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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
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einwandfreies Funktionieren.
    In einem anderen Raum saßen die Wissenschaftler und berechneten den Kurs. Windrichtung und Windgeschwindigkeit mußten berücksichtigt werden für ein Gebiet, das einen halben Planeten umspannte. Diese Berechnungen waren für Start und Landung der Bombe wichtig, sie spielten keine Rolle, sobald das Geschoß die Atmosphäre verlassen hatte.
    Das Ziel war einwandfrei bestimmt worden. Genau genommen, war die exakte Festlegung kaum erforderlich, denn jeder Teil des amerikanischen Kontinentes bot sich als Zielscheibe an. Traf die Bombe irgendwo im Gebiet des Missisippitals, so würden die zahlreichen Flußarme radioaktives Wasser mit sich führen, mit allen furchtbaren Folgen, die das für die Menschen des Landes haben mußte.
    „Null minus fünfzehn Minuten!“
    In der Nähe des Berges, in dessen Tiefe die Bombe entstand, war ein Observatorium errichtet worden, das allein dem Zweck dienen sollte, den Lauf der Bombe zu verfolgen. Ein Heer von Wissenschaftlern brütete über Tabellen und blitzenden Instrumenten. In diesem Gebäude gab es keine Posten, die, wie im Berg, die Menschen zur Arbeit antrieben, aber die Männer in den weißen Mänteln brauchten keine Antreiber. Sie wußten, was sie erwartete, wenn die Bombe ihr Ziel verfehlte, und man den Fehler bis in ihre Arbeitsräume verfolgen konnte.
    Was aber würde sich ereignen, wenn die Bombe ihr Ziel fand?
    Die Hölle würde sich auftun, auf Meilen würde die Erdkruste aufbrechen, Meteorkrater, wie es sie in Arizona gab, würden lächerlich winzig wirken gegen den Krater, den die Bombe geschaffen hatte. Hiroshima und Nagasaki würden kleine Feuerwerke im Vergleich dazu sein. Es bestand die Möglichkeit, daß das geschmolzene Magma des Planeten hervorbrechen und alles unter sich ersticken würde. Wo jetzt Berge sich erhoben, konnte ein riesiger See flüssiger Lava erscheinen.
    Die von der Detonation der Bombe ausgehende Druckwelle würde wahrscheinlich stark genug sein, um jeden Wolkenkratzer in Amerika einstürzen zu lassen, der bisher die kriegerischen Ereignisse überstanden hatte. Traf die Bombe das Gebiet eines der zahlreichen Nebenflüsse des Mississippi, so war damit zu rechnen, daß die Wasserversorgung aller Städte bis New Orleans durch Radioaktivität verseucht würde. Welche Wirkungen die Detonation sonst haben würde, konnte man nur ahnen. Feststand, daß hohe und höchste Luftströmungen einen tödlichen Regen radioaktiver Partikelchen über das ganze Land verstreuen würden.
    „Null minus zehn Minuten!“
    Der helle, singende Ton einer Geige war in der riesigen Höhle zu vernehmen, aber niemand achtete auf ihn, da er im Geräusch eilender Füße und klirrenden Metalls fast unterging. Der erste Asiat, der seiner Wirkung zum Opfer fiel, war ein dicker Ingenieur. Er stieß einen langen Seufzer aus, breitete die Arme und sank langsam zu Boden, wo er reglos liegenblieb. Einer der bewaffneten Posten sah es, lief zu dem Bewußtlosen und riß das Gewehr von der Schulter. Mit einem schnellen Blick überzeugte der Posten sich davon, daß der Ingenieur schlief. Ein Schuß peitschte durch die Halle, und schon mußte sich der Posten einem zweiten Mann zuwenden, der ebenfalls der unerträglichen Müdigkeit nachgegeben hatte.
    Ein Techniker, der damit beschäftigt war, die Tanks der Bombe mit Treibstoff zu füllen, war das dritte Opfer. Es gelang ihm noch, den Verschluß aufzuschrauben, dann schlossen sich seine Augen, und er sank gähnend zu Boden.
    Ein Offizier stürmte in den Raum, blickte sich verwirrt um.
    „Schlafgas!“ schrie er. „Erhöhte Wachsamkeit! Alle Fremden, alle Verdächtigen sind sofort zu erschießen!“
    Mißtrauen schlich sich zwischen Arbeiter, Techniker und ihre Bewacher. Jeder belauerte jeden, Schüsse fielen in immer schnellerer Folge, je mehr Männer sich der Müdigkeit nicht zu erwehren vermochten. Panikstimmung kam auf, in der sogar Posten aufeinander schossen, ohne verhindern zu können, daß schließlich auch der letzte Mann seinem überwältigenden Schlafbedürfnis nachgegeben hatte.
    Als Kurt Zen die Halle betrat, ruhte die Arbeit, Grabesstille herrschte in dem weiten Gewölbe. Pulverrauch hing in der Luft.
    Aber die Bombe hing startbereit in der haushohen, komplizierten Vorrichtung; der Teil des Berges, durch den sie in den Weltraum geschleudert werden sollte, hatte sich darüber geöffnet.
    „Scheint, daß wir noch zur rechten Zeit gekommen sind“, sagte eine Stimme neben Zen. Er wandte den Kopf und
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