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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten
Autoren: Oliver Fröhlich
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Und mit ihnen alles Leben, das sich dort aufgehalten hatte. Alle Mutanten, die nicht schnell genug weggekommen waren oder nicht auf die Warnung gehört hatten. So viele Tote!
    »Verfluchte Technos«, grollte es über Kruzzars wulstige Schlundlippen. Wer sonst als die Unterirdischen sollte an dieser Katastrophe schuld sein? Die meisten von ihnen dürften mit dem Tod dafür bezahlt haben. Doch auch die, die mit den Gleitern entkommen waren, würden büßen müssen.
    Minutenlang starrte er auf die zerstörte Stadt und die gigantische Aschewolke.
    »Was sollen wir nun tun?«, hörte er eine heisere Stimme.
    Ein Guul stand neben ihm und fragte um Rat. Verrückte Welt. »Ich weiß es nicht.« Ambuur war ausgelöscht, von einem Augenblick auf den anderen. Und doch machte sich in Kruzzar das Gefühl breit, dass die Stadt nun gefährlicher und tödlicher war als zuvor. Auch wenn die Häuser zumindest in den Randbezirken die Explosion überstanden hatten.
    Er sah den Gleitern am Himmel nach und beobachtete, wie sie kleiner und kleiner wurden und verschwanden. G-13, ein Mensch namens Maddrax, aber sicher auch etliche der verhassten Maulwürfe.
    »Lass uns in die gleiche Richtung gehen«, sagte er.
    So folgten die Mutanten den Fluggefährten, die sie schon lange nicht mehr sehen konnten. Sie erreichten schließlich eine andere Stadt und erkoren sie zu ihrem Zuhause.
    Sie bleiben nicht die Einzigen. An diesem Tag trampelten unzählige Füße über ein verwittertes Schild, das vor mehr als fünfhundert Jahren den Namen des Ortes verraten hatte.
    Lübeck.
    ***
    Gegenwart, Juli 2527
    Matthew Drax war auf der Flucht. Mit starrem Blick saß er im Pilotensessel eines Radpanzers mit der Bezeichnung »Prototyp XP-1« und peitschte das Gefährt mit einer unverantwortlichen Geschwindigkeit von über achtzig Stundenkilometern an der Nordseeküste entlang. Seine Begleiterin Xij hatte es längst aufgegeben, ihn zu einem gemäßigten Tempo zu bewegen.
    Selbst wenn der Panzer 200 km/h hätte fahren können, hätte das Tempo nicht ausgereicht, um zu entkommen. Denn das, was Matt so gerne hinter sich gelassen hätte, trug er ständig bei sich.
    Seine Erinnerung.
    Er wusste kaum mehr, was während der letzten zwei Wochen geschehen war. Jede einzelne Sekunde hatte er durchlebt, als befände er sich in Trance, die Seele begraben unter einer kilometerdicken Schicht aus Schmerz.
    Nein, er hatte sie nicht durch lebt . Denn seit Anns Tod existierte er nur noch. Dafür entsann er sich der Ereignisse davor umso deutlicher. Es verging keine Nacht, in der er nicht davon träumte. Er konnte nicht einmal die Augen schließen, ohne den leblosen, blutüberströmten Körper seiner Tochter vor sich zu sehen.
    Matt hatte zeitlebens nicht viel von ihr gehabt und sie auch nicht oft gesehen. Das hatte das Leben auf dieser postapokalyptischen Erde nicht zugelassen. Auch war Ann nicht einer Liebesbeziehung, sondern einem erzwungenen Geschlechtsakt entsprungen. Das änderte aber nichts daran, dass er sie von ganzem Herzen liebte… geliebt hatte . Vielleicht hätte er sich mehr um sie kümmern sollen, statt von einem Abenteuer zum nächsten zu hetzen. Vielleicht hätte er sesshaft werden und nicht andauernd umherziehen sollen. Würde sie dann noch leben? Er wusste es nicht.
    Der Gedanke war ohnehin absurd. Wie hätte er eine Familie gründen können, der auch Ann angehörte? Auf der einen Seite Jennifer Jensen, die Mutter seiner Tochter und wie er ihrer angestammten Zeit des einundzwanzigsten Jahrhunderts entrissen. Auf der anderen Seite Aruula - die telepathisch begabte Kriegerin, die ihn durch die dunkle Zukunft der Erde begleitete. Sie zusammen in einem einzigen Haushalt? Undenkbar!
    Ein Stich bohrte sich in Matts Herz, als er an Aruula dachte. So, wie sich ihr Schwert in Anns Rücken gebohrt hatte.
    Auf Anweisung ihrer beeinflussten Mutter hatte die arme Kleine versucht, einen lebenden Stein in einen Bohrschacht zu werfen. Dieser Stein hatte über ein fremdartiges Bewusstsein verfügte und während seiner Zeit an der Erdoberfläche gelernt, menschliche Lebensenergie in sich aufzunehmen - und seine Opfer als versteinerte Statuen zurückzulassen.
    Und nun war der Stein - oder Mutter , wie er sich nannte - im Begriff gewesen, zu seinem Ursprung zurückzukehren. Welche Folgen das gehabt hätte, wusste Matt nicht. Doch es rechtfertigte in seinen Augen nicht, was Aruula getan hatte, um die Gefahr abzuwenden: Sie hatte ihr Schwert auf Ann geschleudert, bevor die Kleine das
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