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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten
Autoren: Oliver Fröhlich
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gedacht. »Blödsinn!«, sagte sie mit einer Zuversicht, die sie nicht empfand.
    »Ja? Das herauszufinden gelingt nur auf eine Weise: mit deinem Tod. Willst du das riskieren und dieses Leben einfach wegwerfen?«
    »Na schön, vielleicht hast du recht. Was sollen wir also tun?«
    Matt überlegte. »Es muss jemanden geben, der dir helfen kann. Einen Wissenschaftler, einen Arzt… Technos, die sich mit Strahlenerkrankungen auskennen…« Er unterbrach sich und zog die Stirn in Falten. »Erkrankungen, wie sie nach einer Atombombenexplosion auftreten. So wie in Hamburg!«
    »Halt, halt, halt!«, rief Xij. »Hamburg ist explodiert?« Wieso wusste sie davon nichts? Wegen dieser verfluchten Gedächtnislücke? Vermutlich. »Wann ist das passiert? Und warum?«
    Matt Drax kratzte seine Erinnerung zusammen. »Das muss vor gut acht Jahren gewesen sein. Aruula wurde damals von Technos des Hamburger Bunkers entführt, die ihre telepathischen Fähigkeiten nutzen wollten. Sie hatten mit dem Genmaterial verschiedener Mutantenrassen experimentiert, um ein Immunserum zu entwickeln. Dabei schufen sie eine Mischung aus Nosfera, Guul und Wulfane. Ein bizarres, aber doch nur bedauernswertes Wesen, das sie G-13 nannten… Aber es würde zu weit führen, dir alles detailliert zu erklären.
    Nur so viel: Als es zur Katastrophe kam, steckten wir mittendrin.«
    »Na klar«, sagte Xij. »Wie hätte es auch anders sein können?«
    »Wir befreiten G-13, nachdem schon Krankheitskeime in den Bunker eingedrungen waren. Eine der Techno-Frauen verkraftete die Aussicht auf ihren baldigen Tod nicht und führte eine Kernschmelze des Kraftwerks herbei. Die Explosion zerstörte weite Teile der Stadt und hinterließ nur einen großen Krater. Wir konnten uns gerade noch rechtzeitig mit einem Gleiter in Sicherheit bringen.«
    Xij war wie betäubt. Ambuur existierte nicht mehr, so wie die Barbaren des Ostteils und die zivilisierten Menschen im Westen. Und vor allem… war ihr Oheim mit Hamburg untergegangen? Der Gedanke schmeckte süß und verlockend, doch Xij konnte nicht recht daran glauben. Schließlich war sein Sohn Thodrich Jahre später im Skothenland aufgetaucht, um sie zu meucheln.
    Sie schüttelte die Vergangenheit ab. Es gab Wichtigeres. »Und wer von all den Toten soll mir nun helfen können?«
    »Wenn es im Umland Techno-Enklaven gab, nahe genug, dass sich Überlebende bis zu ihnen retten konnten, aber weit genug entfernt, um nicht selbst in Mitleidenschaft gezogen zu werden, dann müssten sie sich mit den Folgen atomaren Fallouts auskennen! Das ist deine Chance, Xij. Wenn…« Er stockte und seine anfängliche Euphorie brach in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
    »Wenn…?«
    »Wenn sie die Auswirkungen des weltweiten EMP überlebt haben, der für fast zwei Jahre(von Oktober 2521 bis Juli 2523) alle Technik lahmgelegt hatte«, sagte Matt, winkte dann aber ab. »Egal, wir müssen es versuchen.«
    Sie gingen zurück ins Cockpit des PROTO. Dort studierte Matt die elektronischen Landkarten des Panzers. Bereits nach wenigen Sekunden tippte er mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm.
    »Dort! Weit genug von Hamburg entfernt und groß genug, um über einen Bunker zu verfügen. Wenn wir irgendwo Hilfe finden, dann in Lübeck! Wie auch immer man es heute nennen mag.«
    ***
    Lybekk, Ende 2520 (ein Jahr vor dem EMP)
    Das Bild, das die Kameradrohne auf einen Monitor im Techno-Bunker unter der Stadt übertrug, wirkte auf Lissa alles andere als ermutigend.
    »Gunner!«, rief auch Professor Brannt. »Du sollst die FLIEMAPÜD nicht in Gefahr bringen!«
    Natürlich war Brannt nicht wirklich Professor. Die sechs Jugendlichen der Gemeinschaft mussten ihn nur so nennen, wenn er Unterricht erteilte. Und auch nur bei diesen Gelegenheiten nannte er die »Fliegende Manuell Pilotierbare Überwachungsdrohne« bei ihrer Abkürzung. Offenbar vertrat er die Ansicht, es fördere seine Seriosität als Lehrer, wenn er mit Ausdrücken um sich warf, die sonst keiner benutzte. Dabei war das unnötig, denn den Respekt der meisten Schüler besaß er schon alleine wegen seines hohen Alters von über hundert Jahren und der damit einhergehenden Erfahrung.
    Gunner absolvierte heute seine dritte Lektion in der Steuerung der Drohne und wie bei den beiden zuvor überschätzte er seine Fähigkeiten maßlos. Statt in sicherer Höhe und Entfernung von den Mutanten zu bleiben, hatte er sie in eine Ruine gelenkt, die vor Guulen nur so überquoll. So zeigte der Bildschirm nur bleiche, knochige
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