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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts
Autoren: Sergej Lukianenko
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genaue Lage kennen. Trotzdem kann ich Fehler machen ... Manche lassen sich gar nicht vermeiden.«
    Ich hatte nicht gespürt, wie er meine Gedanken gelesen hatte. Obwohl er genau das getan hatte.
    »Du hast alles richtig verstanden, Anton. Ich bin bereit, jede Sekunde zur Station zu starten. Bevor ihr noch irgendwas dagegen unternehmen könnt. Und selbst wenn Geser und Sebulon sich gewaltig ins Zeug legen würden, würden eure Kräfte nicht ausreichen. Ich habe meine Kraft nämlich maximal entfaltet. Ich habe die absolute Kraft erlangt! Darüber gibt es nichts mehr! Geser hat davon geträumt, dass deine Tochter die erste Zauberin mit einer solchen Kraft wird ...« Kostja grinste. »Aber jetzt bin ich es geworden!« »Eine Zauberin?« Ich gestattete mir ein Grinsen.
    »Ein absoluter Magier«, entgegnete Kostja scharf. »Deshalb werdet ihr mich nicht besiegen. Denn ihr werdet nicht mehr Kraft zusammenbekommen, als ich habe, das ist euch doch klar, oder? Ich bin absolut!«
    »Du bist eine absolute Null«, sagte ich. »Du bist ein absoluter Vampir.«
    »Ein Vampir, ein Magier... was macht das schon für einen Unterschied? Ich bin ein absoluter Anderer.«
    »Stimmt, es gibt keinen Unterschied. Wir leben nämlich alle auf Kosten der menschlichen Kraft. Und du bist mit Sicherheit nicht der Stärkste, du bist der Schwächste. Du bist die absolute Leere, in die fremde Kraft strömt.«
    »Von mir aus auch das.« Kostja ließ sich auf keinen Streit ein. »Das ändert nämlich gar nichts, Anton! Ihr werdet mich nicht aufhalten, und ich werde das tun, was ich vorhabe.« Er zögerte kurz, dann fügte er hinzu: »Und du schlägst dich sowieso nicht auf meine Seite... Worüber denkst du nach?« Ich antwortete nicht. Ich schöpfte Kraft.
    Von Geser und Sebulon, von den Dunklen und den Lichten, von den Guten und den Bösen. Irgendwo dort, weit weg von mir, gaben mir diejenigen, die ich liebte, ihre Kraft. Und auch diejenigen, die ich hasste. Jetzt spielte es für mich keine Rolle mehr, ob die Kraft licht oder dunkel war. Wir alle saßen im selben Boot... in einem Raumschiff, das in die absolute Leere flog...
    »Was ist? Schlag schon zu«, sagte Kostja amüsiert. »Überraschen wirst du mich sowieso nie wieder.«
    »Schlag«, flüsterte Geser. »Schlag mit dem >weißen Höhenrauch<.«
    Das Wissen, was es mit dem »weißen Höhenrauch« auf sich hatte, kroch mit der lichten Kraft in mich hinein. Ein schreckliches Wissen, ein beängstigendes - deshalb hatte selbst Geser diesen Zauber nur ein einziges Mal angewendet und danach geschworen, es nie wieder zu tun...
    »Schlag«, riet Sebulon. »Am besten mit dem >Schatten der Herrscher<.«
    Das Wissen, was es mit dem »Schatten der Herrscher« auf sich hatte, huschte mit der dunklen Kraft in mich hinein. Ein ekelhafter Zauber, der Entsetzen verbreitete - deshalb hatte selbst Sebulon es nie riskiert, diesen Schatten aus der fünften Schicht des Zwielichts aufzuheben...
    »Schlag«, sagte Edgar. »Mit dem >Sarkophag der Zeiten<. Unbedingt mit dem >Sarkophag der Zeiten<.«
    Das Wissen, was es mit dem »Sarkophag der Zeiten« auf sich hatte, sprudelte mit der Kraft der Inquisitoren in mich. Ein kaltes Wissen, ein tödliches - denn derjenige, der den Zauber wirkte, blieb zusammen mit seinem Opfer im Sarkophag. Für immer, bis ans Ende des Universums...
    »Und wenn wir ihm den Skaphander durchlöchern?«, fragte Lass, der mit der Pistole in der Tür stand. Ein absoluter Anderer. Eine absolute Null. Der Stärkste, der Schwächste... Ich sammelte die mir verliehene Kraft - und legte sie in einen Zauber siebten Grades, einen der einfachsten Zauber, die jeder Andere beherrscht. Den »Schild des Magiers«. Vermutlich wurde noch nie so viel Kraft so sinnlos vergeudet.
    Und vermutlich war noch nie ein Magier auf der Welt so gut abgeschirmt. Gegen alles.
    Ein weißer netzartiger Kokon entstand um mich herum. Die durch die Fäden des Kokons strömende Energie ließ sie leise knistern. Der Kokon verlor sich im Nirgendwo, tief im Universum, dort, wo man aufhört, die Schichten des Zwielichts zu zählen, wo es keine Materie mehr gibt, keinen Raum, keine Zeit, rein gar nichts, was ein Mensch oder ein Anderer verstehen könnte.
    »Was ... machst du da?«, fragte Kostja - und sein Gesicht nahm einen kindlich verletzten Ausdruck an. »Was machst du, Anton?«
    Ich schwieg. Stand da und sah ihn an. Nicht einmal der Schatten eines Gedankens durfte über mein Gesicht huschen. Sollte Kostja doch denken, was er wollte.
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