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297 - Die Zeit läuft ab

297 - Die Zeit läuft ab

Titel: 297 - Die Zeit läuft ab
Autoren: Sascha Vennemann
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politischen Reformen ins Rollen gebracht. Ob er wohl wusste, dass der eigentlich gute Plan in einer Katastrophe geendet hatte?
    Erneut schaute Jola durch das Fernglas auf das Luftschiff. Es war nun so nahe, dass sie die Gondel in Augenschein nehmen konnte. Vielleicht war ja zu erkennen, wer sich an Bord befand?
    Der Schock fuhr der jungen Frau derart durch den Körper, dass ihr das Fernglas aus der Hand fiel und auf den Boden der Plattform klapperte.
    Tomasz zuckte zusammen und stieß vor Schreck einen kleinen Schrei aus. »Was zur Hölle…?«
    »Nein«, flüsterte Jola und schlug die Hände vors Gesicht. »Nein, das kann nicht sein…«
    Tomasz hatte sich wieder gefangen und machte einen Schritt auf sie zu. Ihr Anblick musste auf ihn gespenstisch wirken, denn unsicher und vorsichtig nahm er sie in seine Arme und redete beruhigend auf sie ein. »Was ist denn los, Jola? Warum…?«
    »Ist… ist das Fernglas noch heil?«
    Tomasz bückte sich und untersuchte das Binocular. »Es ist nicht gesplittert oder anderweitig beschädigt.«
    »Dann sieh hinauf zum Luftschiff. Schau dir die Gondel an und sag mir, was - oder besser wen - du dort an einem der Fenster siehst…«
    Während ihr Freund tat, um was sie ihn gebeten hatte, sah Jola, wie sich ein Grinsen Tomasz' Gesicht stahl. »Er ist es!«, sagte er. »Ich erkenne ihn auch!«
    Jola schluckte. »Ich… ich hatte gerade an Maddrax gedacht! Und prompt taucht er hier auf!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und rieb sich über die Unterarme. »Das ist doch verrückt… Aber es ist keine Einbildung, oder?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es ist. Er hat sich kein bisschen verändert in den Jahren. Trägt nur andere Klamotten, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Aber was will er hier?«, überlegte Jola. »Doch nicht nur einen Rundflug! Er wird einen Landeplatz suchen und mit der Regierung Kontakt aufnehmen wollen…«
    Tomasz klatschte erregt in die Hände. »Und wenn er das tut, fällt er dem Solnosc und seinen Männern in die Hände!«
    Die Starre fiel schlagartig von Jola ab. Bewegung kam in die Anführerin des Widerstandes. »Los, hol den Lichtsignal-Geber, schnell!«
    Tomasz rannte zur Leiter in der kreisrunden Bodenöffnung der Aussichtsplattform, um den Apparat zu holen, mit dem sich der Widerstand von Hausdach zu Hausdach per Morsecode Nachrichten zu schicken pflegte. »Schon unterwegs! Behalte du das Schiff im Auge!«
    »Beeil dich!«, rief ihm Jola hinterher. »Wir müssen ihm unbedingt mitteilen, dass er außerhalb der Stadt landen und dann zum Kirchplatz kommen soll!«
    Schnell wandte sie sich wieder um und verfolgte den Zeppelin mit Blicken. Maddrax… was tust du hier? , dachte sie. Und plötzlich regte sich eine Hoffnung ihr: War der Mann, dessen politische Entscheidung in Waarza alles auf den Kopf gestellt hatte, vielleicht hier, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen…?
    ***
    Am Nabel der Welt
    Unter den unzähligen Fragen, die sich Ann Drax in den letzten Wochen und Monaten gestellt hatte, gab es eine, die sie nie wirklich losgelassen hatte: Warum ich?
    Es wollte einfach nicht in ihren Kopf, warum das Schicksal sie derart quälen musste. Wenn man es genau nahm, dann waren die Zeiten, in denen sie ein glückliches Leben geführt hatte, verschwindend kurz gewesen. Sie war von Außerirdischen entführt worden, hatte miterleben müssen, wie ihre Mutter Jenny und all ihre Freunde aus Corkaich versteinert wurden, war lange Zeit mit einem verrückten Ex-Techno umhergezogen… und gerade als sie dachte, ihr Leben könnte wieder in geregelten Bahnen verlaufen, tat sich der nächste Abgrund auf.
    So groß die Freude darüber gewesen war, ihren Vater endlich gefunden zu haben, und so schön es gewesen war Mom, Pieroo und all die anderen wohlbehalten und lebend wiederzusehen, so unglaublich schmerzhaft war die anschließende Erfahrung gewesen, dass die vertrauten Menschen sich schrecklich verändert hatten.
    Alle, die einmal versteinert gewesen waren, schienen wie ausgewechselt. An Mom war nichts Liebenswertes mehr gewesen, nachdem Matt aus Corkaich abgereist war. Ihre eigene Mutter wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, und Pieroo, den sie wie einen zweiten Vater ansah, hatte sie unnachgiebig wieder eingefangen, als sie einen Fluchtversuch unternahm.
    Warum war gerade ihr ein solches Schicksal beschieden? Oder gehörte es vielleicht zum Leben dazu, leiden zu müssen? Ann wusste darauf keine Antwort.
    Immerhin war es ein Fortschritt, dass man sie
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