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293 - Running Men Blues

293 - Running Men Blues

Titel: 293 - Running Men Blues
Autoren: Stephanie Seidel
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schwankenden Riesenkonstrukt. Plötzlich war der Boden weg und seine strampelnden Füße traten ins Nichts.
    Wallace schrie auf.
    »Still!«, fuhr ihn Keeva an. Einen Moment war sie abgelenkt. Drehte den Kopf nach hinten, verlagerte dabei unwillkürlich ihr Gewicht.
    Der Drachenflieger reagierte auf die vermeintliche Steuerung. Auch er drehte sich - und verlor den Windkontakt. Der LIBERTY WINGS begann zu trudeln. Er fiel und fiel. Keeva versuchte gegenzulenken, fort von den riesigen Büschen weiter vorn, doch es gelang nicht.
    Mit der Spitze voran rauschte der Flieger in das Strauchwerk. Äste brachen, zurückschnellende Zweige peitschten an Keeva und Wallace entlang.
    Nach endlos scheinenden Sekunden hielt der LIBERTY WINGS an. Schwankend hing er über dem Boden.
    Keeva löste ihren Sicherheitsgurt und ließ sich fallen.
    Wallace hörte es krachen und knacken. Er hatte solche Angst, das Mädchen würde zu Tode stürzen!
    »Kommen Sie, Bürgermeister! Es ist nicht tief!«, rief ihm Keeva halblaut zu.
    Er teilte diese Meinung nicht, als er zweieinhalb Meter durchs Geäst brach. Doch er kam heil unten an.
    Und war frei…
    ***
    26. März 2527, Waashton
    Allmählich wurde es Frühling. Die Schneeschmelze war vorüber, das Hochwasser des Potomac ging zurück. Der Viehbestand, der sich während des Hungerwinters merklich reduziert hatte, wurde jetzt auf die Weide getrieben. Alles wirkte so normal.
    Um Kroow war es in den letzten Wochen merkwürdig still geworden. Man sah ihn nicht, man hörte ihn nicht. Manche schöpften sogar schon Hoffnung, das Monster hätte sich heimlich aus dem Staub gemacht. Nur die Stadtmauer, an der zurzeit letzte Arbeiten getätigt wurden, war ein Indiz dafür, dass Kroow noch immer im Pentagon saß.
    Und seine Geduld war aufgebraucht.
    Arthur Crow hatte bis zuletzt gehofft, das Volk mit Zuckerbrot und Peitsche auf seine Seite zu ziehen. Doch die Menschen waren nicht mehr die tumben Barbaren, über die er vor vielen Jahren geherrscht hatte. Sie hatten realisiert, dass die Running Men ihre einzige Hoffnung waren, und nicht mal der mieseste Halunke dachte daran, Mr. Black ans Messer zu liefern.
    Zuckerbrot und Peitsche hatten ausgedient. Crow entschied sich für den Terror.
    Nach der peinlichen Schlappe am Lincoln Memorial war ihm die Lust auf das Katz-und-Maus-Spiel mit Mr. Black vergangen.Die Winterzeit hatte Crow genutzt, um die Stadtmauer fertig stellen und die Klonjungen eine militärische Ausbildung durchlaufen zu lassen. Gleichzeitig schickte er seine Scheinsoldaten nach Spooky Pines, um die letzten Gelege zu holen.
    Widerstand in den Reihen der regulären Soldaten gab es nicht mehr. Beim geringsten Verdacht schlug Crow mit aller Härte zu. Er tötete nicht die Männer selbst, sondern deren Familien. Das hatte er zwei-, dreimal durchgezogen. Seitdem war Ruhe.
    An einem sonnigen Tag im März traf die Meldung im Pentagon ein, dass die Stadtmauer stand. Sie war kein kleines Steingebilde - sie war ein wuchtiges Bollwerk, das die Stadt hermetisch von der Außenwelt abschloss. Kroow befand, dass die Zeit gekommen war, und schickte seine Soldaten los.
    Sie schwärmten überall aus, in jede Straße. Wo immer Zivilisten lebten, bezogen sie Stellung. Als das Militär in Position war, griff Crow zum Funkgerät.
    »Mr. Black!«, klang die harsche Stimme des Generals durch Waashton. »Ich weiß, dass Sie mich hören können! Egal, wo Sie sich verstecken, kommen Sie raus aus Ihrem Loch und sehen Sie sich gut um, denn was ich Ihnen zu sagen habe, werde ich nicht wiederholen!«
    ... holen ... holen , hallte ein Echo durch die Goonshacks. Black und Nighthawk brauchten ihr Funkgerät nicht, um Crows Rede zu verfolgen.
    »Die Stadt ist umstellt, Mr. Black! Niemand kann heraus! Sie haben achtundvierzig Stunden Zeit, sich zu ergeben. Tun Sie es nicht, mache ich aus Waashton eine Soldatenstadt.«
    Black und Nighthawk tauschten fragende Blicke. »Was hat er vor?«, raunte der Indianer. Die Antwort kam postwendend.
    »Eine Stadt ohne Zivilisten!«, rief Crow. »Und damit Sie sehen, dass ich nicht bluffe, gebe ich Ihnen jetzt einen kleinen Vorgeschmack.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sagte Crow noch ein einziges Wort:
    »Feuer!«
    Irgendwo im Zentrum ratterten Gewehrsalven. Black zog den Driller, wollte losrennen, helfen. Nighthawk hielt ihn mit Mühe fest.
    »Halt, halt!«, sagte er. »Du stirbst einen sinnlosen Tod, wenn du das tust! Bleib hier, ich seh mir die Sache an.« Er zögerte.
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