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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
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erkannte Larson, der verwundert das Durcheinander in der Halle musterte. „Sieht aus, als hätten sie begonnen, sich gegenseitig umzubringen“, murmelte er verständnislos. „Verstehen Sie das? Sind die Leute plötzlich verrückt geworden?“
    „Ich hätte nichts dagegen, wenn es so wäre“, erwiderte Zen.
    „Alles in allem, war die Reise durch das Nichts auch nicht gerade ein Vergnügen“, fuhr Larson fort. „Dagegen war die Fahrt auf einem U-Boot ein Sonntagsausflug.“
    Zen mußte dem anderen recht geben. Vielleicht hatte es hauptsächlich daran gelegen, daß man ihnen keine Zeit gelassen hatte, sich auf diese Reise vorzubereiten, sich zu akklimatisieren. West hatte sie vor ein geheimnisvolles Instrument geführt, das der Aufmerksamkeit Cusos entgangen war. Zen, Grant, Larson und Thurmann hatten ein sonderbares Summen in ihren Gliedern gespürt, dann hatte West auf einen Knopf gedrückt, und die Umgebung hatte sich in ein Nichts aufgelöst. Als die Männer wieder zu sich kamen, schwebten sie bereits im Weltraum, unter sich das Nichts, das sich in die Unendlichkeit zu erstrecken schien.
    Bin leises Sirren erklang, dicht neben Zen und Larson kam Grant aus dem Weltraum und nahm wieder Gestalt an. Sein Gesicht trug einen verblüfften Ausdruck, aber seine Hände umklammerten immer noch das Gewehr, das er einem von Cusos Soldaten abgenommen hatte.
    „Unter uns gesagt, ich würde lieber jeden Tag wieder auf einen Satelliten fliegen, als noch einmal diese unheimliche Fahrt durch das Nichts zu machen“, murmelte er Zen zu.
    „Ganz Ihrer Ansicht“, nickte Zen. „Aber der Zweck ist erreicht – wir sind an Ort und Stelle!“
    Während er noch sprach, tauchte Nedra hinter ihnen auf. Sie lächelte und sah so frisch aus, als sei sie soeben dem Bad entstiegen. Zeh wunderte sich über ihre eisernen Nerven.
    „Was nun?“ fragte Larson. „Eigentlich brauchen wir sie nur alle zu fesseln. Es ist fast zu schön, um wahr zu sein!“
    „Allerdings“, sagte Zen mit schmalen Lippen. „Ich traue dem Frieden nicht.“ Er fühlte die Gefahr, die ihnen immer noch drohte, aber er wußte nicht, wo er sie finden könnte.
    „Halt!“ Es war Grants Stimme, die Zens Kopf herumfahren ließ.
    Einer der Asiaten hatte sich erhoben und taumelte schwankend auf ein riesiges Schaltbrett zu, das sich zu Füßen der Rakete befand.
    „Ein Schlafwandler“, murmelte Larson.
    „Sehen Sie nur, wie wackelig er auf den Beinen ist!“
    „Null minus eine Minute!“ kam in diesem Augenblick die metallische Stimme aus den Lautsprechern.
    Grants Blicke irrten über Wände und Decke des Raumes. „Wo, zum Teufel, ist das Mikrofon angebracht?“ fragte er verblüfft. „Was soll diese Ansage?“
    Der Asiate setzte seinen Weg unbeirrt fort. Er erreichte das Schaltbrett, starrte es an, als sähe er es nicht, preßte die Fäuste stöhnend gegen seine Schläfen.
    „Soll ich schießen, Oberst?“ fragte Grant und hob das Gewehr.
    Zen zögerte. Er erinnerte sich der Bitte Wests, jede Gewaltanwendung zu vermeiden, es sei denn, man müsse einer unmittelbaren Lebensbedrohung begegnen. Obwohl sein Zögern nur den Bruchteil von Sekunden dauerte, entschied es über Leben und Tod.
    „Schießen Sie!“ befahl Zen, aber es war schon zu spät. Der Asiate hob den Arm, legte einen rotgestrichenen Hebel um. Zusammen mit dem Schuß, der den Asiaten zu Boden warf, erklang ein dumpfes Geräusch, als ein Mechanismus innerhalb der Raketenhülle zu arbeiten begann.
    „Zurück!“ schrie Nedra entsetzt auf. Sie griff nach Zens Arm und zog ihn mit sich, Grant und Larson folgten mit schreckensbleichen Gesichtern. Das dumpfe Dröhnen in der Rakete wurde stärker und stärker, es teilte sich dem steinernen Boden mit, der wie unter einem Erdbeben zu zittern begann. Rauch und Flammen zischten aus dem unteren Ende der Rakete, unerträgliche Hitze zwang Nedra und die Männer, sich an die gegenüberliegende Wand zurückzuziehen. Dann zündete der erste Treibsatz, das schwere Geschoß begann an der Abschußvorrichtung zu rütteln, es schien, als geriete der ganze Berg in Bewegung.
    Mit donnerndem Getöse löste sich die Rakete und stieg durch die breite Öffnung im steinernen Gewölbe dem Himmel entgegen, einen riesigen Feuerschweif hinter sich herziehend, der noch gegen die Helligkeit des Tages stand, als das Geschoß längst den Blicken der Menschen entschwunden war.
    „West!“ keuchte Zen atemlos und wiederholte seinen Ruf, der einem Todesschrei nicht unähnlich war.
    „Ich
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