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305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren
Autoren: Michelle Stern
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Quart’ol. »Diesen Weg haben sie schon einmal genommen. Sie kennen ihn.«
    Gilam’esh deutete zur Höhlendecke. »Vermutlich haben sie sich eine der Rettungsquallen genommen.«
    Matt kniff die Augen zusammen und sah durch die klare Quallenwand die hellen Punkte weit über ihm. Hunderte Rettungsfahrzeuge trieben dort. Seine Gedanken eilten den Weg voraus, hin zur Wasseraustauschröhre und dem Bestiarium.
    »Die Bestien werden die Qualle des Bundes sicher angreifen, und dann...« Er verstummte, weil er es nicht aussprechen wollte. Dann würden die Monstren Xijs Klonkörper zerreißen. Das wünschte er sich ebenso wenig wie eine Flucht des Bundes.
    Quart’ol spreizte den Scheitelkamm. »Wenn sie die Qualle opfern, haben sie gute Chancen zu entkommen.«
    Vor sich sah Matt das Naherholungsgebiet mit seiner wogenden Pflanzenwelt. Rotalgen leuchteten auf wie ein Warnsignal. Er dachte plötzlich daran, wie er selbst noch vor kurzem getickt hatte, unter dem Einfluss des unheilvollen Anzugs. »Und was ist«, sagte er gepresst, »wenn sie das gar nicht vorhaben? Wenn sie nicht entkommen wollen ?«
    Quart’ol verzog die Quastenlippen. »Natürlich wollen sie das. Was denn sonst? Sie waren Ewigkeiten in der Kammer des Wissens gefangen.«
    Gilam’esh klackte gequält. »Nein. Das wollen sie nicht. Matt hat recht. Und gerade du solltest es besser wissen, Quart’ol.«
    Der Hydrit wurde ärgerlich. »Ach ja? Klärt mich auf. Was sollte der Bund wohl sonst wollen, als zu fliehen?«
    »Rache«, sagte Matt schlicht. »Rache mithilfe der Bestien.«
    Quart’ol erbleichte. »Bei Ei’don! Ich muss Bel’ar warnen!« Er begann hastig in das Headset der Quallenausrüstung zu sprechen.
    Matt atmete tief ein. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.
    ***
    Wo steckten diese verdammten Biester? Skorm’ak, der Oberste des Gilam’esh-Bundes, sah sich durch die Augen des Klons um.
    Wie sie erwartet hatten, war es zu einem Angriff gekommen, sobald sie über die Wasseraustauschröhre ins Bestiarium einschwammen. Die Qualle, mit der sie die Strecke bis zur Röhre zurückgelegt hatten, trieb in Fetzen im Wasser. Ein Rudel junger Shoniosaurier hatte sich mit seinen langen Schnauzen auf sie gestürzt, war nun aber wieder in den Tiefen des riesigen Höhlenbeckens verschwunden.
    Da es noch Jungtiere waren, hatte Skorm’ak darauf verzichtet, einen der entfernt haiähnlichen Saurier zu übernehmen. Sie besaßen nicht das Format, mit dem er an der Stadt Rache nehmen wollte. Mental rief er größere Tiere herbei, stärkere und ältere Tiere, mit denen er mehrere Bestien anführen konnte.
    Doch nichts rührte sich in der Schwärze. Langsam verlor er die Geduld. Sie hatten viel zu lange gebraucht, um in dem unfertigen Klon die Energiesperre auszuschalten, damit sie in die Wasseraustauschröhre einschwimmen konnten. Ihre Verfolger holten auf. Das fühlte er so sicher wie die Wärme des durch schwarze Raucher erhitzten Wassers.
    Es kommt kein Tier. Unsere Rufe werden nicht erhört , jammerte Hert’an mit ihrer harten, unweiblichen Stimme. Wie lange sie ihn schon anwiderte. Das Erste, was er tun würde, wenn sie die Freiheit erreichten, war, sie endgültig auszulöschen. Immer untergrub sie seine Entscheidungen, da sie selbst nach der Vorherrschaft über den Bund lechzte.
    Er bemühte sich um einen liebenswerten mentalen Ton. Sie werden kommen, Hert’an. Ganz sicher. Streng dich lieber mehr an, so wie die anderen. Vielleicht ist es ja deine mentale Stimme, die sie von uns fernhält.
    Die verhasste Konkurrentin schwieg und gab sich wider Erwarten tatsächlich mehr Mühe. Skorm’ak spürte, wie der mentale Kreis sich ausweitete. Endlich kamen Lebensimpulse hinein. Gemeinsam prüften sie die Essenzen, bis sie fanden, was er wollte: eine mentale Struktur von ausgeprägter Stärke, wie sie nur ein großes Monster besaß.
    Komm , lockte er fordernd. Komm, Bestie. Auf dich wartet Futter. Und zwar mehr, als du dir in deinen kühnsten Fressträumen vorstellen kannst!
    ***
    Matt betrachtete durch die Quallenfront den dunklen Zugang der Röhre. Sein Bauch kribbelte. Instinktiv riet ihm sein Körper zur Flucht. Das kreisrunde Loch in der Felswand machte den Eindruck eines Höllenschlundes. In seiner tiefsten Dunkelheit warteten scharfe Krallen und noch schärfere Zähne, die wie Kettensägen über ihre Opfer kamen.
    Quart’ol drehte sich zu ihm um. »Die Sicherung ist deaktiviert. Alle Messungen bestätigen es.« Seine Schuppen glänzten fahl. »Es gibt keinen
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