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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten
Autoren: Oliver Fröhlich
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Fortbewegungsmittel nur als verrostete Wracks auf den Straßen - schoss aus dem Leib des Ungetüms. Es kam ungünstig auf, rutschte auf dem grasbewachsenen Boden weg und schlidderte noch etliche Meter dahin, bis es liegen blieb. Dem Fahrer schien aber nichts zugestoßen zu sein, denn er rappelte sich auf, rückte den Sturzhelm zurecht und richtete das Zweirad auf. Währenddessen schloss sich die Rampe wieder.
    Und die Mutanten und Wachen sahen dabei zu, als habe man sie festgenagelt.
    »Verdammt!«, brüllte Friedjoff aus dem Fenster. »Schnappt ihn euch! Lasst ihn nicht entkommen!«
    Endlich kam Bewegung in die Menge. Geschrei wurde laut.
    »Auf ihn!« - »Holt ihn euch!«
    Doch sie hatten zu lange gewartet. Der Fahrer verschwand samt Motoorad in einer Nebenstraße gegenüber der Kirche.
    »Hinterher!« Friedjoffs Stimme überschlug sich. Für Sekunden klang er wie der Eunuch, der er war. »Bringt mir seinen Kopf!«
    ***
    Matt Drax' Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus, als das Motorrad wegrutschte. Doch als er aus den Schatten einer Nebengasse heraus beobachtete, dass Lissa beim Sturz nichts geschehen war und sie rechtzeitig wieder im Sattel saß, um die Flucht zu ergreifen, beruhigte er sich etwas.
    Sein Vorhaben bestand ohnehin hauptsächlich aus Daumendrücken. Lissa hatte ihm zugesichert, dass sie ein Ass auf dem Motorrad sei, dass sie schon mehrfach den SimCup des Bunkers gewonnen habe und dass sie die Routen in Lybekk in- und auswendig kenne.
    Matt hatte ihr geglaubt und sich darauf verlassen, dass die Simulation lebensecht genug gewesen war.
    Also hatten sie ein erstes Ablenkungsmanöver gestartet, um den Radpanzer in ihren Besitz zu bekommen. Dank Gunners Fähigkeiten als Drohnenpilot war dies reibungslos über die Bühne gegangen.
    Doch dann kam der schwierigere Teil. Natürlich konnten sie mit PROTO alles kurz und klein schießen, doch irgendwann hätten sie aussteigen müssen, um Xij zu suchen. Also schied diese Option aus.
    Der Plan sah vor, dass Matt in einer Seitengasse nahe dem Ziel durch die Dachluke ausstieg, absprang und eine Rauchgranate mit Zeitzünder unter den Panzer heftete. Er hatte den Autopiloten so programmiert, dass PROTO, wahllos mit dem Taser feuernd, bis vor die Kirche fuhr und dort stehen blieb. Die Explosion der Granate würde ihm keinen Schaden zufügen, aber den Eindruck erwecken, er wäre außer Gefecht gesetzt.
    Anschließend sollte Lissa die Heckklappe so weit nach unten fahren, dass sie mit dem Motorrad durchpasste. Das erste Mal in ihrem Leben würde sie sich bewegen - und nicht das Bild in ihrem Helm.
    Aus Matthews Position sah es so aus, als wartete sie zu lange. Oder hatte sie Probleme mit dem Mechanismus? Die Heckklappe fuhr bereits wieder nach oben, als sie endlich daraus hervor schoss. So geriet der Sprung zu hoch und zu weit. Selbst ein erfahrener Fahrer hätte Schwierigkeiten gehabt, das Fahrzeug unter Kontrolle zu bringen.
    Umso erleichterter war Matt, als der Sturz glimpflich ablief - und die Mutanten zu verblüfft waren, um schnell genug zu reagieren.
    »Hinterher! Bringt mir seinen Kopf!«
    Der Mann aus der Vergangenheit lugte aus seiner Deckung in Richtung der Kirche. Der Kerl, der aus einem der Fenster hing und schrie, war also Xijs Oheim. Sie hatte nicht oft von ihm gesprochen, aber wenn, dann hatte Matt ihn sich nicht so beleibt vorgestellt. Ob das eine Folge der Kastration war?
    Matt wartete ab, bis die Mutanten und Wachen dem Befehl Folge leisteten und somit auch das zweite Ablenkungsmanöver zu einem vollen Erfolg machten.
    Leider hatte sich der Platz vor der Kirche nicht vollständig geleert. Einige Mutanten tummelten sich noch in der Nähe des Radpanzers, aber sie waren von dem Gerät so fasziniert, dass Matt sich in ihrem Rücken zum Turm der Menschen schleichen konnte. Dabei half ihm, dass er sich als Barbar getarnt hatte - von den Taratzenfellstiefeln über die zerschlissenen Leinenhosen und einen Brustpanzer aus Frekkeuscherhorn bis zu dem undefinierbaren Fellbüschel, das er sich als Perücke über den dreckverschmierten Kopf gezogen hatte. Das alles - sogar der Dreck - stammte aus dem Fundus des Bunkers; wenigstens stank es deshalb nicht so, wie es aussah.
    Die Kirchentür ließ sich problemlos öffnen. Matt schlüpfte mit gezogenem Driller hinein. Der Geruch, der ihm entgegenschlug, erinnerte eher an einen Schweinestall als an ein Gotteshaus.
    Er machte sich bereit, gleich in eines der Seitenschiffe zu huschen und von dort die Lage zu peilen.
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