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305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren
Autoren: Michelle Stern
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Konkurrentin, behielt die Nerven.
    Er klammerte sich mental an die Zweite Oberste des Bundes. Wie er vermutete, hatte sie eine rettende Existenz entdeckt: ein Jungtier, ganz in der Nähe. Es war ein kleiner Plesiosaurus.
    Skorm’ak, wir müssen dort hinein!
    Er stieß sich von ihr ab, eilte voraus. Sein Geist war stärker als ihrer. O nein. Nicht wir. Ich!
    Dieses Mal würde er keine Rücksicht nehmen. Er brauchte Hert’an nicht. Bisher hatte er sie toleriert, weil der Bund ihn als Obersten nicht mehr akzeptiert hätte, hätte er sie vernichtet. Aber nun war ihm eines mit schmerzlicher Gewissheit bewusst: Es gab keinen Gilam’esh-Bund mehr. Er musste neu gegründet werden, und dabei konnte er Hert’an nicht gebrauchen. Besser, er machte gleich Nägel mit Köpfen.
    Skorm’ak! , hörte er ihre panische mentale Stimme. Nimm mich mit! Lass mich ein!
    Sie versuchte sich mit Gewalt einen Weg in den neuen Körper zu bahnen, doch er schottete seine neue Festung ab. O ja, im Verteidigen war er schon immer der Bessere gewesen.
    Ihr Klagen und Flehen klang wie Musik in seinem Geist. Langsam verging sie. Wie ein Feuer, das im Regen erlosch. Skorm’ak frohlockte. Nun musste er nur noch aus der Reichweite der Qualle kommen. Er nahm den neuen Körper ganz in Besitz. Schon nach wenigen Schwimmlängen bemerkte er, dass die Qualle ihm folgte.
    Sollte am Ende doch alles umsonst gewesen sein?
    Die Qualle schoss. Ihre integrierten Blitzwaffen boten ein Bombardement ohne Pause. Gleich mehrere Treffer zerrissen den Plesiosaurus innerlich. Der lange Hals verbrannte. Das Tier verendete. Skorm’ak schrie seine Wut hinaus. Das war nicht fair! Er wollte seine Rache! Aber es gab keinen Halt. Keine Gerechtigkeit.
    Sein Geist trieb davon. Hinein in das Nichts einer langen Dunkelheit.
    ***
    Matt drehte sich zu E’fah um, die neben ihm an den Konsolen saß und die Schaltflächen bediente.
    »Es tut mir leid«, sagte er aufrichtig. »Ich habe dir Unrecht getan.«
    E’fah klackte unwillig. »So falsch lagst du gar nicht, Maddrax. Ich hasse diese Xij. Ich habe mir mindestens vierundzwanzig wirklich üble Todesarten für sie ausgedacht. Aber ich habe das nur gedacht . Das unterscheidet mich von der Hydritin, die ich einst war. Ich bin ebenso wenig noch Nefertari, wie Xij Manil’bud ist.«
    »Ich verstehe.« Matt nickte. »Dann gleich noch einmal danke, dass du so gut damit umgehst und nicht wütend auf mich bist.«
    »Vergessen wir das einfach. Ich bin froh, dass Xij eine menschliche Form für den Klon gewählt hat. Das macht mir Hoffnung.«
    »Mir auch«, gab Matt zu. Das hieß dann wohl, dass Xij auch weiterhin bei ihm bleiben würde.
    Sie mussten nicht weit fahren, bis sie in der Nähe eines schwarzen Rauchers auf Gilam’esh und Quart’ol trafen. Der Plesiosaurier war tot und die Quallen kamen gerade rechtzeitig, die beiden aufzunehmen, ehe die ersten Räuber sich blicken ließen. Zum Glück handelte es sich vorerst um zwei kleinere Tiere, die sich auf den Kadaver konzentrierten.
    Quart’ol meldete sich über das Headset in Matts Helm.
    »Wir müssen unbedingt den Boden absuchen und hart durchgreifen. Der Bund kann in alles überwechseln, was lebt und höher entwickelt ist.«
    E’fah und Matt bestätigten. Sie begannen damit, die Gegend systematisch zu untersuchen. Andere Quallen töteten die beiden Räuber am Kadaver. Es durfte keine noch so geringe Existenzform übersehen werden.
    Nach einer halben Stunde meldete sich Quart’ol erneut. »Da kommt ein größerer Verband von Urzeitbestien. Wir suchen lieber das Weite. Gilam’esh und ich haben mentale Todesschreie gehört. Ich denke, dass keiner der Bündler überlebt hat.«
    Eilig zogen sie sich zurück, bevor es richtig ungemütlich wurde. Matts Anspannung wich. Der Gilam’esh-Bund war Vergangenheit.
    ***
    In der Krankenstation begegnete Matt zuerst Dra’nis, der ziemlich kleinlaut und eingesunken auf einem bionetischen Knollensitz hockte. Sie erfuhren von ihm und Bel’ar, was genau der Junghydrit in der vergangenen Zeit getan hatte und wie alles zusammenhing.
    Soweit Bel’ar mithilfe des inzwischen stabilen Pozai’don rekonstruierte, hatte der Gilam’esh-Bund schon früh versucht, seinem Gefängnis zu entkommen. Doch Pozai’don hatte nicht nur peinlich genau darauf geachtet, dass sich kein Lebewesen der Kammer näherte, in das der Bund hätte überwechseln können, er hatte darüber hinaus eine energetische Sperre aktiviert. Diese Sperre verhinderte die Übernahme eines
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