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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert
Autoren: Michelle Stern
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eine Art Abstellkammer benutzt, wobei die meisten Möbelstücke schon seit Jahrzehnten darin zu vergammeln schienen. Es handelte sich um Nachfertigungen historischer Möbel, die aber allesamt missraten waren und vielleicht als Brennholz gehortet wurden. Der Anblick erinnerte Matt an den Dachboden seiner Großeltern.
    Als er die gut dreißig Schränke und Truhen sah, wurde ihm klar, warum der Behälter mit dem Gas hier nie gefunden wurde. Zumal er sich in keiner davon befand, sondern, wie Matt seit dem Scan wusste, unter den Bodendielen.
    Er orientierte sich, dann rückte er einige der Kisten beiseite und fand schließlich die lockeren Dielen, die, kaum sichtbar, am Rand leichte Beschädigungen aufwiesen – weil sie schon herausgehebelt worden waren.
    Behutsam löste er die Bretter, bis das Loch groß genug war, um hineinzufassen. Tatsächlich ertastete er eine glatte runde Glasoberfläche, kombiniert mit aufgesetzten metallischen Elementen und Drähten. Der Zündmechanismus mit der Sprengladung!
    Schweißtropfen perlten auf seiner Stirn, als Matt Drax die Kugel aus der Öffnung hob und auf die Dielen daneben bettete. Atemlos starrte er auf den Mechanismus. Er lag offen, sah aber weit komplizierter aus, als Matt gehofft hatte. Wie sollte er ihn entfernen?
    Er wusste aus seiner militärischen Ausbildung genug über Sprengsätze, um die Ausbausperre zu erkennen. Wenn er den Zünder aus der Konstruktion drehte, war das sein Todesurteil. Der Sprengstoff würde hochgehen und das Gas ausströmen. Für eine Entschärfung, für die er die Bombe nach und nach auseinandernehmen musste, würde er aber längere Zeit brauchen.
    Zeit, die er nicht hatte.
    ***
    Xij Hamlet sah mit Schrecken, wie der König eine zweite Ampulle leerte. Nun hatte auch er das Gegengift eingenommen, so wie Hana. Xij war nicht überrascht, als er einen weiteren Fernauslöser aus der Tasche seines Gewandes zog.
    Akumas Stimme war flehend. »Masao, komm endlich zur Vernunft! Was bleibt dir denn noch, wenn du alle Bewohner des Schlosses tötest? Willst du allein herrschen, ohne Untertanen?«
    Rudowigu hob stolz das Kinn und wog den Zünder in seiner Hand. Xij sah, wie auch die Wachen unruhig wurden. Sie warfen einander fragende Blicke zu. Wussten sie überhaupt, in welcher Gefahr sie schwebten?
    »Manchmal ist es besser, allein zu herrschen«, sagte Rudowigu mit bedeutungsschwangerer Stimme. »Mein Leben ist eng mit dem des echten Königs von Bavaria verbunden. Schon als unser Vater zu früh starb, spürte ich das deutlich. Und es gibt weitere Parallelen. Ludwig der Zweite wurde von allen verraten und schließlich ermordet. Seine Untertanen richteten sich gegen ihn, indem sie ihn für wahnsinnig erklärten und ihm sein Schloss wegnahmen. Hätte er es gekonnt, hätte er gekämpft, um seinen großen Traum zu retten. So wie ich kämpfen werde! Ihr wollt mich beseitigen, um Swaanstein für euch zu haben! Aber das lasse ich nicht zu. Swaanstein gehört mir!« Er funkelte die Wachen und Stefaan zornig an. » Ich werde es nicht verlieren! Ich nehme Rache für den König, an allen Verrätern und Mördern!«
    »Du bist wahnsinnig«, flüsterte Akuma. »So lange schon. Vollkommen wahnsinnig.«
    Die Wachen, die ihn hielten, warfen sich nervöse Blicke zu.
    Xij sah zu Stefaan. »Hey, Gugell. Du weißt doch, dass du gleich sterben wirst, oder? Willst du wirklich...«
    Sie verstummte, als Akuma aufschrie. Er brüllte, riss sich mit unmenschlicher Kraft los und warf sich mit bloßen Händen auf seinen Bruder, der außerhalb der Reichweite des Swaans stand.
    Rudowigu schleuderte Hana zu Boden und zog eine Laserpistole. Es ging alles so schnell, dass Xij kaum mit Blicken folgen konnte. Ihr stockte der Atem, als der König auf seinen Bruder schoss. Neben ihm schrie Hana, hell und schrill. Sie versuchte auf die Füße zu kommen, wurde aber von zwei Wachen auf das Parkett gedrückt.
    Akuma taumelte. Sein Vorankommen wurde langsamer. Als er Rudowigu erreichte, schien er keine Kraft mehr in den Armen zu haben. Seine Hände verkrallten sich in dem edlen Gewand aus leuchtendem Blau. »Du... bist kein König...«, sagte er schwach. »Und du bist... nicht... mein Bruder!«
    Rudowigu hob die Waffe erneut und schoss Akuma mitten ins Gesicht. Dabei verzog er keine Miene.
    »Ihr seht doch, dass er irre ist!« Xij wand sich mit ihren vor dem Körper gefesselten Armen im Griff der beiden Wachen, die sie hielten. »Er wird euch alle umbringen! Mit dem Zünder setzt er ein Gas frei, das
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