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305 - Nach Millionen von Jahren

305 - Nach Millionen von Jahren

Titel: 305 - Nach Millionen von Jahren
Autoren: Michelle Stern
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noch an meiner Seite! Xij muss ihn mir abgenommen habe, als ich ihr zurück in die Schale half!«
    Gilam’esh spürte, wie ihn jede Kraft verließ. Ihm war klar, welches Ziel Manil’bud hatte:
    E’fah.
    ***
    E’fah betrachtete durch die halbmondförmige bionetische Front die verzauberte, einsame Welt außerhalb ihrer Wohnstätte. In nur zwei Schwimmlängen Entfernung ragte eines der Gebilde auf, dem der Schlotweg seinen Namen verdankte.
    Unter der Straße lagen hydrothermale Quellen. Ihr heißes, stark mineralhaltiges Wasser kam mit Druck und sprudelnden Bläschen aus dem Boden, verwirbelte im Gezeitenstrom und trieb davon. Die Inhaltsstoffe aber flockten wieder herunter und bildeten Schlote. Die Mineralien schwebten Schneeflocken gleich im Wasser. Wie Zuckerwerk hatten sie sich auf den muschelförmigen Häusern abgesetzt und erschufen glänzende Kristalle und Stalagmiten.
    Die Welt dort draußen erschien ihr wie eine glitzernde, tote Winterwelt. Kalt und einsam, übrig geblieben, nachdem der Herbst ging und der Frühling noch in unerreichbarer Ferne lag. Schön und grausam breitete sie sich in ihrer Verlassenheit vor ihr aus und stellte den einzigen Ort dar, an dem sie sich zurzeit wohlfühlte.
    »Wie eine Rüttel-Schneekugel«, erklang eine helle Stimme hinter ihr.
    Sie drehte den Kopf und sah einen Blitzstab auf sich gerichtet. Vor ihr stand die blonde Menschenfrau, die zugleich Manil’bud war. Sie trug einen Tauchanzug und wirkte bleich unter dem Helm, aber zu allem entschlossen.
    E’fah blieb in ihrem Bionetiksessel sitzen und verzog spöttisch die Lippen. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?«
    Die Stimme der Frau klang scharf wie ein Muschelmesser. »Ich würde ja gern lang drum herum reden, aber wie du schon mitbekommen hast, ist Zeit gerade nicht so mein Ding. Wo ist der Klon?«
    Sie spürte, wie sehr sie diese Frau verabscheute. Dieses Miststück, das eine Beziehung zerstörte, die wertvoller war als tausend Leben. Ja, sie hasste Manil’bud. Sie hasste diese Xij. Das Gefühl stieg mit solcher Macht auf, dass es sie zu überwältigen drohte. Aber sie hatte in ihren Existenzen gelernt, sich zu beherrschen.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Xij hob den Blitzstab drohend auf die Höhe ihrer Stirn. Mit der Hand regulierte sie die Ladung nach oben. »Das ist schlecht. Willst du nicht noch mal in Ruhe darüber nachdenken? Fällt dir gar nichts ein?«
    E’fah lehnte sich im Sessel zurück, öffnete die Arme und tat so, als würde sie angestrengt überlegen. Dabei sah sie sich nach einer Waffe um, die sie gegen Xij verwenden konnte. Sie verfluchte sich dafür, keinen Blitzstab am Gürtel zu tragen.
    »Was ist nun?«, herrschte Xij sie an.
    E’fah verdrehte die Augen, wie sie es oft als Nefertari getan hatte, wenn die Dinge sich nicht in ihrem Sinn entwickelten.
    »Der Klonkörper. Ja, ich erinnere mich. Er wurde von Pozai’don geholt.«
    »Wo ist er?«
    »Keine Ahnung. Bin ich die Zuständige für Klonbelange?«
    »Das reicht! Ich weiß, dass du ihn versteckt hast. Wenn du nicht reden willst, dann stirb eben!« Xij drückte ab.
    E’fah sah helle Blitze vor sich aufgleißen.
    ***
    »Fahr schneller!« Nervös sah Gilam’esh über Quart’ols Schulter. Der holte aus der Transportqualle alles heraus. Die Mineralien im Schlotweg wirbelten durcheinander, als das bionetische Gefährt hineinschoss und hart abbremste.
    Bel’ar zeigte auf die Qualle, die im Wasser vor ihnen schwebte. »Seht! Mit der muss Xij gekommen sein!«
    Er und Matt glitten zuerst ins Wasser. Schon im Heranschwimmen sah Gilam’esh einen hellen Lichtblitz aus der Front der Wohnkammer kommen.
    »E’fah!«, klackte er aufgeregt.
    »Xij!«
    Matt und er tauchten so schnell, wie sie konnten, in das Gebäude. Er schwamm voran und hörte die Stimme Manil’buds.
    »Das war ein Warnschuss, Schätzchen! Der zweite sitzt im Ziel, wenn du mir nicht sagst, wo dieser Klon ist!«
    Er hielt so abrupt am Zugang der Wohnkammer, dass Matt gegen ihn prallte. Manil’bud zielte mit Bel’ars Blitzstab auf E’fah.
    »Lass sie in Ruhe!«, stieß er hervor. »Das ist keine Art, Probleme zu lösen! Habe ich dir als Lehrer denn nichts beigebracht?«
    »Es ist ein bisschen lange her«, sagte die blonde Frau, die sich zu ihm umdrehte. Ihre Stimme klang hart und sarkastisch. »Und ich kann mir keine Barmherzigkeit leisten. Diese Fischkröte hat meinen Klon gestohlen.«
    Matt drängte sich an ihm vorbei. »Xij, du gibst mir jetzt den Stab.«
    In den
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