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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin
Autoren: Jo Zybell
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auf und winkte, als er ihn und Evaluuna erkannte. Hermon kletterte ins Wasser und zog das Boot an den Strand. Der Junge half ihm. Es war Juefaan, der Sohn der Priesterin. Er starrte auf die Felle mit den drei Toten.
    »Bahafaa und zwei Jungkriegerinnen«, erklärte Hermon. »Nur Evaluuna und ich haben überlebt.« Er sah dem Jungen ins erschrockene Gesicht. »Evaluuna erzählte, dass man Lusaana tot nach Hause brachte. Wo finde ich die neue Königin?«
    »Wir haben noch keine Königin.« Der Junge sprach mit hohler und stockender Stimme. »Aruula hat sich in die Ruinen Kalskroonas zurückgezogen. Sie hat gesagt, sie braucht die Einsamkeit. Sie will darüber nachdenken, ob sie die Berufung zur Königin annimmt oder nicht.«
    »Ach...« Noch war also keine Entscheidung gefallen – Grao verbarg seine Erleichterung.
    »Was ist mit ihr?« Juefaan deutete auf Evaluuna. »Ist sie krank?«
    Grao’sil’aana alias Hermon nickte und half der blonden Kriegerin aus dem Boot. »Die Nordmänner haben ihr Schreckliches angetan. Sie steht unter Schock, und ich fürchte um ihren Geist. Führe sie in die Siedlung zu einer Heilerin. Und dann komm mit ein paar Männern zurück, um die Toten abzuholen.«
    »Und du?«
    »Ich muss noch einmal aufs Meer hinaus.«
    Der Junge betrachtete ihn argwöhnisch, gab sich aber schließlich zufrieden mit der Antwort. Er fasste Evaluuna bei der Hand und führte sie über den Strand und dann die Dünen hinauf.
    Hermon lud die Leichen aus dem Boot und ruderte wieder hinaus. Die Küste der Königsinsel blieb zurück, Hermon verwandelte sich wieder in Grao’sil’aana.
    Er dachte an Aruula, die ganze Zeit über, und an die künftige Königin der Dreizehn Inseln.
    Hin und wieder kehrten seine Gedanken zurück zu den brutalen Jägern in der Ringfestung. Sein Entschluss, zu ihnen zurückzukehren und Rache zu nehmen, stand fest. Und bestätigte die schmerzhafte und qualvolle Begegnung mit diesen Bestien in Menschengestalt nicht alles, was er bisher über die Primärrassenvertreter gelernt hatte? Eine unreife Rasse waren sie, die sich wie ungezogene Kinder benahm. Die meisten von ihnen taugten ganz und gar nichts, und ohne eine starke, ordnende Hand würden sie das Antlitz ihres Heimatplaneten auf Dauer entstellen und verwüsten.
    Während er nachdachte, wurde es kühler unter seiner Schädeldecke, und die Grübeleien, die ihm seit der Flucht aus Malmee und auf dem Weg durch das Meer im Kopf kreisten, nahmen die Gestalt eines immer konkreteren Planes an.
    Irgendwann sprang er über Bord, stellte das Boot schräg, damit es sich mit Wasser füllen konnte, und sah zu, wie es nach ein paar Minuten versank. Danach tauchte er unter.
    An der Küste vor den Ruinen Kalskroonas stieg er gegen Abend aus dem Meer und orientierte sich. Da er schärfer und weiter sehen konnte als jeder Primärrassenvertreter, entging ihm ein Farbfleck zwischen Bäumen und Ruinen nicht, der seine Neugierde weckte. Er schlich näher heran – und stieß auf ein verwaistes Lager.
    Der Farbfleck entpuppte sich als prächtiges Zelt. Grao kannte die Bauweise; zweifellos hatten Angehörige der Dreizehn Inseln es errichtet. Doch warum stand es hier verlassen mitten in der Wildnis.
    Weil es auf jemanden wartete, gab er sich selbst die Antwort. Es war ein Herrscherzelt, und es gab nur eine, für die man es errichten würde: Aruula. Offenbar war dies ihr Basislager. In das sie irgendwann zurückkehren würde.
    Lautlos zog Grao sich wieder zurück. Zwischen Disteln und Strandastern blieb er zwei Speerwürfe weit entfernt im Gras liegen. Und wartete. Er hatte Zeit und genügend Geduld. Irgendwann würde Aruula hier auftauchen...
    ***
    Als Aruula aufwachte, war es längst dunkel. Sie fühlte sich leer und wund. Durst plagte sie. In ihrer Feldflasche fand sie nur noch wenig Wasser. Sie trank es aus.
    Eine Zeitlang lag sie danach im Farnfeld und starrte in die Dunkelheit. Sie dachte an die Göttersprecherin und bereute ihren leidenschaftlichen Ausbruch. Zugleich jedoch klopfte sie sich innerlich dafür auf die Schulter, standhaft geblieben zu sein. Stolz und Reue rissen sie hin und her, Zorn und Scham.
    Irgendwann gegen Mitternacht begann sie der Durst zu quälen. Sie stand auf, schulterte Tornister und Deckenbündel und steckte das Schwert in die Rückenkralle. Sie wusste von einem Bach im Osten der Ruinenstadt, und irgendwo musste es auch zwei Quellen geben. Dunkel erinnerte sich Aruula an den Weg dorthin. Der Halbmond leuchtete an einem sternklaren
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