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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
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höre Sie, Kurt!“ Die Antwort Wests kam augenblicklich, seine Stimme war so klar, als befände er sich nur wenige Meter entfernt, obwohl er den amerikanischen Boden nicht verlassen hatte.
    „Wir haben verloren“, sagte Zen müde.
    „Ich weiß.“ Wests Stimme war voller Traurigkeit, zum erstenmal erwies sich, daß auch West menschlichen Empfindungen zugänglich war.
    „Holen Sie Ihre Leute zurück!“
    „Sofort, Kurt!“
    „Mich als letzten, West!“
    „Warum ausgerechnet Sie als letzten?“
    „Es ist meine Pflicht! Fragen Sie nicht, setzen Sie Ihren Wunderapparat in Betrieb!“
    „Gut, ich fange an.“
    Zen wandte sich an die Männer, die ihn umstanden, und sagte: „Es geht nach Hause, bereitet euch vor!“
    „Was sollen wir zu Hause?“ fragte Spike Larson düster.
    „In einer Stunde gibt es für uns kein Zuhause mehr“, fügte Grant hinzu. „Oder in dreißig Minuten, je nachdem, wie lange die Bombe braucht, um ihr Ziel zu erreichen. Es ist Unsinn, zurückzukehren.“
    „Wir werden unser Land und unser Leben neu aufbauen“, widersprach Zen heftig.
    „Womit aufbauen?“ fragte Larson.
    „Etwas wird übrigbleiben. Ihr alle habt lange genug unter der Erde gelebt. Ihr könnt weiterkämpfen, Kinder zeugen und dafür sorgen, daß die menschliche Rasse nicht ausstirbt.“
    „Sie reden Papier“, sagte Jimmie Thurman spöttisch.
    „Ich sehe Ihnen an, daß Sie etwas anderes vorhaben“, rief Nedra. „Sie wollen uns loswerden, weiter nichts!“
    „West, holen Sie Ihre Leute zurück!“ wiederholte Zen seine Aufforderung. „Sie meutern. Holen Sie sie zurück, vor allem Nedra, bevor sie anfängt, meine Gedanken zu lesen.“
    „Ich tue, was ich kann“, antwortete West. „Sie wissen, daß das Gerät erst auf die körpereigene Frequenz eingesteuert werden muß.“
    „Sie haben etwas vor“, wiederholte Nedra. „Ich weiß es, ich …“ Weiter kam sie nicht. Von einer Sekunde zur anderen war sie verschwunden.
    Zen atmete auf und lächelte, obwohl er sich des Eindruckes nicht erwehren konnte, daß Nedra ihn in diesem Augenblick mit wenig schönen Namen belegte. Hinter ihm bewegte sich eine der bisher schlafenden Gestalten. Es galt, keine Zeit mehr zu verlieren.
    „Zen, raus mit der Sprache – was haben Sie ausgeheckt?“ wollte Grant wissen.
    „West, holen Sie Grant als nächsten!“ befahl Zen.
    Grant wollte protestieren, aber wurde unsichtbar, bevor er das erste Wort gesprochen hatte. In schneller Reihenfolge traten die restlichen Männer die Reise durch den Weltraum an, und Zen war allein in der riesigen Halle.
    Der Asiate, der sich bewegt hatte, war bereits auf den Beinen und blickte sich mit funkelnden Augen um. Er taumelte auf einen der bewaffneten Posten zu und half ihm aufzustehen.
    „Sie sind alle hier“, kam die Stimme Wests aus weiter Ferne. „Sind Sie jetzt bereit?“
    „Ja“, nickte Zen und deutete nach oben. „Aber ich reise in anderer Richtung – dort hinauf!“
    „Kurt!“ Wests Stimme klang ungläubig, als er Zens Worte begriff. „Überlegen Sie es sich noch einmal. Diese Bombe ist kein Düsenpassagierflugzeug!“
    „Ich muß es versuchen. Es wird genug Luft in der Hülle sein, um mich solange am Leben zu erhalten, daß ich mein Werk vollenden kann.“
    „Die Bombe fliegt mit immer größerer Beschleunigung! Sie ist ein bewegliches Ziel, ich weiß nicht, ob es mir gelingt …“
    Zen unterbrach den anderen. „Keine Ausrede, West! Auch Jimmie Thurmans Flugzeug war ein bewegliches Ziel, ebenso Grants Satellit und Larsons U-Boot. Ich weiß, daß Sie es ermöglichen können. Los, transponieren Sie mich in die Rakete!“
    „Gut! Auf Ihre Verantwortung, Zen! Halten Sie sich bereit!“
    Ein Geräusch erklang hinter Zen. Er drehte sich um und starrte auf den Posten, der mit unsicheren Schritten auf ihn zukam. Langsam hob der Mann das Gewehr an die Schulter.
    „Jetzt, Kurt! Viel Glück!“ kam die Stimme Wests.
    Als der Schuß krachte, fühlte Zen, wie sein Körper in die Unendlichkeit emporgehoben wurde. Schmerzen durchzuckten ihn, jeder Nerv seines Körpers schien gegen die ungeheure Beschleunigung zu revoltieren. Zens Herz aber jubelte. Sein Leben zählte nicht mehr, wohl aber das von Millionen Menschen, die ohne sein Wagnis vernichtet werden mußten.
    Leise, dann immer deutlicher, vernahm er ein donnerndes Röhren und öffnete die Augen. Er sah Metall blitzen, sah Flammen und einen Nebelschein. Knapp fünf Meter neben ihm flog die asiatische Superbombe! Aber West kam ihr
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