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311 - Der Weg des Bösen

311 - Der Weg des Bösen

Titel: 311 - Der Weg des Bösen
Autoren: Susan Schwartz
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Schließlich packte sie ihren Teller, hob ihn hoch und schmetterte ihn auf die Tischplatte, dass der Brei in alle Richtungen davonspritzte. »Aufhören!«, schrie sie.
    Die Eltern und Mandro hielten für einen Moment inne und starrten sie verdutzt an.
    »Jawohl!«, bekräftigte Kesri. »Ihr hört jetzt auf zu streiten, so was tun wir nicht!«
    »Du altkluges, vorlautes Gör!«, fauchte Mandro sie an. »Pass bloß auf, sonst fängst du dir eine!«
    Für einen Moment sprachlos, blickte Kesri ihren Bruder an, dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. Noch nie hatte er sie so behandelt! »So darfst du nicht mit mir reden!«, schluchzte sie.
    »Ach hör doch auf, du Nervensäge! Glaubst du, auch nur einer hier will dich haben? Du bist nur ein Klotz am Bein!«
    Kesri heulte los. Mutter und Vater schrien Mandro gleichzeitig an, und der brüllte noch lauter zurück. Kesri wusste sich keinen anderen Rat mehr. Sie packte einfach alles, was sie erwischen konnte, und warf es auf ihren Bruder. Als ihn der halbvolle Breiteller am Kopf traf und sich über ihn ergoss, drehte er sich seiner Schwester zu. In seinen Augen loderte blanker Hass.
    »Dafür bring ich dich um!«, kreischte er.
    Obwohl Kesri noch niemals in Gefahr gewesen war, begriff sie sofort, dass Mandro es ernst meinte. Sie rutschte von ihrem Stuhl und rannte laut weinend in Richtung Wohnzimmer davon, Mandro hinter ihr her.
    Kurz bevor er sie erwischte, brachte ihn sein Vater zu Fall, und die beiden rollten ineinander verkrallt wie tobende Rotkatzen über den Boden.
    Kesri sah die Mutter herannahen, und ihre Augen loderten schrecklicher denn je, viel schlimmer als jedes Monster, das unterm Sand lauern mochte. Sie versuchte die Kampfhähne zu trennen, und als das nichts brachte, bewarf sie sie mit Vasen, Figuren und allem, was so herumstand.
    Kesri hielt sich die Ohren zu und brüllte so laut sie konnte um Hilfe. Sie hatte wirklich Angst, dass sie sich alle umbringen würden.
    Wie lange es dauerte, konnte sie nicht sagen, doch auf einmal gab es ein lautes Hämmern und Poltern und einen gewaltigen Knall, und dann waren eine Menge Leute da und zerrten Kesris Eltern und ihren Bruder auseinander. Sie sahen alle schrecklich aus, bluteten und waren verschwitzt, und sie spuckten sich gegenseitig an.
    Kesri konnte nicht aufhören zu brüllen und wehrte sich heftig, als jemand ihre Hände von den Ohren nehmen wollte. Dann wurde sie geschüttelt, und sie erkannte endlich Jorle von nebenan, die ihr oft Bonbons und Kekse gab und manchmal auf sie aufpasste, wenn alle weg waren.
    »Beruhige dich doch endlich, Kesri!«, sagte Jorle mit ganz komischer Stimme, die überhaupt nicht so ruhig und heiter wie sonst klang. »Was ist denn passiert? Was war hier los?«
    »Ich weiß es nicht«, schluchzte das Mädchen, schon ganz heiser.
    »Die sind tobsüchtig geworden«, hörte sie jemanden sagen. »War das schon mal so?«
    »Noch nie«, erwiderte Jorle und streichelte über Kesris Kopf. »Die Familie ist glücklich, harmonisch und ausgeglichen, ein Vorbild für viele.«
    »Das hat sich jetzt wohl geändert.«
    »Was ist mit Mama und Papa? Und mit Mandro?«, fragte Kesri.
    »Keine Sorge, meine Kleine, wir bringen sie jetzt zum Arzt und dann geht es ihnen bald wieder gut«, versuchte Jorle sie zu beruhigen.
    »Ich will aber nicht, dass sie weggehen!«, rief Kesri. »Ich will zu ihnen, sofort! Lass mich los!« Erneut begann sie zu schreien. Sie riss sich von der Nachbarin los und rannte ihrer Familie nach, die gerade weggebracht wurde.
    Jemand fing sie auf und Kesri versuchte ihn in die Hand zu beißen. Der Mann fluchte, presste ihre Arme an den Körper und hielt sie so fest, dass sie kaum mehr Luft bekam. Nun schrie sie noch lauter und schüttelte heftig den Kopf.
    »Die ist ja genauso durchgedreht«, sagte der Mann, woraufhin Kesri ihn anspuckte. Da klebte ihr eine Frau ein Pflaster an den Hals, obwohl sie gar nicht verletzt war.
    Und kurz darauf merkte Kesri, wie ihr Körper einfach so wegsackte, bevor sie ihr Bewusstsein verlor.
    Die Ordnungskräfte waren immer noch mit der Aufnahme beschäftigt. Alle Nachbarn bestätigten, dass die Familie noch nie auffällig geworden war, dass alle freundlich und gut gelaunt gewesen seien und untereinander einen liebevollen Umgang pflegten. Niemand konnte sich erklären, was geschehen war, dass alle gleichzeitig komplett den Verstand verloren hatten.
    Sie wurden in eine spezielle Klinik gebracht, um dort zuerst ruhiggestellt und dann untersucht zu werden.
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