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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert
Autoren: Michelle Stern
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lenken konnte. Der Swaan schlug wild mit den Flügeln, gab empörte Rufe von sich, ordnete sich dann aber dem neuen Reiter unter. Er hob ab und ließ sich von Matt in Richtung Turm dirigieren.
    Die weiten Schwingen des mutierten Schwans trugen ihn sicher hinauf. Das Dach des Turms war weggebrochen und mehrere verbliebene Zinnen ragten in die Höhe. Aufmerksam studierte Matt die rundum laufende Mauer, bis er eine passende Stelle ausgemacht hatte. Mit sanfter Gewalt zwang er das Tier zur Landung und suchte nach einer Zinne mit breitem Rand, an der er sein Reittier über eine eigens dafür gedachte Leine festmachte.
    Dann lief er zu einem der Fenster. Glas splitterte, als er gegen das Mittelkreuz trat und das Fenster samt Rahmen in den Raum flog. Matt schloss die Augen, holte tief Luft und sprang mit einem Satz in das Zimmer hinein.
    ***
    Xij versuchte das Zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen. Die Pille, die Akuma ihr gegeben hatte, wirkte zwar noch, aber die Anstrengung überforderte sie allmählich.
    Rudowigu hatte sie in einem Gewaltmarsch hinüber und hinauf in den Thronsaal gezwungen, und Xij wusste vorübergehend nicht, was sie mehr hasste: den wahnsinnigen König oder die verfluchten Treppen des Schlosses. Sie sah rote Punkte vor ihren Augen tanzen und kam nur langsam zur Ruhe.
    Sie war nicht allein im Saal. Auch Hana stand, von mehreren Männern bewacht, in einigem Abstand von ihr auf dem polierten Parkett. Wie Xij selbst war auch sie gefesselt. Nur Akuma hatte die Hände frei, aber er trug das Halsband, über das der König ihn foltern konnte. Außerdem wurde er von drei Bewaffneten bewacht.
    Rudowigu setzte sich auf seinen Thron. Der verletzte Swaan war fortgeschafft und sein Blut beseitigt worden. Das übrig gebliebene Tier sah umso misstrauischer auf sie und Akuma.
    Der König hatte kaum majestätisch Haltung angenommen, als Stefaan mit wehenden Gewändern in den Thronsaal eilte. »Majestät, Matthew Drax hat die Wachen im Hof betäubt! Dieser Panzer verfügt über eine Waffe, die ich noch nie gesehen habe: Sie kann Feinde mit Energieentladungen ausschalten!«
    »Was?« Rudowigu sprang auf. »Ihr müsst ihn aufhalten!« Er zeigte auf Xij. »Schafft die Frau in den Hof und zerlegt sie in Stücke, wenn ihn das zur Vernunft bringt!«
    Schon packten zwei der Wachen Xij links und rechts am Arm, als ein zweiter Mann in ebenso farbenfroher Kleidung wie Stefaan eintrat. »Majestät!«, rief er atemlos auf Japanisch. »Majestät, Drax hat sich einen der Swaans genommen und fliegt hinauf zum höchsten Turm! Er könnte einen Angriff auf Euch planen!«
    Der König schüttelte den Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »O nein, kein Angriff. Ich weiß, was er vorhat. Dieser Drax ist eine größere Seuche, als ich dachte!« Er zeigte auf Stefaan. »Bring mir Hana!«
    Stefaan zögerte, und Rudowigu lief rot an. »Bring mir Hana!«, brüllte er. »Sofort, oder mein Swaan wird dich in Stücke reißen!«
    Als Stefaan noch immer nicht reagierte, stieg er wutentbrannt vom Thron. »Das werde ich mir merken«, zischte er und winkte die beiden Wachen heran, die Hana festhielten. Kaum war das gefesselte Mädchen in seiner Reichweite, bedeutete er ihnen, stehen zu bleiben.
    »Haltet die Wildkatze gut fest«, ordnete er an, gab eine Phiole in seiner Hand frei, öffnete sie, und zwang Hana, den Mund aufzumachen. Er goss eine goldgelbe Flüssigkeit hinein, ehe er Zähne und Lippen brutal mit der Hand verschloss, während er ihren Kopf gleichzeitig zurückzog. Hana wehrte sich, wollte offensichtlich ausspucken, doch Rudowigu zwang sie, die Flüssigkeit zu schlucken.
    Xij spürte ein eiskaltes Gefühl, das sich in ihren Beinen ausbreitete und langsam höher stieg. Sie wollte wegrennen und wusste doch, dass sie es nicht konnte. Ihr war vollkommen klar, was Rudowigu da tat. Verzweifelt warf sie einen Blick auf Akuma, dessen Lippen zitterten.
    »Tu es nicht«, flüsterte er. »Masao, bei allem, was dir heilig ist, tu es...«
    »Halt den Mund!«, fuhr der König ihm dazwischen. »Du warst nie der Mann, mich aufzuhalten. Verschon mich mit deinen Betteleien!« Er zerrte Hana an sich.
    Xij schloss die Augen. An ihrem Kopf lag der Lauf einer Laserwaffe. Sie konnte nichts tun, um das anbahnende Unheil aufzuhalten. Ihre ganze Hoffnung ruhte auf Matt, auch wenn sie nicht wusste, wie er die Katastrophe noch verhindern sollte.
    ***
    Es begann bereits zu dämmern und graues Licht ergoss sich in das Turmzimmer. Der Raum wurde als
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