Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Laufen. Die mutierte Ratte gab ein Fiepen von sich und stürzte in einer Wolke aus Blut zu Boden.
    Der Driller - eine Waffe des Weltrats - war kein filigranes Werkzeug. Seine Explosivgeschosse, so groß nur wie Kugelschreiberspitzen, rissen meist tödliche Wunden.
    Matt packte Xij am Kragen und zog sie von den Flammen weg.
    Da ertönte ein weiteres Fauchen. Die beiden ungebetenen Gäste waren nicht alleine gekommen! Der Mann aus der Vergangenheit sah sich um, konnte aber keine der Kreaturen entdecken. Das Lagerfeuer brannte zu hell, sodass alles außerhalb des Lichtkreises in undurchdringlicher Dunkelheit verschwand. Sie konnten es genauso gut mit drei wie mit dreißig Gegnern zu tun haben.
    »Kannst du aufstehen?«
    Xijs einzige Antwort bestand in einem Stöhnen. Mit erkennbarer Mühe rappelte sie sich auf. Matt stützte sie. Er spürte, wie ihre Knie zitterten.
    »In den Panzer, schnell!«
    Unbeholfen tapste sie neben ihm her. Einmal entglitt der Kampfstab ihren Fingern. Sie bückte sich danach und sank auf die Knie. Matt musste ihr aufhelfen, bevor sie weitergehen konnten. So brauchten sie für die Strecke von höchstens zwanzig Metern fast eine Minute.
    Währenddessen verlegten sich die Taratzen aufs Fauchen. Offenbar hatte das Schicksal ihrer Artgenossen sie vorsichtig werden lassen. Oder sie begnügten sich mit dem erbeuteten Braten.
    Das Schott am Heck des Radpanzers stand offen, so mussten sie nicht warten, bis es herunterfuhr. Matt brachte Xij ins Innere, hieb auf einen Schalter neben dem Eingang und die Tür schwenkte nach oben.
    Er geleitete die junge Frau zu einer Pritsche in der Mittelsektion, bettete sie darauf und durchsuchte anschließend sicherheitshalber mit gezogener Waffe den Rest des Panzers. Sie waren allein.
    Neben Xij ließ er sich auf das Bettgestell nieder, ergriff ihre Hand. Sie war eiskalt. Ihre schweißnasse Stirn hingegen schien zu glühen.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    Sie entzog ihm die Hand und drehte sich von ihm weg. »Lass mich. Will schlafen«, murmelte sie und war nur Sekunden später weggetreten.
    ***
    Ambuur, Juni 2519 – einige Monate vor der Explosion
    Xanthippe Begger saß in der Dunkelheit auf dem kalten Fliesenboden des Badezimmers und weinte stumm in sich hinein. Sie umklammerte ihre Knie, zog die Beine fest an ihren Oberkörper, als könne sie sich auf diese Art selbst Nähe und Trost schenken. Die langen blonden Haare hingen ihr ins Gesicht und in den Mund. Sie nahm es nicht wahr. Sie spürte auch nicht den Steinbottich in ihrem Rücken, bemerkte nicht den leicht seifigen Geruch des Wassers darin, fühlte nicht das Holzscheit der kalten Feuerstelle darunter, das sich ihr in den Steiß bohrte.
    Sie empfand überhaupt nichts mehr außer dem Schmerz und der Trauer um ihren Vater.
    Vor zwei Wochen, nur einen Tag nach ihrem zwölften Geburtstag, hatte einer der Barbaren ihn wegen eines Schinkens, einer Flasche Fuusel und eines breitkrempigen Huts getötet. Die verlausten, ungewaschenen Gestalten der Oststadt waren ihr seit jeher nicht geheuer gewesen, nun jedoch verabscheute sie sie von ganzem Herzen.
    Ambuur zerfiel in zwei Teile. Die Oststadt im Landesinneren war besiedelt von zahn- und größtenteils hirnlosen Barbaren, während die hafennahe Weststadt zivilisierten Menschen wie ihnen gehörte. Drei Bereiche, wenn man den unterirdischen Komplex der Technos, wie sie sich selbst nannten, mit dazuzählte. Doch die blieben stets unter sich. Wenn man sie mal sah, dann in merkwürdigen Schutzanzügen.
    Viele der Oststädter sahen sogar Götter in ihnen, was natürlich Blödsinn war. Sie waren nichts weiter als die Überlebenden »Christopher-Floyds« - oder besser: deren Nachfahren -, die seitdem wegen ihrer Immunschwäche nicht mehr ungeschützt an die Oberfläche gehen konnten.
    Woher wusste sie davon? Für einen Augenblick vergaß Xanthippe zu weinen, als ihr klar wurde, dass es schon wieder geschehen war. Sie vermochte es sich selbst nicht zu erklären, aber von Kindesbeinen an überkamen sie ab und zu derartige Wissensschübe.
    »Was für ein kluges Kind«, sagte ihr Vater dann stets.
    »Was für eine unerträgliche Klugscheißerei«, meinte hingegen dessen Bruder Friedjoff.
    Xanthippe glaubte, es war weder das eine noch das andere. Sie fand es einfach nur gruselig. Aber wenn sie sich hätte entscheiden müssen, hätte sie natürlich Papa zugestimmt.
    Ein kleines Lächeln huschte über ihr tränennasses Gesicht. Sie hätte ihm völlig unabhängig von seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher