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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge
Autoren: Christian Schwarz
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nicht?« Der Chefexekutor drückte die Klinge ein wenig tiefer in Wyetts Hals. Der Junge röchelte. Ein dünner Blutfaden lief aus der oberflächlichen Schnittwunde.
    »Ich sag nichts.«
    Alastar knurrte. Er warf den Jungen zu Boden. Wyett schrie auf, die anderen standen wie erstarrt. Doch selbst Patric Pancis unternahm in diesem Moment nichts. Wenn Wyett tatsächlich für den Überfall mitverantwortlich war, dann war eine harte Behandlung durchaus angebracht.
    »Also gut«, sagte Alastar und grinste dämonisch. »Dann wirst du sterben. Aber glaub nicht, dass ich dich einfach absteche. Dein Tod wird sehr, sehr lange dauern. Vielleicht ziehe ich dir die Haut ab, schön langsam. Irgendwann wirst du reden, verlass dich drauf. Hier hast du schon mal einen Vorgeschmack.« Er kniete sich auf Wyetts Brust, legte seine Hände um dessen Hals und drückte zu.
    Es dauerte einige Sekunden, dann meldete sich Turner zu Wort. »Lass ihn leben, Herr Alastar!«, rief er mit bebender Stimme. »Sperren wir ihn erstmal ein, und dann werde ich schon dafür sorgen, dass er redet. Das verspreche ich.«
    Der Chefexekutor ließ tatsächlich los und stieß den würgenden und hustenden Wyett zu Boden. »Ich kenne viele erfolgreiche Wege, jemanden zum Sprechen zu bringen«, sagte er an Turner gewandt. »Aber ich bin schon sehr gespannt auf deinen.«
    ***
    Wyett wurde in einen alten hölzernen Schuppen gestoßen, der an den Wirtschaftstrakt angebaut war. Er hörte, wie draußen der eiserne Riegel einrastete. Der Junge wunderte sich, dass er noch lebte, und er war stolz darauf, nichts verraten zu haben. Sein Herzschlag raste aber aus einem anderen Grund schon fast im roten Bereich.
    Seine Peiniger hatten einen schweren Fehler begangen! Gleich würde sich auszahlen, dass er die Burg genauestens erkundet hatte.
    Wyett wartete einige Minuten. Dann ging er zur linken Seitenwand, an der das Brennholz aufgestapelt lag. Zwischen Vorderwand und Holzbeuge gab es einen schmalen Spalt. Das Brett dahinter war irgendwann mal abgegangen und nur locker wieder befestigt worden. Wyett brauchte lediglich kräftig daran zu rütteln, dann hatte er es abgelöst. Er stellte es beiseite und huschte hinaus in die Freiheit.
    Draußen graute bereits der Morgen. Auf dem Burghof war niemand zu sehen. Wyett rannte im Schatten der Wände zum Turm, stieg in die Verliese und floh durch den Gang, durch den er die Arfaarer hereingelotst hatte.
    So schnell er konnte, schlug er sich nach Kaikie durch. Er hatte fürchterliche Angst allein in den dämmrigen Wäldern, in denen es raschelte und knackte, aber noch mehr Angst hatte er vor Alastar.
    Es war bereits heller Tag, als Wyett in Kaikie ankam. Er rannte direkt den Berg hoch zu Arfaars Haus , denn dort hielt sich sein Vater um diese Zeit immer auf. Tatsächlich kniete Jeef vor dem blumengeschmückten Altar und betete inbrünstig. Erstaunt hob er den Kopf, als der Junge hereinstürmte.
    Wyett warf sich seinem Vater schluchzend an die Brust. Er erzählte, dass acht Männer bei dem Überfall ums Leben gekommen waren.
    Auch in Jeefs Augen stand nun das Wasser. »Diese verdammten Piigs. Ich muss sofort zum Conoor un mit ihm reden, was wir weiter tun.«
    »Ich komm mit, Dad.«
    »Also gut, dann komm.« Ohne Arfaar-Gruß erhob sich Jeef und hastete aus dem Gotteshaus. Er konnte sich nicht richtig bewegen, denn die Wunden des Überfalls gestern Abend schmerzten noch immer. Er holte er seinen Widder aus dem Stall und spannte ihn vor einen hölzernen, zweirädrigen Karren. Vater und Sohn kletterten auf den Bock. Kurze Zeit später zuckelte der Karren in die Highlands hinein.
    Zwei Stunden brauchten Jeef und Wyett bis Fakik. Der Arfaar-Priester hielt den Karren in einem Wald ein ganzes Stück außerhalb der Stadt an. Als die beiden aus dem Dickicht traten, erhob sich vor ihren Blicken eines der größten Wunder, das sie kannten.
    In einem runden, mit Wasser gefüllten Becken, das mehr als fünf Speerwürfe(1 Speerwurf =100 Meter) durchmaß und das noch die Menschen vor Kristofluu angelegt hatten, stand das Wheel . Es erhob sich in Schwindel erregende Höhen und bestand vollkommen aus weißem Stahl. Die Doppelpfeiler, die von weitem wie die Seitenansicht eines Vultuur-Kopfes wirkten, trugen einen breiten künstlichen Fluss, der sich, von vier weiteren Pfeilern gestützt, bis zum nächsten Hügel fortsetzte. Aus dem künstlichen Fluss fiel das Wasser in einem mächtigen Strom gischtend in das Becken. Von dort floss es in einen normalen Fluss,
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