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306 - Ein Hort des Wissens

306 - Ein Hort des Wissens

Titel: 306 - Ein Hort des Wissens
Autoren: Jo Zybell
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schnappte er auf und eine Bemerkung über Männer der Burg, die in den Kerkern verhungerten.
    Ihm war plötzlich, als würde Eiswasser statt Blut durch seine Adern fließen. Hatten denn tatsächlich Exekutoren sich Canduly Castles bemächtigt und die Burgbewohner versklavt? Konnte das denn wirklich wahr sein?
    Er versuchte, sich seine Beobachtungen auf weniger erschreckende Weise zu erklären. Es gelang ihm nicht. Rulfan zog sich zurück.
    »Exekutoren halten die Burg besetzt«, berichtete er mit hohler Stimme, als er wieder zu seinem Vater und den Männern aus Guernsey zurückgekehrt war. »Meine Leute scheinen gefangen gehalten zu werden. Man behandelt sie schlecht.«
    »Exekutoren?« Sir Leonard zog fragend die Brauen hoch; auch die beiden Männer aus Guernsey guckten ziemlich ratlos aus ihren Jacken.
    »Das sind Kampftruppen der Stadtherren von Glesgo.« Rulfan berichtete von Meister Chan, den Reenschas und ihren Kämpfern. »Alastar, mit dem ich nach Agartha geflogen bin, war der Kopf dieser Kampftruppe.«
    »Du hast von ihm erzählt«, sagte Sir Leonard. »Der Kerl war eine Schlange und hat dein Vertrauen missbraucht, nicht wahr?«
    »Ja. Leider habe ich ihn zu spät durchschaut. Und nun besetzen diese Hunde meine Burg.« Rulfan ballte die Fäuste und starrte in den feuchten Wald. »Der ganze Clan scheint ein Orden von Betrügern und Lügnern zu sein«, zischte er. »Orguudoo soll dich holen, Chan, du verfluchte Taratze!«
    Die Gewissheit wieder betrogen und verraten worden zu sein überwältigte und verbitterte ihn. Seine drei Begleiter musterten ihn besorgt. »Ich hielt Alastars Vorgesetzten, Meister Chan, für einen ehrbaren Mann, mit dem man zusammenarbeiten kann«, erklärte Rulfan und legte seinem Zorn Zügel an. »Offenbar habe ich mich getäuscht.«
    Am nächsten Morgen lagen sie am Rande des Fahrweges auf der Lauer. Motorengeräusch näherte sich aus westlicher Richtung. Eine dreirädrige Maschine pflügte über den feuchten Fahrweg heran. Sie zog einen Zweiachser, auf dem ein mit Plane abgedecktes Gerät vertäut war. Maschine und Anhänger fuhren vorbei. Ein massiger, bärtiger Mann steuerte das Gerät.
    »Das war doch der riesige Scheißkerl von dem Fischerboot?«, entfuhr es Rulfan.
    Sir Leonard nickte. »Und was da unter der Plane auf dem Anhänger festgebunden war, erinnerte mich an das Geschütz, mit dem sie die Eibex IV in Brand geschossen haben.«
    Rulfan fluchte und ärgerte sich, weil er den Fahrer und das Geschütz nicht früher erkannt hatte. Es wäre so leicht gewesen, ihn mit einem Lasergewehr von seiner Maschine zu holen und das Geschütz zu erobern. Mit beidem würden sie sich jetzt beim Angriff auf die Burg auseinandersetzen müssen.
    Das Gefährt stoppte vor dem Burggraben. Die Zugbrücke wurde herunter gelassen, der Hüne steuerte seine Maschine in die Burg. Die Wachen zogen die Brücke nicht wieder herauf.
    Zwei Halbwüchsige und eine Handvoll Frauen verließen Canduly Castle kurz darauf. Zehn mit Gewehren und Kampfstöcken bewaffnete Exekutoren begleiteten und bewachten sie.
    Im Wald zerstreute sich die Gruppe ein wenig. Keiner der offenbar gefangenen Burgbewohner jedoch konnte unbewacht seiner Arbeit nachgehen. Wo immer er Pilze sammelte, Tierfallen leerte oder Holz sägte – mindestens zwei Bewaffnete belauerten ihn.
    Rulfan, sein Vater und die Männer aus Guernsey schlichen den Halbwüchsigen und ihren beiden Wächtern hinterher. Die jungen Burschen aus Canduly Castle sammelten Bruchholz und zersägten ein paar morsche Bäume. Sie stapelten das Holz und befestigten es in zwei riesigen Rückenkörben.
    Als die beiden Exekutoren ihnen halfen, sich die vollen Körbe auf die Rücken zu laden, griffen die Männer an. Rulfan riss einen der Bewaffneten ins Unterholz und schnitt ihm die Kehle durch. Sir Leonard und die beiden Männer aus Guernsey erdrosselten den zweiten.
    Die Halbwüchsigen machten große Augen, und als sie begriffen, dass sie frei waren, fielen sie Rulfan weinend um den Hals. Der beruhigte sie und forderte sie auf zu berichten, was geschehen war. So erfuhr er von der Eroberung der Burg durch einen stellvertretenden Chefexekutor namens Varmer und seines fast vierzigköpfigen Kommandos.
    Was er über das Schicksal der Garnison und vor allem der Frauen in Burg hören musste, trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Wenigstens hatte noch kein Exekutor gewagt, Myrial anzutasten. Doch selbst diese an sich tröstliche Nachricht konnte weder seinen Schmerz noch seine Zorn
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