen Motiven auch immer, so würde Gingkoson nicht lange fackeln. Er diente dem Volk, nicht einer Person.
    Auf dieser Basis hatten die beiden Männer
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